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Anette Schmeling
Wie hilft Psychotherapie bei PTBS?
Im Mittelpunkt der Behandlung einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) steht die Psychotherapie. Dabei stehen dem Therapeuten verschiedene Ansätze zur Verfügung, um dem Patienten zu helfen, belastende Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen und zu bearbeiten. Die Therapie wird im Einzelsetting durchgeführt, kann aber auch durch zusätzliche Gruppensitzungen ergänzt werden. Zu den Schlüsselelementen einer wirksamen Psychotherapie gehört die Psychoedukation. Dabei wird dem Patienten vermittelt, was im Gehirn und im Körper passiert, wenn er ein Trauma erlebt. Parallel dazu bringt der Therapeut dem Patienten Stabilisierungstechniken bei, damit er lernt und erkennt, dass er sich selbstwirksam aus belastenden emotionalen Reaktionen “herausarbeiten” kann. Danach geht es um das Erlernen der Fähigkeit, Auslöser zu erkennen und mit Symptomen umzugehen.
Dabei können erfahrene und ausgebildete Traumapsychotherapeuten verschiedene Ansätze anwenden. Elemente sind sowohl die (kognitive) Verhaltenstherapie als auch die Tiefenpsychologie. Für beide Ansätze gelten die folgenden Phasen:
- Stabilisierungsphase: Ziel ist es, dass der Patient stabil im Hier und Jetzt, also in der Gegenwart, leben kann. Um das zu erreichen, sind Stabilisierungstechniken, eine medikamentöse Behandlung und die Psychoedukation essenziell.
- Exposition: Die Traumakonfrontation hilft den Patienten, Ängste und andere belastende Emotionen zu bewältigen. Sie muss unter “sicheren” Bedingungen stattfinden, in der Regel in einer Klinik. Mögliche Techniken sind die EMDR (Eye movement Desensitation and Reprocessing), Bildschirmtechniken und das Schreiben unter therapeutischer Anleitung. Diese Umstrukturierung hilft, das Trauma “realistisch” einzuordnen und z.B. Schuld- oder Schamgefühle zu bearbeiten. Ziel der Traumatherapie sollte sein, dass die Betroffenen ihren Frieden mit Ereignissen finden, die so nicht hätten passieren sollen.
Medikamentöse Therapie: Unterstützung durch Antidepressiva
Die Behandlung der PTBS kann durch Medikamente unterstützt werden. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zur Behandlung der PTBS zugelassen. SSRIs können helfen, mit Symptomen wie Traurigkeit, Angst, Wut und emotionaler Taubheit umzugehen. Sie werden häufig in Verbindung mit einer Psychotherapie verschrieben, können aber auch zur Behandlung spezifischer PTBS-Symptome eingesetzt werden. Es können auch “off-label”-Medikamente eingesetzt werden, die sich als hilfreich erwiesen haben, aber nicht nach den Leitlinien zugelassen sind.
Vor der Einnahme von Medikamenten ist es immer wichtig, mit dem behandelnden Arzt zu sprechen, um mögliche Neben- und Wechselwirkungen abzuklären. Patienten sollten mit ihrem Arzt zusammenarbeiten, um das beste Medikament oder die beste Kombination von Medikamenten und die richtige Dosierung zu finden.
Können alternative Therapien eine Rolle spielen?
Neben der traditionellen Psychotherapie kommen in der Klinik auch komplementäre Therapieformen zum Einsatz, beispielweise Musik- oder Kunsttherapie, Achtsamkeitstraining, Tanztherapie sowie körperliche Aktivierung. Dieser “nonverbale” Therapieansatz verbessert den Zugang zum Körper, sprich das Körperempfinden und das Körperverständnis, welche durch traumatische Ereignisse oft schwer gestört sind.
Wie wichtig ist soziale Unterstützung?
Ein unterstützendes soziales Umfeld spielt eine wichtige Rolle im Genesungsprozess von PTBS-Patienten. Die Forschung zeigt, dass die Hilfe von Familie und Freunden, zum Beispiel bei der Bewältigung von Alltagsproblemen oder bei der beruflichen Neuorientierung, ein wichtiger Bestandteil der Genesung sein kann. Daher ist es wichtig, dass Patienten Unterstützung in ihrem persönlichen Umfeld finden und dass diese in den Behandlungsplan integriert wird.
Eigene Maßnahmen: Selbst zur Genesung beitragen
Patienten werden auch ermutigt, aktive Schritte zu ihrer eigenen Genesung zu unternehmen. Dazu gehört das Erlernen von Entspannungstechniken oder die Konzentration auf die Atmung und die Umgebung, um mit Angstzuständen besser umgehen zu können. Diese Maßnahmen ermöglichen den Patienten einen besseren Umgang mit Symptomen und unterstützen den therapeutischen Prozess.
Prognose: Was beeinflusst den Erfolg der Behandlung?
Die Behandlung der PTBS muss individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden, um den bestmöglichen Erfolg zu gewährleisten. Während viele Patienten gute Fortschritte in der Therapie machen und sehr profitieren können, benötigen andere möglicherweise eine längerfristige Unterstützung und Behandlung. Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Schwere der Symptome, der Verfügbarkeit und Wirksamkeit der Behandlung und dem sozialen Umfeld des Patienten. Damit die Behandlung langfristig erfolgreich ist, wird den Patienten oft eine stationäre Intervallbehandlung empfohlen. Das bedeutet, dass sie nach einem stationären Klinikaufenthalt in regelmäßigen Abständen für einen definierten Zeitraum wieder in die Klinik kommen, um an bestimmten Themen weiter zu arbeiten.
Über Anette Schmeling
Anette Schmeling besitzt drei Facharztqualifikationen: in Psychosomatischer Medizin und Psychotherapie, Psychiatrie und Psychotherapie sowie Anästhesie und verfügt daher über eine umfassende medizinische Expertise. Seit 2022 leitet und etabliert sie als Chefärztin eine neu implementierte Abteilung für Psychosomatische Medizin in Brandenburg (Asklepios Fachklinikum Lübben). Anette Schmeling ist Traumatherapeutun, u.a. hat Sie in Ihrer Klinik ganzheitliche Schmerztherapie etabliert. Sie ist ausgebildete Notärztin sowie Expertin für Naturheilverfahren insbesondere mit jahrzehntelanger Erfahrung in Traditioneller Chinesischer Medizin und Akupunktur. Sie setzt sich leidenschaftlich für eine ganzheitliche Patientenversorgung ein. Insbesondere ist Ihr Prävention und Aufklärung wichtig.
Wichtiger Hinweis: Dies sind nur allgemeine Informationen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei Verdacht auf eine posttraumatische Belastungsstörung suchen Sie bitte unverzüglich einen Arzt auf. Diese Informationen können niemals den Rat eines Arztes ersetzen.