Washington/Berlin. Joe Biden verzichtet auf die Wahl zum US-Präsidenten an. Mutmaßlicher „Strippenzieher“: Barack Obama. Es knirscht hinter den Kulissen.
Es war ein politisches Erdbeben: Joe Biden (81) hat am Sonntag erklärt, nicht mehr als Präsidentschaftskandidat der Demokraten ins Rennen zu gehen. Der Druck, den vor allem seine eigene Partei aufgebaut hatte, war einfach zu groß.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
Hinter den Kulissen der Politik – meinungsstark, exklusiv, relevant.
Welche Rolle spielte dabei Ex-Präsident Barack Obama (62)? Laut der „ New York Times“ war er der „Strippenzieher“ („puppet master“) der Kampagne, die dafür sorgte, dass Biden zurückzieht und damit für seine Stellvertreterin, Vizepräsidentin Kamala Harris, Platz macht. So soll es zumindest die Biden-Seite sehen. Demnach habe Obama gemeinsam mit Nancy Pelosi, ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, und Chuck Schumer, Fraktionsführer der Demokraten im US-Senat, im Hintergrund daran gearbeitet, dass der Druck auf Biden immer größer werde.
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Die Zeitung aus New York beschreibt das Ganze gar als „Drama shakespearschen Ausmaßes“. Denn Biden – Vizepräsident unter Präsident Obama (2009 bis 2017) – sei von Obamas Agieren enttäuscht, beide verbinde eigentlich eine (politische) Freundschaft.
Joe Biden offenbar schwer enttäuscht von Obama
Biden, von seinen Parteikollegen nach dem Rückzug als selbstloser Held und großer US-Präsident gefeiert, zog die Konsequenzen nach einem desaströsen TV-Duell gegen Trump Ende Juni. In den vergangenen Tagen wurde es unter des eben beschriebenen enormen Drucks des demokratischen Partei-Establishments immer klarer, dass Biden sich von den Folgen des Auftritts nicht mehr erholen würde.
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Unmittelbar nach der TV-Debatte am 27. Juni war Obama noch optimistisch, schrieb auf der Plattform X: „Schlechte Debattenabende kommen vor. Vertraut mir, ich weiß es.“ Er hatte damals weiter ausgeführt: „Der gestrige Abend hat dies nicht geändert, und das ist der Grund, warum im November so viel auf dem Spiel steht.“ Jetzt ist klar: Am 5. November wird eben NICHT Joe Biden gegen den Donald Trump, den Kandidaten der Republikaner, ins Rennen ums Weiße Haus gehen.
US-Wahlen: Ist das Rennen nach Bidens Rückzug wieder offen?
Biden war zuletzt wegen seines geistigen Zustands nicht nur in der eigenen Partei massiv unter Druck geraten, auch seine Zustimmungswerte sanken weiter. Spender zogen sich zurück.
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„Obwohl es meine Absicht war, mich um eine Wiederwahl zu bemühen, glaube ich, dass es im besten Interesse meiner Partei und des Landes ist, wenn ich mich zurückziehe und mich für den Rest meiner Amtszeit ausschließlich auf die Erfüllung meiner Pflichten als Präsident konzentriere“, gab Biden den Forderungen in einem Brief an die Amerikaner nun nach. US-Medien zufolge kamen nach Bidens Entscheidung wieder Millionenspenden herein.
Der Rückzug Bidens nur dreieinhalb Monate vor der Wahl ist eine spektakuläre Wende. Denn: Trump hatte sich nach dem gescheiterten Attentat vor einer Woche gute Chancen gegen Biden ausgerechnet. In so gut wie allen Umfragen lag der Republikaner deutlich vor dem Amtsinhaber. Experten machten dafür aber eher Bidens Schwäche als Trumps Stärke verantwortlich. (fmg/dpa)
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