Berlin Ostbahnhof: Polizist schießt auf Mann – Was vorher geschah

Berlin. Am Montag schießt ein Polizist am Ostbahnhof auf einen Mann. Wie der Vorfall die Diskussion um Taser und Messerverbot in Gang bringt. Am frühen Montagabend zwischen 17.30 Uhr und 17.45 Uhr eskalierte in Friedrichshain der Konflikt zwischen einem Zug-Passagier und einem Mitarbeiter der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG). Ein 52-jähriger Mann musste mit einer schweren
Berlin Ostbahnhof: Polizist schießt auf Mann – Was vorher geschah

Berlin. Am Montag schießt ein Polizist am Ostbahnhof auf einen Mann. Wie der Vorfall die Diskussion um Taser und Messerverbot in Gang bringt.

Am frühen Montagabend zwischen 17.30 Uhr und 17.45 Uhr eskalierte in Friedrichshain der Konflikt zwischen einem Zug-Passagier und einem Mitarbeiter der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG). Ein 52-jähriger Mann musste mit einer schweren Verletzung am Oberschenkel ins Krankenhaus gebracht werden, ein ODEG-Mitarbeiter erlitt ein Knalltrauma. Die Bahnhofshalle wurde am Montagabend zunächst großräumig abgeriegelt, um Spuren des Tathergangs zu sichern. Mittlerweile ist die Haupthalle am Ostbahnhof aber wieder frei zugänglich und es sind keine Spuren mehr zu sehen.

Ostbahnhof: „Polizeibekannter Mann“ soll Reisende belästigt und bedroht haben

Ersten Ermittlungen zufolge habe der Mann vor dem Vorfall in einem Zug der ODEG mehrere Reisende belästigt und bedroht. Aufgrund seines aggressiven und beleidigenden Verhaltens schlossen ihn ODEG-Mitarbeiter von der Fahrt aus und brachten den 52-Jährigen zur Wache der Bundespolizei im Ostbahnhof, um Anzeige gegen ihn zu erstatten. Dort kam es dann zu dem versuchten Messerangriff.

Gegen 17.45 Uhr habe der Mann laut Polizei Berlin in der Haupthalle des Berliner Ostbahnhofes in unmittelbarer Nähe zur Wache der Bundespolizei plötzlich ein Cuttermesser gezogen und einen ODEG-Mitarbeiter angegriffen. Eine Streife der Bundespolizei sei hinzugekommen. Dabei habe einer der Beamten seine Dienstwaffe eingesetzt und dadurch den Angriff verhindern können. Der Angreifer erlitt eine Schussverletzung am Oberschenkel.

Einsatzkräfte fixierten den 52-Jährigen daraufhin am Boden, stellten das Cuttermesser sicher und leiteten sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen ein. Alarmierte Rettungskräfte brachten ihn anschließend zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus. Nach ersten Erkenntnissen soll der Mann nicht lebensgefährlich verletzt worden sein. Einer der beiden ODEG-Mitarbeiter erlitt ein Knalltrauma.

Die Haupthalle des Berliner Ostbahnhofs. Direkt vor den blauen Schildern der Bundespolizeiwache kam es am Montag zu einer Auseinandersetzung.
Die Haupthalle des Berliner Ostbahnhofs. Direkt vor den blauen Schildern der Bundespolizeiwache kam es am Montag zu einer Auseinandersetzung. © BM | Iris May

Die Bundespolizei leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Versuchs der gefährlichen Körperverletzung gegen den polizeibekannten 52-Jährigen ein. Die weiteren Ermittlungen zur Schussabgabe hat, wie in solchen Fällen üblich, eine Mordkommission der Polizei Berlin im Auftrag der Staatsanwaltschaft übernommen.

Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben und sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich bei der ersten Mordkommission in der Keithstraße 30, 10787 Berlin, unter der Rufnummer (030) 4664-911111 oder bei jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.

Kleine Cuttermesser gelten nicht als Waffe

In Deutschland ist das Mitführen von Messern außerhalb des eigenen Grundstücks oder der eigenen Wohnung im Prinzip erlaubt, wenn deren Klingen nicht länger als 12 Zentimeter lang ist. Kleinere Teppich- bzw. Cuttermesser und Tauchermesser fallen nicht unter das Waffengesetz. Nur das öffentliche Führen von feststellbaren Einhandmessern ist unabhängig von deren Größe bisher verboten, kann sogar mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe belegt werden.

Nach den jüngsten Messerangriffen in Deutschland fordert der Bund Deutscher Kriminalbeamter ein generelles Messerverbot. Dieses ist derzeit in Deutschland aber nur „temporär und anlassbezogen“ möglich. Während der EM war es beispielsweise rund um den Austragungsort Olympiastadion, sowie in den Fanzonen am Brandenburger Tor und am Reichstag untersagt, Waffen und Messer mit feststehender oder feststellbarer Klinge mit einer Klingenlänge von mehr als vier Zentimetern sowie Äxte, Schwerter, Dolche oder Säbel mitzuführen oder am Körper zu tragen.

Übersicht aller Meldungen der Polizei Berlin

Immer mehr Messerangriffe in Berlin

In Berlin gibt es im Schnitt mehr als zehn Messerangriffe pro Tag. Unter „Messerangriffen“ werden dabei Taten verstanden, bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird. Das bloße Mitführen eines Messers reicht hingegen für eine Erfassung als Messerangriff in der Polizeistatistik nicht aus.

Messerstechereien sind in Berlin Alltag. Ein Bundespolizist zeigt ein sichergestelltes Messer am Berliner Bahnhof Ostkreuz.
Messerstechereien sind in Berlin Alltag. Ein Bundespolizist zeigt ein sichergestelltes Messer am Berliner Bahnhof Ostkreuz. © dpa | Paul Zinken

Laut der Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des AfD-Abgeordneten Marc Vallendar gab es im Jahr 2023 in Berlin insgesamt 3842 Fälle, die dem Phänomenbereich Messerangriff zugeordnet werden, ein Anstieg von 525 Fällen gegenüber dem Vorjahr.  Erst vor einer Woche musste die Polizei zweimal zu Messerangriffen in Berlin ausrücken. Innerhalb von nur einer Stunde war jeweils ein Mann durch ein Messer in Charlottenburg und in Mitte schwer verletzt worden.

Umstritten: Taser als Schusswaffen-Alternative

Die tödlichen Messerangriffe in Mannheim und Wolmirstedt sorgen bei Polizisten in ganz Deutschland für das Gefühl einer erhöhten Bedrohungslage. Der Gesamtpersonalrat (GPR) der Berliner Polizei hat der Ausstattung mit 250 zusätzlichen Tasern für die Polizei Berlin für Herbst diesen Jahres zugestimmt. Taser, die auch Distanz-Elektroimpulsgeräte (DEIG) genannt werden, verschießen kleine Pfeile mit Widerhaken, die in den Körper eindringen. Über Drähte wird ein Elektroimpuls von 50.000 Volt übertragen, der eine kurzzeitige Lähmung auslöst. Die Elektroschock-Waffen sind umstritten, weil ihre Wirkung beispielsweise auf Menschen mit Herzschrittmacher tödlich sein kann.

Die Bundespolizei hat laut dem Magazin „Bundespolizei Kompakt“ (Stand: Ende November 2023) am Berliner Ostbahnhof 24 Taser im Probelauf im Einsatz. Sie sollen aber bisher nur sporadisch zum Einsatz gekommen sein. Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte eine neue Debatte um Taser und den Schutz von Polizistinnen und Polizisten vor Messerattacken.

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