Archäologie: Ägyptische Krokodilmumie offenbart todbringenden Mageninhalt

Berlin. In dem Magen eines 3000 Jahre alten Krokodils finden Wissenschaftler nicht nur dessen letzte Mahlzeit, sondern auch die Todesursache. Krokodile waren im Alten Ägypten eine konstante Gefahr auf dem Nil. Den todbringenden, bis zu sechs Meter langen Reptilien widmeten die Alten Ägypter sogar eine eigene Gottheit: Sobek. Damit die Ägypter ihre Ruhe vor den
Archäologie: Ägyptische Krokodilmumie offenbart todbringenden Mageninhalt

Berlin. In dem Magen eines 3000 Jahre alten Krokodils finden Wissenschaftler nicht nur dessen letzte Mahlzeit, sondern auch die Todesursache.

Krokodile waren im Alten Ägypten eine konstante Gefahr auf dem Nil. Den todbringenden, bis zu sechs Meter langen Reptilien widmeten die Alten Ägypter sogar eine eigene Gottheit: Sobek. Damit die Ägypter ihre Ruhe vor den gefürchteten Herrschern des Nils hatten, mumifizierten sie getötete Krokodile und brachten sie Sobek als Opfer dar. Archäologen finden immer wieder vollständig erhaltene Nil-Krokodile in den Grabbeigaben von Pharaonen und anderen hohen Beamten.

In den Eingeweiden einer solchen 3000 Jahre alten Krokodilmumie fanden Forscher nun ein faszinierendes Objekt. Bei der Untersuchung des fragilen Leichnams kam das Team der Universität Manchester ganz ohne einen chirurgischen Eingriff aus. Stattdessen nutzen sie modernste 3D-Bildgebungsmethoden, um das Innere des Nil-Krokodils zu enthüllen.

Dabei kam nicht nur die letzte Mahlzeit des Reptils zum Vorschein, wie die Universität unlängst mitteilte, sondern auch die vermutliche Todesursache des Tieres. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscherinnen in der Fachzeitschrift „Digital Applications in Archaeology and Cultural Heritage“.

Ägypten: Krokodil verschluckte tödlichen Haken

Lidija McKnight, Hauptautorin der Arbeit, ist fasziniert. „Die Krokodilmumie war eine einmalige Gelegenheit, die Forschungsmethode an einer großen Tiermumie anzuwenden“, sagte sie. Mittels einer Spezialsoftware, Röntgenstrahlen und Computertomografie, konnte das Team virtuell einen Haken aus der Mumie ziehen, eine Nachbildung anfertigen und diese schließlich in Bronze gießen.

Die in Bronze gegossene Nachbildung des Hakens aus dem Magen des Krokodils.
Die in Bronze gegossene Nachbildung des Hakens aus dem Magen des Krokodils. © Universität Manchester

Damit war die wahrscheinliche Todesursache festgestellt – das Krokodil dürfte angebissen haben und ward anschließend als Opfer für den Gott Sobek dargebracht.

„Unsere Arbeit hat eine Menge an Informationen zutage gefördert, über das Leben des Krokodils und die Behandlung seiner Überreste nach seinem Tod“, hält McKnight fest. Mumien seien in Museen für Besucher aller Altersgruppen faszinierend. „Wir haben jetzt die einzigartige Möglichkeit, unseren Besuchern die Geschichte dieses Krokodils näherzubringen.“

Krokodil aß Steine, um Haken zu verdauen

Besonders beachtenswert dabei: Die Mumie konnte intakt bleiben. „Frühere Forschungsarbeiten mussten solche Mumien noch auswickeln und aufschneiden. Die 3D-Radiografie ermöglicht es uns, das Innere einer Mumie zu sehen, ohne diese Artefakte zu beschädigen.“

In den Innereien fanden die Forscher indessen nicht nur einen Haken und kaum verdauten Fisch. Auch mehrere Steine hatte das Krokodil kurz vor seinem Tod verschlungen. Wohl, um bei der Verdauung zu helfen und den eigenen Auftrieb zu regulieren, wie es von der Universität heißt.

Virtueller Blick in die Eingeweide des Krokodils. Gut zu erkennen: ein Haken.
Virtueller Blick in die Eingeweide des Krokodils. Gut zu erkennen: ein Haken. © Universität Manchester

Die Gegenwart sogenannter Gastrolithen im oberen Verdauungstrakt deute darauf hin, dass das Tier wohl versucht hatte, seine Henkersmahlzeit zu zerkleinern – es starb aber, bevor die Steine am rechten Ort ankamen. Auch waren die Fische kaum verdaut. All das lässt die Forscher davon ausgehen, dass das Krokodil bewusst gefangen und nur wenig später schon mumifiziert wurde. Gesunde Krokodile waren in Ägypten mit Fruchtbarkeit und besonders ertragreicher Landwirtschaft assoziiert. Kleidung aus Krokodilhaut galt zudem als Schutzbringer gegen Gefahren auf dem Nil.

Lesen Sie auch: Archäologen entdecken in Grabhügel 6000 Jahre altes Totenhaus

Total
0
Shares
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge
Über 30 Grad: Studenten der Uni Frankfurt beklagen unzumutbare Hitze bei Abschlussprüfung
Mehr lesen

Über 30 Grad: Studenten der Uni Frankfurt beklagen unzumutbare Hitze bei Abschlussprüfung

Startseite Frankfurt Über 30 Grad: Studenten der Uni Frankfurt beklagen unzumutbare Hitze bei Abschlussprüfung Stand: 16.08.2024, 18:07 Uhr Von: Paul Eisbach Kommentare Drucken Teilen Schweißtreibende Prüfung an der Goethe-Uni: Lehramtsstudierende legen ihr Staatsexamen in einem fensterlosen Hörsaal bei über 30 Grad ab. Frankfurt – Lehramtsstudierende der Goethe-Universität in Frankfurt haben am Dienstag (13. August) die
Ausrangiertes Tagebaugroßgerät – Bürgermeister wollen “Blaues Wunder” aus Denkmalliste streichen…
Mehr lesen

Ausrangiertes Tagebaugroßgerät – Bürgermeister wollen “Blaues Wunder” aus Denkmalliste streichen…

Ausrangiertes Tagebaugroßgerät - Bürgermeister wollen "Blaues Wunder" aus Denkmalliste streichen lassen Di 13.08.24 | 14:20 Uhr Bild: rbb/Stefan Oberwalleney Der Schaufelradbagger 1473 - in Südbrandenburg besser bekannt als "Blaues Wunder" - soll aus der Landesdenkmalliste gestrichen werden. Das ist zumindest der Plan der Bürgermeister aus Senftenberg, Großräschen und Schipkau (alle Oberspreewald-Lausitz). Wie Klaus Prietzel (Schipkau