Apothekensterben in Bayern: So groß ist der Rückgang in Ihrer Region
In ganz Bayern geht die Zahl der Apotheken zurück. Eine Stadt verlor binnen fünf Jahren ein Drittel seiner Apotheken. Unsere Karte zeigt: So steht es um die Apotheken in Ihrer Region.
Hierzulande ist immer wieder vom „Apothekensterben“ die Rede. Doch wie kritisch ist die Situation tatsächlich? Neue Daten der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) liefern erstmals einen umfassenden Überblick darüber, wie viele Apotheken in den letzten Jahren in Bayern geschlossen haben. Die Zahlen liegen IPPEN.MEDIA exklusiv vor.
Apothekendichte in Bayern geht zurück
Die Haupterkenntnis: Wie in ganz Deutschland gibt es auch im Freistaat immer weniger Apotheken. Erkennen lässt sich das an der Apothekendichte, also der Anzahl an Apotheken pro 100.000 Einwohnern. Derzeit beträgt sie bayernweit 22,1. Das bedeutet, dass es in Bayern etwa 22 Apotheken pro 100.000 Einwohner gibt. Eine Stadt mit 50.000 Einwohnern hat daher durchschnittlich elf Apotheken, während ein Landkreis mit 200.000 Einwohnern etwa 44 hat. Vor fünf Jahren hatte die Situation noch deutlich besser ausgeschaut. 2018 waren es noch 25,5 Apotheken pro 100.000 Einwohner im Freistaat.
Unsere Grafik konzentriert sich auf den Zeitraum von 2018 bis 2023. Nahezu überall gab es in diesem Zeitraum weniger Apotheken. Lediglich die Landkreise Coburg, Main-Spessart und Weißenburg-Gunzenhausen konnten ihren Schnitt halten. Am größten ist der Rückgang in den nordöstlichen Städten und Landkreisen.
Apothekensterben in Bayern: Größer Rückgang in Bayreuth
Der Apothekenschwund ist bei Weitem kein bayerisches Phänomen. Bundesweit sank die Apothekendichte in dem Zeitraum von 23,4 auf 20,8. Das entspricht einem Rückgang von 1852 Apotheken oder 9,5 Prozent. In fünf Jahren machte also fast jede zehnte Apotheke dicht.
Acht der zehn Landkreise mit dem bundesweit größten Rückgang der Apothekendichte liegen in Bayern. Am größten ist der Apothekenschwund in der oberfränkischen Bezirkshauptstadt Bayreuth, wo die Apothekendichte seit 2018 um ein Drittel zurückgegangen ist. Das liegt jedoch vorrangig daran, dass hier zuvor eine überdurchschnittliche Apothekendichte vorherrschte. Jetzt gab es also eine Art Angleichung an den Durchschnittswert. 2018 gab es in der Stadt 34 Apotheken auf 100.000 Einwohner, nun sind es 23.
Weiden überragt, Landkreis Günzburg am schlechtesten
Spitzenreiter bei der bayerischen Apothekendichte ist Weiden in der Oberpfalz mit einer Apothekendichte von 39,5. Bei etwa 43.000 Einwohner gibt es 17 Apotheken. Gute Werte haben auch die Städte Memmingen (33) Coburg (31) Schweinfurt (31), Würzburg (30) und Bamberg (30). Wenig überraschend ist die Apothekendichte in den Städten deutlich höher. Das zeigt sich besonders anschaulich an den Beispielen Hof und Rosenheim. In der Stadt gibt es hier eine Apothekendichte von 34 beziehungsweise 33, im gleichnamigen Landkreis sind es 20 beziehungsweise 19.
Die schlechtesten Werte haben derweil die Landkreise Neu-Ulm (16), Amberg-Sulzbach (16) und Günzburg (15). Es ist also durchaus so, dass es auf dem dünner besiedelten Land weniger Apotheken gibt. Aber: Vom Rückgang sind sowohl Stadt und Land betroffen, wie unsere Karte zeigt.
Trotz Apotheken-Rückgang: „Versorgung flächendeckend sichergestellt“
Der Apothekerverband Bayern sieht einen Grund für den Rückgang in einer „seit Jahren andauernden Unterfinanzierung bei der Vergütung für verordnete Arzneimittel“, wie ein Sprecher auf Anfrage von IPPEN.MEDIA erklärt. „Diese Honorierung ist gesetzlich festgelegt und wurde in den vergangenen 20 Jahren nur einmal im Jahr 2013 minimal angepasst. Im gleichen Zeitraum sind jedoch Kosten wie Personal-, Betriebs- und Lebenshaltungskosten massiv gestiegen.“ Daraus ergebe sich eine Unterfinanzierung mit Personalmangel, höherer Arbeitsbelastung und „Schwierigkeiten bei der Nachfolgersuche, wenn Apothekeninhaber in Ruhestand gehen“.
Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung durch öffentliche Apotheken sei jedoch „noch relativ sicher“. So würden Lieferservices von Apotheken sowie Rezeptsammelstellen in Orten ohne Apotheke den Rückgang abfedern. Aber: „Das dünner werdende Netz bekommen Patienten durch weitere Wege zur nächstliegenden Apotheke oder durch längere Wartezeiten zu spüren.“ Gleichzeitig betont aber auch das Bundesgesundheitsministerium: „Die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln ist derzeit flächendeckend sichergestellt.“ (as)