Dublin (Irland) – Satte 1,9 Milliarden Euro Nettogewinn hat Ryanair im Geschäftsjahr 2024 erwirtschaftet. Kaum vorstellbar, bei den günstigen Flugpreisen der Billig-Airline. Das Geld holt sich das irische Unternehmen woanders.
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Prozessoptimierungen gehören in so ziemlich jeder Firma dazu, um effizienter zu wirtschaften. Michael O’Leary (63) und sein Team scheinen dieses System deutlich ausgereizt zu haben. Unterm Strich blieben innerhalb eines Jahres knapp zwei Milliarden Euro Gewinn übrig.
Mit welchen Ryanair dies unter anderem schafft, soll die ZDF-Doku “Das System Ryanair” zeigen.
Einer seiner sechs Standorte liegt im französischen Beauvais. Ein kleiner Provinzflughafen, etwa eine Stunde nördlich von Paris. Hier ist die Flughafengebühr deutlich günstiger als an größeren Airports. Betriebswirtschaftlich natürlich klug, sich so zu entscheiden.
Doch auch mit und an seinem Personal verdient die Airline anscheinend gut mit.
Im Vorstellungsgespräch locken die Personaler mit Frühstück in Paris, Mittagessen in Rom und Dinner in London. “Ich dachte, es sei ein Traumjob, die Welt zu bereisen und glaubte an ein Traumgehalt”, sagt die ehemalige Flugbegleiterin Sara. “Doch ich wurde schnell eines Besseren belehrt.”
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Die Crew habe alles andere als einen entspannten Arbeitsalltag, sie muss möglichst viel verkaufen. “Zehn Minuten nach dem Start müssen wir mit dem Servieren von Sandwiches beginnen. Die Flüge sind billig, also muss Ryanair irgendwie Gewinn machen”, berichtet Ex-Stewardess Sara.
Bei einer vierstündigen Reise sei es normal, dass sich Passagiere einen Kaffee bestellen. “Bei einem 45-Minuten-Flug müssen wir sie überreden”, sagt sie. “Wir stehen unter Druck zu verkaufen, was geht. Die Passagiere sollen einfach nur viel Geld ausgeben.”
Es gäbe individuelle Vorgaben für jedes Kabinenpersonal, die erreicht werden müssen. Wenn nicht, werde man laut Sara sogar an freien Tagen von Vorgesetzten kontaktiert und gefragt, “wie viele KitKats man in der Woche verkauft hat”. Das mündet laut dem ehemaligen Stewart Joao darin, dass Kollegen selbst im Bordshop einkaufen, um die Zielvorgabe zu erfüllen: “Fehlen dir 20 Euro, kaufst du eben ein Parfüm.”
Konkurrenz untereinander führe zu einem harten Wettbewerb unter dem Kabinenpersonal, durch den der Umsatz gesteigert werde. Erschwerend hinzu kommt der Lohn. Das Kabinenpersonal bekommt gerade einmal 1200 bis 2000 Euro netto monatlich, der Kabinenchef auch nur um die 2000.
Will man Kleidung getauscht haben, muss man die zudem selbst bezahlen. Die Krawatte 1,63 Euro, das Hemd 14 Euro, das Jackett knapp 67 Euro. Der erste Rock für eine Frau sei gratis, die Hose für 37 Euro müsse man jedoch selbst zahlen, wird in der Doku berichtet. Alle gesetzlichen Richtlinien würden eingehalten, rechtfertigt sich Ryanair.
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TV-Tipp: “Das System Ryanair – Die Tricks des Billigfliegers” – ab sofort in der ZDF-Mediathek und am 5. August, ab 20.15 Uhr, auch auf ZDFinfo.