Dressur bei den Olympischen Spiele
Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth glänzen mit Gold und Silber
Sie sind bei Olympischen Spielen unschlagbar: Jessica von Bredow-Werndl und ihre Trakehnerstute Delara wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und ritten zu Einzel-Gold in der Dressur. Isabell Werth begeisterte einen Tag nach ihrem Rekord-Ritt mit Silber.
Als Vorletzte war von Bredow-Wendl am Sonntag (04.08.2024) ins Dressurviereck von Versailles geritten. Von Missverständnissen? Dieses Mal keine Spur. Hatte – wie die Reiterin es selbst so anschaulich formulierte – “Beinsalat” bei ihrer Trakehnerstute Delara beim Übergang in die Piaffe im Teamwettbewerb noch für eine Zitterpartie mit Zehntel-Finish gesorgt, war nun in der Kür die traumwandlerische Perfektion und Harmonie zurück.
Zu den Klängen von Édith Piaf und mit 90,093 Prozent stürmte die 38-Jährige an die Spitze. Vorbei an Isabell Werth, ihrer Teamkollegin, die zu diesem Zeitpunkt auch schon mindestens Bronze sicher hatte. Nur eine konnte das deutsche Duo jetzt noch stoppen. Aber eine, die es in sich hatte: Cathrine Laudrup-Dufour mit der Hannoveraner Stute Freestyle.
Die 32-jährige Dänin war es, die die so erfolgsverwöhnte deutsche Equipe fast gestürzt hätte. Ihr Ritt am Samstag war der stärkste gewesen, ja der einzige überhaupt, der eine Wertung von mehr als 80 Prozent im Grand Prix Special erhalten hatte. Und nun? Machte sie es wieder spannend, natürlich. Doch es reichte nur zu Platz fünf. Bronze holte die Britin Charlotte Fry.
Werth singt völlig gelöst mit
Das bedeutete gleichzeitig Silber für Werth. Sie war als Fünftletzte in die Kür gestartet. Am Tag nach dem für sie so historischen Teamwettbewerb, der sie zur erfolgreichsten deutschen Olympionikin gemacht hatte. Und sie zelebrierte diesen Auftritt in Versailles mit Wendy – der erst zehnjährigen Rappstute, die Werth überhaupt erst seit Anfang des Jahres reitet. Es waren leichte, fast gelöste Momente vor 15.000 Zuschauern.
Als im letzten Teil der Übung Mandy von Barry Manilow erklang, wurde das Lächeln der 55-Jährigen immer breiter. Das Glück dieses Augenblicks war für alle erkennbar und es kulminierte, als Werth selbst auf dem Pferd plötzlich zu singen begann. Am Ende ballte sie strahlend die Faust. Ihr grandioser Ritt bedeutete zwischenzeitlich – mit großem (!) Abstand vor dem Briten Carl Hester – Platz eins (89,614 Prozent). Nur von Bredow-Werndl sollte sie noch überholen können.
Olympia-Debütant Wandres auf Platz 13
Als siebter von 18 Startern – und als erster Deutscher – war vor der spannenden Entscheidung Frederic Wandres ins Dressurviereck geritten. Immer noch beseelt von der Goldmedaille im Team. “Ich bin heilfroh, dass ich die beiden habe. Das ist der größte Traum ever, der in Erfüllung geht”, hatte der 37-Jährige nach dem Team-Triumph an der Seite von Bredow-Werndl und Werth gesagt – “zwei so besonderen Koryphäen im Sattel”. Nun nahm der Debütant den Schwung seiner ersten olympischen Medaille ins Einzel mit.
Dass er in dieser Konkurrenz mit dem Kampf um die ersten Plätze nichts zu tun haben würde, war vor der Kür bereits klar gewesen. Denn (noch) hat er nicht die Möglichkeiten der Reiterinnen der Qualität seiner deutschen Teamkollegen. Mit dem 14-jährigen Oldenburger Wallach Bluetooth Old hatte er im Viereck von Versailles ab und an Takt- und Technik-Schwierigkeiten. Am deutlichsten wurde das – wie schon im Wettbewerb mit der Mannschaft – in der missglückten Pirouette.
“Wir haben noch ein Glas Sekt getrunken”
Doch insgesamt konnte Wandres mit seinem Auftritt zufrieden sein – und strahlte genau das auch aus. Gut gelaunt erzählte er von einer etwas ungewohnten Vorbereitung. “Wir haben gestern noch ein Glas Sekt getrunken. Das muss ja einfach sein auf den Olympiasieg. Keine 24 Stunden später schon der nächste Ritt: Das ist eine Challenge”, sagte er.
Bundestrainerin Monica Theodorescu habe ihm auf dem Weg ins Stadion noch einmal gesagt: “‘Vergiss es nicht. Du bist Olympiasieger.’ Ich habe es voll genossen. es war noch mal eine schöne Vorstellung.” 81,350 Punkte brachten ihn zunächst auf Platz zwei hinter der Finnin Emma Kanerva. Am Ende landete er auf dem 13. Rang.