Enttäuschende Quartalsberichte und geplante Massenentlassungen bei Tech-Riesen, schwache Arbeitsmarktzahlen und Konflikte wie im Nahen Osten – das alles schürt Unsicherheiten bei den US-Anlegern zum Wochenende. Das zeigt sich auch am “Angstbarometer” der Wall Street, das seit Monaten den höchsten Wert erreicht.
An der Wall Street hat die Angst vor einem Wirtschaftsabschwung die Talfahrt zum Wochenschluss beschleunigt. Ein überraschend langsamer Stellenaufbau und eine steigende Arbeitslosigkeit im Juli brachten das Thema Rezession zurück in die Handelsräume. Ebenso verunsicherte die sich schneller drehende Eskalationsspirale im Nahen Osten und die zunehmende Kriegsgefahr in der Krisenregion die Investoren. Der VIX-Index, der die Volatilität des US-Aktienmarkts misst und eine Art Angstbarometer der Wall Street darstellt, stieg auf den höchsten Wert seit März 2023.
Enttäuschende Quartalsberichte der US-Technologieriesen Amazon und Intel schlugen Investoren an der Wall Street in dem hoch bewerteten Sektor in die Flucht. Der technologielastige Nasdaq schloss 2,4 Prozent tiefer auf 16.776 Zählern. Der Dow-Jones-Index gab 1,5 Prozent auf 39.737 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,8 Prozent auf 5346 Stellen ein.
Die vom KI-Hype getriebenen Tech-Aktien hatten die US-Börsen in den vergangenen Monaten maßgeblich von Rekord zu Rekord eilen lassen. Anleger sollten sich in dem Sektor auf starke Kursschwankungen einstellen, sagte Michel Purves, Chef der Beratungsfirma Tallbacken Capital. Diese sollten aber nur von kurzer Dauer sein. “Die Gewinnmeldungen waren zwar nicht berauschend, aber auch nicht schlecht.”
Zwischen Zinshoffnung und Rezessionsangst
Ein schwacher US-Arbeitsmarktbericht schürte die Ängste vor einer Rezession in den USA im späteren Jahresverlauf. Im Juli kamen nur 114.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 175.000 gerechnet. Die separat ermittelte Arbeitslosenquote stieg im Juli überraschend auf 4,3 Prozent. Die Daten setzten die US-Notenbank Fed unter Druck, die Zinsen rasch zu senken, sagten die Anlageexperten von Bantleon. “Fällt der nächste Arbeitsmarktbericht erneut negativ aus, dürfte sich die Fed dazu gezwungen sehen, den Zinssenkungszyklus mit einem 50-Basispunkte-Schritt einzuleiten oder sogar noch vor der nächsten Sitzung zu handeln.” Der Präsident der Federal Reserve Bank von Chicago, Austan Goolsbee, sagte indes, die Notenbank wolle auf die Zahlen eines einzelnen Monats “nie überreagieren” und solle stabil Kurs halten.
Am Devisenmarkt tauchte der US-Dollar angesichts der zunehmenden Wetten auf sinkende Zinsen ab. Der Dollar-Index, der die Devise bre zu anderen wichtigen Währungen misst, fiel um 1,1 Prozent auf 103,20 Punkte. Gleichzeitig legten sich die Anleger die als sicherer Hafen geltenden Anleihen in die Depots. Die Rendite der US-Treasuries sank im Gegenzug auf 3,819 Prozent nach 3,978 Prozent. Am Rohstoffmarkt setzten Nachfragesorgen die Ölpreise stark unter Druck. Die Preise für die Sorten Brent und WTI verbilligten sich um bis zu 3,5 Prozent und rissen Aktien aus dem Energiesektor mit nach unten. Chevron litten zudem unter nicht erfüllten Gewinnerwartungen – die Aktien sanken um 2,7 Prozent.
Unsicherheit in der Tech-Branche
Aktien des Chip-Konzerns Intel brachen um mehr als ein Viertel ein. Anleger flüchteten angesichts geplanter Massenentlassungen und Dividendenstreichungen. Amazon taucht um 8,8 Prozent ab. Auf die Stimmung drückten der schwächelnde Online-Handel sowie die hohen Kosten für den Auf- und Ausbau von Rechenkapazitäten für Künstliche Intelligenz (KI). Die Aktien von Snap fielen knapp 27 Prozent. Eine düstere Prognose der Snapchat-Muttergesellschaft verstärkte die Furcht der Anleger vor Marktanteilverlusten im hart umkämpften digitalen Werbegeschäft. Apple-Aktien stemmten sich gegen den Markttrend und gewannen 0,7 Prozent. Die iPhone-Verkäufe im Quartal waren besser ausgefallen als erwartet.