Berlin. Bei der Vorstellung des Naturraums in Wedding wurde der Titel des Teichs gelüftet. Ein Namensvorschlag erhält einen Sonderpreis.
Schon jetzt steckt der kleine Teich voller Leben. Unter dem Algenteppich verstecken sich Kaulquappen, Molche und Schnecken. Libellen fliegen knapp über der Wasseroberfläche. Doch das ist nicht der Grund, warum das Gewässer südlich des Stade Napoleon in der Alleé du Stade in Berlin-Wedding Seltenheitswert hat. Diesen Teich hat es bis vor Kurzem noch gar nicht gegeben. Am Montag wurde das Mini-Gewässer offiziell vorgestellt, seine Funktion sowie sein Name präsentiert.
Neues Gewässer wurde „Kleine Libelle“ getauft
„Es kommt nicht oft vor, dass wir ein neues Gewässer eröffnen“, sagte Mittes Umwelt- und Naturschutz-Stadtrat Christopher Schriner (Grüne). Denn der 900 Quadratmeter große Teich sowie das Naturschutzgebiet drumherum wurden extra angelegt, damit Pflanzen und Tiere ungestört gedeihen können.
Der Bezirk hatte vor der Eröffnung Namensvorschläge unter den Berlinerinnen und Berlinern gesammelt und über die besten drei Vorschläge in den sozialen Medien abstimmen lassen. „Kleine Libelle“ wurde der Teich letztlich getauft und setzte sich damit gegen „Kiesweiher“ und „Teich am Schwarzen Graben“ durch. Der Sieger erhält ein Familienticket für das Naturkundemuseum. Einen Sonderpreis gibt es für den Vorschlag „Superteich“ – einfach, weil er im Bezirksamt gut ankam, aber den Naturbezug nicht ausreichend herstellte.
Neuer See liegt versteckt auf altem Kiesumschlagplatz
Der See liegt etwas versteckt auf einem ehemaligen Kiesumschlagplatz, umgeben vom Stadion, dem Festplatz, einer Kleingartenanlage und dem Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal. Er dient lediglich Tieren und Pflanzen als Lebensraum und darf nicht zum Baden genutzt werden. Zum Schutz des insgesamt 10.000 Quadratmeter großen, neu geschaffenen Naturraums wird dieser zunächst durch einen Zaun geschützt und soll nicht betreten werden.
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Auf dem Platz wurden einst Baustoffe und Bauabfälle verladen, bis er 2009 aufgegeben worden war und ihn die Sprayer-Szene für sich entdeckte. Bevor dieser Naturraum mithilfe der Firma Eggers und dem bezirklichen Naturschutz- und Umweltamt angelegt werden konnte, mussten 8000 Spray-Dosen entsorgt werden, zusätzlich zur 265 Meter langen Betonmauer, auf der sich die Kreativen über all die Jahre ausgetobt hatten. Genutzt wurde der abgeschiedene Platz aber auch, um illegal Müll abzuladen, was die Aufräumarbeiten weiter erschwerte.
Historische Fundstücke bei Arbeiten entdeckt
Schon im Jahr 1999 sprach sich ein Gutachten für die Entsiegelung der Fläche und den Abriss der Betonmauer aus. 2019 begannen die ersten Vorbereitungen des Umwelt- und Naturschutzamts zur Renaturierung. Das Wasser in der „Kleinen Libelle“ ist nur eineinhalb Meter tief und wird vollständig aus dem Grundwasser gespeist. Das Gewässer ist umgeben von Sträuchern, Bäumen und Trockenrasenflächen.
„Wir haben heimische Baum- und Straucharten gepflanzt, wie Hainbuche, Haselnuss oder Traubeneiche“, berichtet Arne Besançon, Leiter des Umwelt- und Naturschutzamtes in Mitte. Ansiedeln sollen sich alle möglichen Insektenarten sowie die geschützte Zauneidechse, für die bestimmte Rückzugsorte aus Holz und Steinen angelegt worden sind. In Verbindung mit den Naturräumen um den Plötzensee und dem Festplatz können sich die Populationen nun ausbreiten. „Dieser Ort hier ist mehr für die Tiere, als für Menschen“, fasst Besançon das Projekt zusammen.
Bei den Arbeiten seien zudem ein paar Funde gemacht worden: „Wir haben Apothekerfläschchen und Papier gefunden“, sagt Besançon. Die Funde könnten aus dem 19. Jahrhundert stammen und wurden zwischen großen Mengen Braunkohleasche gefunden. Insgesamt wurden 1,5 Millionen Euro in den Naturraum gesteckt. Wobei ein großer Teil für die Entsorgung der Altlasten genutzt wurde.
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