Berlin. Das Landeskriminalamt hat seine Auswertung der Clan-Aktivitäten in Berlin erstellt. Dabei wurden mehr Straftaten festgestellt als 2022.
In Berlin hat es im vergangenen Jahr einen Anstieg von Delikten im Bereich der sogenannten Clan-Kriminalität gegeben. Die Polizei hat im vergangenen Jahr 1063 Straftaten in diesem Bereich festgestellt – 200 mehr als 2022. Begangen wurden sie von rund 300 Verdächtigen. Dies geht aus dem noch unveröffentlichten „Lagebericht Clan-Kriminalität 2023“ des Landeskriminalamts hervor, über den der „Tagesspiegel“ berichtet.
Das LKA registrierte demnach im vergangenen Jahr 158 Verkehrs- und 135 Körperverletzungsdelikte, 132 Fälle von Diebstahl und Unterschlagung, 112 Drogen- und Arzneimitteldelikte, 103 Betrugstaten sowie acht Sexualstraftaten und fünf Tötungsdelikte, die auf die Aktivitäten von Clans zurückzuführen sind.
Ein versuchtes Tötungsdelikt ist hierbei der Überfall auf eine Lichtenberger Bar im Januar 2023, bei dem 13 Männer in das Lokal eindrangen, um es zu übernehmen. Neun von ihnen schlugen auf den Betreiber ein und schossen schließlich auf ihn und seinen Bruder – nur eine Not-OP rettete sein Leben.
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Viele Verdächtige sind deutsche Staatsbürger
Was Clan-Kriminialität ist, dazu besteht bundesweit keine einheitliche Definition. Das Bundeskriminalamt beschreibt das Phänomen als „Begehung von Straftaten durch Angehörige ethnisch abgeschotteter Subkulturen“. Sie sei bestimmt von verwandtschaftlichen Beziehungen, gemeinsamer Herkunft und „einem hohen Maß an Abschottung der Täter“, die Taten begünstige und Aufklärung erschwere. Clankriminalität könne unter anderem patriarchalisch-hierarchisch geprägte Familienstruktur aufweisen, oder mangelnde Integrationsbereitschaft, schreibt das BKA.
Viele der Verdächtigen würden das Ansehen der eigenen Familie über die hiesige Rechtsordnung stellen und auch bei nichtigen Anlässen gewalttätige Eskalationen provozieren, berichten Polizisten, Rettungskräfte und auch Lehrer demnach übereinstimmend.
In seinem Bericht rechnete das LKA 582 Personen – überwiegend Männer – der Clan-Szene zu. Das sind etwas weniger als 2022, wo das Clan-Milleu 633 Menschen umfasste. Es überwiegt die deutsche Staatsangehörigkeit, gefolgt von offiziell „ungeklärter“, libanesischer, türkischer und syrischer Staatsbürgerschaft.
Auffällig sind acht Schweden – die Polizei nimmt an, dass sie zu Clans gehören, die ursprünglich aus Malmö und Göteborg stammen. Ein Schwede soll sogar die meisten Clan-Straftaten begangen haben: Für 65 Delikte soll der Mann verantwortlich sein, darunter 25 Betrugsfälle und 23 Diebstähle.
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jst/BM