„Bayesian“-Passagiere nach Untergang vor Sizilien am Leben? Experte erklärt Theorie
Eine Luftblasen-Theorie schürt minimale Hoffnung, Insassen könnten den Untergang der „Bayesian“ in Italien überlebt haben. Das steckt hinter dem Szenario.
Palermo – Innerhalb von Augenblicken sank die „Bayesian“ vor der Küste von Italien. Sechs Menschen werden seit dem Bootsunglück vor Sizilien vermisst. Sie wurden im Schlaf von einem Unwetter überrascht und auf den Grund des Meeres gezogen, vermutlich eingeschlossen in ihre Kajüten.
Bootsunglück vor Sizilien: „Bayesian“ sank innerhalb einer Minute – Tiefsee-Experte beschreibt Untergangs-Szenario
Zwischenzeitlich ist ein Video aufgetaucht, dass den Untergang der Luxusyacht zeigt. Bilder des schweren Unwetters in der Unglücksnacht waren bereits zuvor bekannt. Gerade einmal 60 Sekunden dauert es, bis das Schiff vom Wasser geschluckt wurde. „Durchaus möglich, dass ein Boot in so schneller Zeit sinkt. Etwa wenn eine große Welle über das Schiff schlägt oder Türen geöffnet sind“, erklärt Philippe Epelbaum bei IPPEN.MEDIA. Der Schweizer betreibt mit seiner Firma „Subspirit“ ein U-Boot, kennt sich dementsprechend gut mit Bedingungen bei Wassereintritten aus.
„Wenn das Verhältnis von Wasser im Boot zur verdrängten Masse kippt, geht es schnell. Dann gibt es kein Zurück mehr“, betont Epelbaum. Sobald das Schiff zu weit vollgelaufen ist, sinkt es unaufhaltsam.
Haben Passagiere das Yacht-Unglück in Italien überlebt? Luftblasen-Theorie schürt minimale Hoffnung für Vermisste
Aber wie sollen die „Bayesian“-Passagiere so ein Blitz-Unglück überlebt haben? Tatsächlich gibt es weiterhin eine kleine Hoffnung für die Vermissten um den Tech-Milliardär Mike Lynch. Beim Untergang der Yacht vor Sizilien könnte sich eine Luftblase im Inneren des Segelboots gebildet haben.
Wenn ein Schiff seitlich kippt, bildet sich so eine Luftblase üblicherweise auf der nach oben gerichteten Seite. Das kann man sich vorstellen, wie wenn man ein leeres Glas gerade unter Wasser drückt.
„Und wenn die Personen Glück hatten, in so einem Raum waren, könnten sie da Luft zum Atmen finden – auch am Grund“, erklärt Epelbaum.
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„Bayesian“-Theorie erinnert an „Wunder von Jascon 4“: Schiffkoch überlebte drei Tage in gesunkenem Schlepper
Die Theorie über das Bootsunglück in italien stammt nicht vom Tiefsee-Experten selbst, er erinnert an das als „Wunder von Jascon 4“ bekannt gewordene Überleben eines Schiffkochs bei einem Schlepper-Unglück aus dem Jahr 2013. Der Frachter war vor der Küste von Nigeria auf 30 Meter Tiefe gesunken. Schiffkoch Harrison Odjegba Okene überlebte drei Tage lang im Wrack auf dem Meeresgrund, bevor er plötzlich wieder auftauchte.
Epelbaum betont im Fall der „Bayesian“ allerdings: „Ob es so eine Blase gegeben hat, ist nur eine theoretische Möglichkeit. Wenn das wirklich passiert sein sollte, haben die Passagiere eine kleine Chance.“ Diese Chance dürfte jedoch deutlich kleiner sein als die in der „Jascon 4“. Hauptsächlich, weil das Schiff auch kleiner ist. Im Schlepper herrschten ganz andere Größenverhältnisse, die mehr Raum für größere Lufteinschlüsse bilden.
Bedrückendes Szenario zu Yacht-Unglück in Italien: „Mit jedem Atemzug wird der Sauerstoff geringer“
Denn: Unter Wasser geht zwangsläufig irgendwann die Atemluft zur Neige. „Mit jedem Atemzug wird der Sauerstoff geringer“, führt Epelbaum über die Verhältnisse in der Yacht nach dem Bootsunglück in Italien aus. Mann könne sich das vorstellen, als wenn man sich eine Plastiktüte über den Kopf gezogen hat. Nach kurzer Zeit ist die Luft verbraucht. Für 24 bis 36 Stunden könnte sie in der 50 Meter langen Yacht aber vielleicht reichen.
Leider gestalten sich die Rettungsarbeiten vor Sizilien aber momentan schwierig. Möbel und Schrott versperren den Tauchern den Weg in die „Bayesian“. Am Dienstag haben Einsatzkräfte erstmals ein Loch in den Rumpf geschnitten, in der Hoffnung, Zugang zu den Kajüten zu bekommen. Gelungen ist das bislang nicht – und mit jeder Stunde wird die Hoffnung auf weitere Überlebende des Bootsunglücks vor Sizilien noch kleiner. (moe)