Doppelt so viele Krebsfälle in deutscher Gemeinde wie erwartet: Arzt vermutet Zusammenhang
In einer Gemeinde in Niedersachen sind ungewöhnlich viele Menschen an Leukämie erkrankt. Das Gesundheitsamt begibt sich deswegen auf Spurensuche.
Papenteich – In der Samtgemeinde Papenteich steigt die Anzahl der Krebsfälle rasant. Statistisch gesehen wurden zwischen 2016 und 2021 zehn Krebserkrankungen der Diagnosegruppe „akute Leukämien“ erwartet. Festgestellt wurden in diesem Zeitraum aber doppelt so viele. Das geht aus dem gemeindebezogen Krebs-Monitoring des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen (EKN) hervor, welches zu den routinemäßig erstellten Jahresstatistiken durchgeführt wird.
Krebsfälle in Gemeinde Papenteich schießen in die Höhe: Was könnte die Ursache dafür sein?
Betroffen seien demnach ausschließlich Frauen sowie Männer im Alter von 45 Jahren und älter. Die Personen lebten über das gesamte Gebiet der Samtgemeinde verteilt. Die Hintergründe sollen nun vom zuständigen Gesundheitsamt im Landkreis Gifhorn mit Unterstützung des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes und dem EKN untersucht werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist also unklar, ob es sich dabei um einen Zufall handelt oder ob es einen Zusammenhang gibt.
Was ist Leukämie?
Leukämie (griechisch für „weißes Blut“) ist eine Art von Blutkrebs, bei dem sich die weißen Blutkörperchen unkontrolliert vermehren. Diese kranken Zellen verdrängen die gesunden Blutkörperchen, wodurch es unter anderem zu einer vermehrten Blutungsneigung, Infektneigung oder Anämie kommen kann. Während sich der Gesundheitszustand bei einer akuten Leukämie rapide verschlechtert, schreitet die chronische Leukämie deutlich langsamer voran.
Wie bei anderen Krebsarten gilt hier die Devise: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Es gibt zehn Symptome, die auf Leukämie hindeuten. Treten diese Warnsignale auf, sollten Sie sich umgehend an Ihren Arzt wenden.
Quelle: DKMS
Der Arzt Josef Kraft vom Gesundheitsamt Gifhorn spricht gegenüber Sat.1 Regional von einer möglichen lokalen Ursache. Um das als Grund für die vermehrten Krebsfälle auszuschließen, werde nun der gesamte Lebenslauf der Betroffenen mit akuter Leukämie abgefragt. Dazu gehöre, wo sie studiert oder gelernt haben, was sie beruflich machen, ob sie beispielsweise in der Landwirtschaft arbeiten oder in der Nähe eines Feldes wohnen, auf dem Pestizide eingesetzt wurden.
Bisher kein Verdacht auf lokale Ursache für Krebsfälle: Suche in der Gemeinde geht weiter
Laut dem Sender haben sich bereits sieben Betroffene aus Papenteich gemeldet. Die gute Nachricht: Bisher gibt es keinen Verdacht auf eine lokale Ursache der Krebsfälle. Trotzdem werde weiterhin nach Zusammenhängen gesucht, wie der niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi ( SPD) berichtet. „Es gibt viele Ursachen, die akute Leukämien auslösen können. Es gibt genetische Dispositionen, es gibt ionisierende Strahlung, es gibt Röntgenstrahlung“, sagt er.
Allein in Niedersachsen wird jährlich bei circa 50.000 Personen erstmalig eine Krebsdiagnose gestellt, fast 23.500 Betroffene versterben an der Volkskrankheit. Bis 2050 erwartet die WHO deutlich mehr Krebsfälle in Deutschland. Demnach könnten die Diagnosen hierzulande von 530.000 auf bis zu 639.000 steigen. Das wäre ein Anstieg um rund 20,6 Prozent. Allerdings nimmt die ohnehin sinkende Krebssterblichkeit durch fortgeschrittene Therapiemöglichkeiten weiter ab.
Ein Forschungsteam der Universität Wageningen hat etwa herausgefunden, dass einige Pilzarten in der Lage sind, Zellmutationen, die einer Krebserkrankung gleichen würden, aus eigener Kraft zu verhindern. Bereits jetzt werden bestimmte Pilzarten in der Therapie eingesetzt. Allerdings warnt die Verbraucherzentrale vor der Krebsbehandlung mit Pilzen. (cln)