Autobauer in der Krise: Ex-Betriebsratschef Osterloh macht sich „große Sorgen“ um Volkswagen
Bernd Osterloh war viele Jahre Betriebsratsvorsitzender bei VW. In einem Interview erklärt er, was aus seiner Sicht bei dem Autobauer schief läuft.
Wolfsburg – Bei VW läuft es derzeit alles andere als rund, die Herausforderungen häufen sich. Der Absatz von Elektroautos bleibt hinter den Erwartungen zurück. Bei der Software-Entwicklung hapert es gewaltig. In China haben die Wolfsburger in Sachen E-Mobilität den Anschluss an die heimische Konkurrenz verloren.
Ex-Betriebsrats-Chef Osterloh macht sich Sorgen um VW: Entwicklung in China im Fokus
Jetzt hat sich der ehemalige VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh zu Wort gemeldet. Kritisch sieht er sieht vor allem die Entwicklung in China. „Wenn ich mir zum Beispiel die Zahlen in China anschaue, dann mache ich mir natürlich Sorgen um VW“, sagte Osterloh in einem Interview mit der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung (WAZ).
Gleichzeitig ist sich Osterloh sicher, dass VW die Situation meistern kann. „Aber es ist ja nicht so, dass wir in den vergangenen 40 Jahren keine Probleme hatten. VW konnte Krisen schon immer.“ So sei es 1994 um Massenentlassungen mit 30.000 Kündigungen oder die 28-Stunden-Woche bei weniger Lohn gegangen. Als weitere Beispiele nannte er den Kampf um das VW-Gesetz, die Finanzkrise und Dieselgate, das den Autobauer 30 Milliarden Euro kostete.
Ex-Betriebsrats-Chef Osterloh macht sich Sorgen um VW: Trends wurden falsch eingeschätzt
Der 67-jährige Rentner sagte auch, was seiner Meinung nach bei seinem ehemaligen Arbeitgeber falsch läuft. Man habe einige Trends völlig falsch eingeschätzt. So hätten nur wenige damit gerechnet, dass die Bundesregierung plötzlich die E-Förderung stoppt. „Ich halte das auch für einen Treppenwitz“, so Osterloh in dem WAZ-Interview. Das Thema CO₂-Compliance betreffe nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Bundesregierung. Diese habe sich Ziele gesetzt und nicht mit der E-Förderung der Autoindustrie die Euros hinterhergeworfen. „Übrigens, der Deckungsbeitrag für die Elektro-Fahrzeuge ist geringer als beim Verbrenner“, merkte der ehemalige VW-Betriebsrats-Chef an.
Osterloh kritisierte auch, dass derzeit jährlich nur 140.000 Ladesäulen für Elektroautos gebaut würden. Um die CO₂-Ziele der Regierung bis 2030 zu erreichen, müssten es aber 440.000 Ladesäulen sein. Herausforderungen sieht er auch in der Frage, woher der Strom kommen und wie er gespeichert werden soll.