Alpen-Gemeinde plötzlich Touristen-Hotspot – Anwohnende sauer: „Sie fotografieren unsere Kinder“
Eine kleine Gemeinde wird aufgrund einer Serie zu einem Touristen-Hotspot. Doch die Schweizerinnen und Schweizer sind enorm verärgert von deren Verhalten.
Lungern – Die Schweiz, unser Nachbarland, ist bekannt für ihre malerischen Seen. Zürichsee, Vierwaldstättersee, Genfersee und der nördliche Teil des Lago Maggiore locken. Doch nicht nur die bekannten, großen Gewässer ziehen Tourist:innen an, auch kleinere Seen wie der Lungernersee in der gleichnamigen Gemeinde erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Allerdings gibt es in Lungern derzeit Schwierigkeiten, eine Vielzahl an Beschwerden über unangemessenes Verhalten von Touristen erzürnt die Bewohner:innen.
Lungernersee von Tourist:innen zum Hotspot gemacht – Urlauber:innen schießen Fotos von Kindern
Lungern, im Herzen der Schweiz und umgeben von den Alpen, bietet ein atemberaubendes Panorama. Der smaragdgrüne See, die traditionellen Häuser und die zahlreichen Aktivitäten, die man dort unternehmen kann, sind ein Magnet für Besuchende, die Erinnerungen mit der Kamera festhalten wollen. Doch laut den Einheimischen benehmen sich diese Menschen unangemessen. „Sie latschen in unsere Gärten und fotografieren unsere Häuser. Doch nicht nur das: Meine Kinder spielen halbnackt in der Badi (Anm. d.R. Freibad) und werden fotografiert. Das geht doch nicht!“, äußert eine Bewohnerin gegenüber 20min.ch.
Die berühmte Serie „Crash Landing on You“ hat dazu geführt, dass Lungern zu einem Hotspot für asiatische Touristinnen und Touristen geworden ist. „Sie kommen mit ihren Koffern, laufen durchs Dorf und verschwinden danach wieder. Wirtschaftlich bringt uns der Tourismus also kaum etwas“, klagt ein weiterer Bewohner. Im Gegensatz dazu freut sich die Gastronomie über den Zustrom an Tourist:innen. „Touristen machen die Hälfte unserer Kundschaft aus. Ohne sie wären wir schlecht dran“, sagt eine Mitarbeiterin eines Restaurants. Eine begeisterte US-Touristin beschreibt die Schweiz sogar als einen „unwirklichen Ort“.
Eine Serie, in der eine Südkoreanerin und ein Nordkoreaner eine Liebesbeziehung eingehen und die Schweiz eine wichtige Rolle spielt, hat die außergewöhnliche Landschaft von Lungern in den Fokus gerückt. „Die außergewöhnliche Landschaft mit dem markanten smaragdgrünen See, die Berge rundherum … Es gibt gute Gründe, warum Besucher und Besucherinnen begeistert sind“, erklärt Daniel Scardino, Geschäftsführer von Obwalden Tourismus, gegenüber 20min. „Die Suche nach dem besonderen Drehort. Das stört (wahrscheinlich) die Einheimischen, die plötzlich Fremde in ihren Gärten und sogar in ihren Wohnungen vorfinden.“
Verbotstafeln am Touristen-Hotspot folgen: „Kurzfristige Maßnahme“
„Auf einen solch rasanten Anstieg war Lungern nicht vorbereitet“, gesteht Andreas Kammer, Geschäftsführer der Gemeinde, gegenüber dem Schweizer Portal. „Dass wir Verbotstafeln kostenlos an Lungerer abgeben, zählt zu den kurzfristigen Maßnahmen. Diese beruht auf Vorschlägen und Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Es ist eine Minderheit effektiv betroffen, aber wir wollen auch ihr gerecht werden.“
Besonders problematisch sind Touristinnen und Touristen, die Kinder berühren. Eine Verantwortliche der Schule berichtete, dass blonde Kinder fotografiert oder sogar angefasst werden. Eine Südkoreanerin, die von 20min.ch angesprochen wurde, reagiert unverständlich: „Die Schweizer Kultur ist schon anders als unsere. Wenn man uns aber auf den Verhaltenskodex hinweist, beachten wir ihn normalerweise auch. Dass es Leute gibt, die Kinder anfassen und Wohnungen betreten, finden wir schrecklich. Niemals würde uns so etwas in den Sinn kommen.“ (ank)