Börsenschock in Asien: Historischer Kurssturz alarmiert globale Märkte – Dax im Sturzflug
Die schleppende US-Wirtschaft und die Stärkung des Yens lösen eine Schockwelle an den asiatischen Börsen aus. Steht uns nun ein globaler Börsenkollaps bevor?
Update vom Dienstag, 06. August, 06.16 Uhr: Anleger in Japan erleben ein Wechselbad der Gefühle. Nach dem dramatischen Einbruch zu Wochenbeginn ziehen die Kurse wieder deutlich an. An der Aktienbörse in Tokio holt der Nikkei-Index für 225 führende Werte nach dem massiven Kursverlust zum Wochenauftakt wieder auf. Das Kursbarometer verbuchte kurz vor Mittag (Ortszeit) einen kräftigen Aufschlag von 2957,90 Punkten oder 9,4 Prozent beim Zwischenstand von 34.416,32 Zählern.
Am Montag war der Index um mehr als zwölf Prozent eingebrochen, in der Folge kam es auch an Börsenstandorten in anderen Ländern zu dramatischen Kursverlusten. Der zuletzt deutliche Anstieg der Landeswährung Yen hatte die Kurse der exportabhängigen japanischen Unternehmen stark belastet. Inzwischen hat sich die Stimmung angesichts einer drauf folgenden Abschwächung des Yen laut Händlern jedoch gebessert.
Finanzschock in Asien: Historischer Absturz verunsichert globale Märkte – Dax im freien Fall
Update: Montag, 5. August, 22:20 Uhr: Die Furcht vor einer Rezession hat den Ausverkauf vor allem bei Technologie-Aktien an der Wall Street weiter vorangetrieben. Der technologielastige Nasdaq-Index stürzte zum Handelsstart am Montag zunächst um mehr als sechs Prozent ab, bevor er die Verluste auf rund drei Prozent eingrenzte. Auch der Dow-Jones-Index und der breit gefasste S&P 500 gaben jeweils mehr als zwei Prozent auf 38.794 beziehungsweise 5208 Punkte nach.
Weltweit zog die Angst vor einem Einbruch der Weltwirtschaft die Aktienmärkte nach unten. Von Asien bis Europa mussten die Börsen schwere Verluste einstecken. Besonders heftig traf es den japanischen Nikkei-Index, der um 12,5 Prozent abrutschte und damit den größten Verlust seit 37 Jahren einfuhr. Auch in Europa warfen Anleger scharenweise Aktien aus ihren Depots. Der Dax gab in der Spitze um bis zu 3,6 Prozent nach, bevor er sich knapp zwei Prozent schwächer verabschiedetet.
Der als „Angstbarometer“ der Wall Street bekannte Volatilitiätsindex zog zugleich sprunghaft an. Händler führten die Kurseinbrüche zum Teil auch auf die Abwicklung sogenannter Carry-Trade-Positionen zurück. Dabei nimmt der Anleger einen Kredit in der Währung eines Landes auf, in dem die Zinsen niedrig sind, wie Japan oder der Schweiz. Mit diesem Geld finanziert er dann Investitionen in hochrentierliche Vermögenswerte in anderen Ländern.
Update: Montag, 5. August, 18:25 Uhr: Die fortgesetzte Talfahrt an den US-Börsen sowie ein Ausverkauf an der japanischen Börse haben am Montag den deutschen Aktienmarkt weiter unter Druck gesetzt. Zudem bekam der Boom rund um Künstliche Intelligenz (KI) einen nächsten Dämpfer. Die Nervosität der Anleger stieg. Sie sei wieder ähnlich hoch wie zuletzt in der Corona-Krise, hieß es am Markt mit Blick auf die Schwankungsbreite der Kurse.
Letztlich gab der Dax 1,82 Prozent auf 17.339,00 Punkte ab und erholte sich deutlich von seinem Tagestief bei rund 17.025 Punkten. Es bleibt für das deutsche Börsenbarometer aber dennoch der tiefste Stand seit Februar. In den drei Handelstagen seit Anfang August hat der Dax inzwischen etwas mehr als sechs Prozent eingebüßt. Von seinem bisherigen Jahresplus sind aktuell noch 3,5 Prozent übrig.
Die Furcht vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten trifft hierzulande auch die Aktien unterhalb des Dax. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte am Montag 2,04 Prozent auf 23.964,39 Punkte ein. Für den SDax, der zeitweise um fast 6 Prozent abgesackt war, ging es um 2,62 Prozent nach unten. Mittelgroße und kleinere Unternehmen hängen oft in besonderem Maße vom Konjunkturzyklus ab.
Börsenbeben schockt Wall Street: Dow Jones bricht historisch ein
Update: Montag, 5. August, 16:30 Uhr: Ein Ausverkauf bei Technologie-Aktien hat die Talfahrt an der Wall Street beschleunigt. Der technologielastige Nasdaq-Index stürzte zum Handelsstart am Montag um mehr als sechs Prozent auf 15.718 Punkte ab, nachdem er am Freitag bereits 2,4 Prozent eingebüßt hatte. Der Dow-Jones-Index stürzte zunächst um 100 Punkte ab und verlor knapp drei Prozent. Auch der breit gefasste S&P 500 baute die jüngsten Verluste weiter aus und gab um mehr als vier Prozent nach. Der als „Angstbarometer“ der Wall Street bekannte Volatilitiätsindex kletterte unterdessen weiter auf den höchsten Stand seit mehr als vier Jahren.
Auch an den europäischen Börsen in Frankfurt/Main, Paris und London ging es am Montag abwärts – wenngleich weniger stark. Der deutsche Leitindex Dax fiel um 2,1 Prozent auf 17.297,98 Punkte, zu Handelsbeginn hatte er mehr als drei Prozent eingebüßt und den tiefsten Stand seit Februar erreicht. Zugleich fiel das Börsenbarometer unter die viel beachtete 200-Tage-Durchschnittslinie, die Hinweise auf den längerfristigen Trend gibt.
Federn lassen musste etwa Apple mit einem Kurseinbruch von zeitweise mehr als zehn Prozent. Dem iPhone-Konzern setzte zusätzlich zu den Konjunktursorgen zu, dass die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway von Starinvestor Warren Buffett ihren Anteil um fast 50 Prozent reduziert hat. Die gewachsenen Rezessionssorgen nach enttäuschenden Zahlen vom US-Arbeitsmarkt sowie weiterer schwacher Konjunkturdaten rund um den Globus hatten vergangene Woche eine Talfahrt an den Börsen ausgelöst.
Unter die Räder kamen zum Wochenanfang auch die Titel von Chip-Hersteller Nvidia. Die Anteilsscheine brachen in der Spitze um mehr als 15 Prozent ein, nachdem sich Berichten zufolge die Markteinführung von einigen Chips für künstliche Intelligenz aufgrund von Konstruktionsfehlern verzögern werde. Die Anteilsscheine von Microsoft und Alphabet verloren jeweils rund fünf Prozent.
Marktteilnehmer halten es für möglich, dass die US-Notenbank Fed den Zeitpunkt für rechtzeitige Zinssenkungen verpasst hat und die Zinsen zu spät senken könnte. Schlechte Konjunkturnachrichten – vor einiger Zeit noch positiv gewertet, weil sie Hoffnungen auf Zinssenkungen machten – werden nun auch als schlechte Nachrichten wahrgenommen, weil sie Rezessionssorgen schüren.
Update: Montag, 5. August, 15:41 Uhr: Die US-Aktienmärkte sind am Montag deutlich schwächer gestartet. Zu Handelsbeginn verlor der Dow Jones mehr als 1000 Punkte. Die schwachen US-Arbeitsmarktdaten hatten die Börsenkurse zuvor bereits an zahlreichen anderen Handelsplätzen auf Talfahrt geschickt. In Japan gab der Leitindex Nikkei mit einem Verlust von mehr als zwölf Prozent so stark nach wie seit 2011 nicht mehr und erlebte mit einem Minus von 4451,28 Zählern den größten Punktabsturz binnen eines Handelstages seiner Geschichte.
Erstmeldug: Montag, 5. August, 13:16 Uhr: Tokio – Die asiatischen Börsen erleben einen dramatischen Einbruch: Der südkoreanische Kospi-Index verzeichnete einen Tagesverlust von über zehn Prozent, während der Straits-Times-Index in Singapur mehr als vier Prozent einbüßte. Die größte Börse Asiens, in Tokio, erlitt historische Verluste. Auch die deutsche Börse startete schlecht in die Woche. Die drastischen Kursabfälle lassen Anleger weltweit vor einem möglichen Börsenbeben bangen.
Massive Verluste an den asiatischen Börsen
Der japanische Nikkei-Index erlitt einen massiven Verlust von 12,4 Prozent und schloss bei 31.458 Punkten, was den größten Tagesverlust seit 1987 darstellt. Dieser Absturz zeichnete sich bereits am Freitag ab, als der Nikkei einen erheblichen Rückgang verzeichnete. Innerhalb von nur zwei Handelstagen verlor der Index 18,9 Prozent seines Wertes. Im Vergleich zum Rekordhoch von 42.426 Punkten am 11. Juli dieses Jahres hat der Nikkei-Index einen Rückgang von 25,9 Prozent erlitten.
Finanzexperten bezeichnen diese Phase als Bärenmarkt, in dem die Kurse an den Finanzmärkten über einen längeren Zeitraum hinweg signifikant fallen, typischerweise um mindestens 20 Prozent vom vorherigen Höchststand. Ein Bärenmarkt kann Monate bis Jahre andauern.
Im Juli trieb ein historischer Yen-Verfall den Nikkei-Index auf Rekordhöhen
Die Börse in Tokio reagierte besonders stark auf die turbulenten Zeiten an den Finanzmärkten. Als Hauptgrund für die Marktschwierigkeiten an den asiatischen Börsen wird die schlechte Konjunktur in den USA genannt, die Investoren verunsichert. Auch der Chip-Produzent Nvidia spielt eine Rolle: Aufgrund von Designmängeln will das Unternehmen den Start seiner neuen KI-Chips verschieben. Die Aktie des bisherigen Börsentreibers fiel um rund sieben Prozentpunkte.
Jesper Koll, Ökonom am Okinawa Institute of Science and Technology, führt den Absturz auf die Aufwertung des Yens zurück. „Die heftigen Marktbewegungen sind eine schonungslose Erinnerung daran, dass die globale Konjunktur und Währungsschwankungen kurzfristig die wichtigsten Treiber für die japanischen Kapitalmärkte bleiben.“
Anfang Juli trieb ein historischer Yen-Verfall den Nikkei-Index auf Rekordhöhen, da ein schwacher Yen die Gewinne japanischer Firmen aus dem Ausland steigerte. Nun ist der Yen jedoch gestiegen, besonders nach den letzten Zinsentscheidungen der japanischen und US-Notenbanken. Die Bank of Japan erhöhte den Leitzins leicht, und die US-Notenbank kündigte eine bevorstehende Zinswende an, was den Yen stark aufwertete: Ein Dollar kostet jetzt weniger als 145 Yen. Unternehmen könnten deshalb damit rechnen, dass ihre Gewinne sinken werden. „Eine Aufwertung des Yens gegenüber dem Dollar um zehn Yen reduziert die Unternehmensgewinne im Schnitt um etwa acht Prozent“, erklärt Koll.
Auch Dax setzt Kursrutsch fort
Auch der Dax setzte am Montag seinen Kursrutsch fort und sackte um drei Prozent auf 17.127,22 Punkte ab. Somit erreicht er das Niveau von Ende Februar – Anleger dürften damit auch auf die asiatischen Börsen reagieren. Das Börsenbarometer, das Hinweise auf länger andauernde Trends gibt, fiel außerdem unter die 200-Tage-Durchschnittslinie. Fällt der Kurs eines Index oder einer Aktie unter diese Linie, kann das auf einen möglichen Trendwechsel hindeuten. Es kann ein Signal dafür sein, dass der Markt schwächer wird oder sich ein Abwärtstrend entwickelt.
Die Devisenexperten der Commerzbank sprachen laut Spiegel von einer „Panik am Markt im Hinblick auf die US-Konjunktur“. Die globalen Aktienindizes seien risikoscheu und setzen auf Verkauf. In Hinblick auf die USA stelle sich die Frage, ob eine Rezession noch abgewendet werden kann – in Hinblick auf zuletzt schwache Konjunkturdaten und dem „beispiellosen Zinserhöhungszyklus“.