Berlin. Donald Trump wurde bei einem Attentat durch einen Schuss leicht am Ohr verletzt. Ein Arzt erklärt, welche Langzeitfolgen ihm drohen.
Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania wurde Donald Trump von einem Scharfschützen angeschossen. Der ehemalige US-Präsident wurde am Ohr getroffen und nur leicht verletzt. Die Bilder vom blutverschmierten Gesicht Trumps, der triumphierend die Faust gen Himmel reckte, werden in die Geschichtsbücher eingehen.
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Ohrverletzungen können unter Umständen sehr gefährlich werden. Muss Trump jetzt langfristige, gesundheitliche Folgen befürchten? Im Gespräch erklärt Prof. Dr. Thomas Deitmer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie e.V., wie schwerwiegend Verletzungen am Ohr sein können und wie sie behandelt werden.
Wie gefährlich ist eine Schussverletzung am Ohr?
Prof. Dr. Thomas Deitmer: Das kommt letztlich ganz auf die Schussrichtung und den Winkel an, in dem die Kugel aufs Ohr trifft. Bei einem Streifschuss dürfte nur die Ohrmuschel beschädigt worden sein, was weniger dramatisch ist. Wird jedoch der Schädelknochen getroffen und der Schuss tiefer eindringen, würde der Betroffene vermutlich erhebliche Verletzungen erleiden und unter Umständen versterben.
Verletzungen am Ohr können auch tödlich enden
Was würde passieren, wenn die Kugel mitten ins Ohr hinein trifft?
Deitmer: Sollte die Kugel in den Mittel- und Innenohrbereich eindringen, ist das ein Desaster. Dieser Bereich liegt sehr nah an den Hirnstrukturen – und dort finden sich große Blutgefäße wie Venen oder Schlagadern. Sind die verletzt, können Blutungen bis ins Gehirn auftreten, was letztlich tödlich enden kann. Auch Nerven für Gesichts-, Zungen-, Schluck-, Kehlkopf- und Schulterbewegungen können im Ohrbereich verletzt werden.
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Angenommen, es handelt sich „nur“ um einen Streifschuss. Wie wird die Verletzung dann behandelt?
Deitmer: Bei einer alleinigen Ohrmuschelverletzung wird zunächst untersucht, ob die Wunde genäht werden muss. Unter Umständen muss neben der Wundbehandlung eine Blutstillung durchgeführt werden. Wenn wirklich nur die Ohrmuschel betroffen ist, ist das eher unproblematisch, wenn nicht Teile der Ohrmuschel komplett zerstört werden.
Sollte sich die Wunde in der Folge entzünden, kriegt der Betroffene ein dickes rotes Ohr, eventuell müsste auch Eiter abgelassen werden. Bei professioneller ärztlicher Betreuung ist das aber unwahrscheinlich und die Wunde verheilt ordnungsgemäß.
Schussverletzung am Ohr: Zurückbleibende Schäden vermutlich gering
Wäre es möglich, dass der Betroffene Gefühlsstörungen im Ohr bekommt und sich der verletzte Bereich taub anfühlt?
Deitmer: Eine gewisse Gefühlsstörung kann durchaus vorkommen. In der Ohrmuschel sind kleine Gefühlsnerven durchtrennt worden, die nach etwas Zeit aber auch wieder zusammenwachsen. Dass eine gewisse Gefühlsstörung zurückbleibt, ist jedoch möglich, sollte den Betroffenen aber nicht groß beeinträchtigen. Eine Hörstörung durch den Knall wird eher nicht eintreten, da der Knall an der Mündung der weit entfernten Waffe entsteht.
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Wie schmerzvoll ist eine Streifschuss-Verletzung am Ohr?
Deitmer: Schmerzen sind eher nebensächlich. Wenn Menschen sich z.B. aus kosmetischen Gründen an den Ohren operieren lassen, spielt Schmerz ebenfalls keine große Rolle. (Im Ohr verlaufen zwar viele Nerven, die Schmerzen verursachen können. Diese sind in solchen Fällen in der Regel aber noch erträglich. Anm. d. Red.)
Drohen jetzt langfristige Folgeschäden?
Deitmer: Im Nachgang könnte eine Verformung der Ohrmuschel eintreten. Das Ohr könnte etwa oben etwas hängen oder abstehen. Sollte die Stelle ungünstig vernarben, könnte es außerdem sein, dass die Brille des Betroffenen nicht mehr richtig sitzt. Bei einer leichten Verletzung und professioneller Behandlung dürften aber keine nennenswerten Beeinträchtigungen zurückbleiben.