Einzigartiger Ferienjob
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Spreewälder Kinder schleusen Urlauber, um ihr Taschengeld aufzubessern
Sommerferien haben heißt für Schulkinder oft ausschlafen. Die Spreewälder “Schleusenkinder” hingegen sind schon früh auf, um einen Platz an den beliebtesten Wasserschleusen zu ergattern. Dort bessern sie mit Muskelkraft ihr Taschengeld auf.
Gleich hinter dem großen Spreewaldhafen in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) turnen Nick, Hanno und Johann auf “ihrer” Schleuse. Sie ist gut gelegen, das bedeutet viele Touristen werden sie heute passieren – beim Paddeln oder bei der Kahnfahrt – und hoffentlich auch den ein oder anderen Obulus für die Jungs bereithalten.
Die Schleuse in Toplage konnten die 13-Jährigen ergattern, weil sie heute schon um 4 Uhr aufgestanden sind. “Wir hatten heute Glück, aber es gibt auch Tage, da sind manche schon um zwei hier”, erzählt Hanno.
Erleichterung für die Kahnfährleute
Ihr Glück wollen die Jungs heute nutzen, und die Kundschaft lässt hier nicht lange auf sich warten. Ein Kahn bewegt sich in aller Seelenruhe über die Spreewälder Fließe in Richtung der Schleuse. “Na dann, lassen wir sie mal durch!”, ruft Nick pflichtbewusst.
Dazu wird auf einer Seite das Tor geschlossen und das Tor auf der anderen Seite, mit deutlich mehr Anstrengung, geöffnet. Das Wasser strömt ein, das Paddelboot und der vollbesetzte Kahn heben sich um gut einen Meter.
“Für uns ist das eine wunderbare Erleichterung”, sagt Kahnfährmann Daniel Hensel, der soeben durch die Schleuse gelassen wurde. Denn die Jungs entdecken einen Kahn schon von Weitem und können die Schleuse so einstellen, dass er nicht warten muss. “Die erweitern ihr Taschengeld, das habe ich früher auch so gemacht. Und mit einem flotten Spruch geht das noch viel besser.”
150 Euro für einen Tag Schleusen
Einen der typischen Schleuser-Sprüche hat Johann schon auf den Lippen. “Wir schleusen sie rauf, wir schleusen sie runter. Habt viel Spaß und geht nicht unter!”, singt er. Und spätestens jetzt landet der Lohn für die Arbeit in den Klimper-Schüsseln an der Schleuse.
Doch nicht alle haben das nötige Kleingeld am Mann – oder an der Frau, wie eine Touristin aus Sachsen gesteht. “Ich würde gerne, aber ich habe leider nichts einstecken. Das tut mir auch echt leid”, sagt sie den drei Jungs.
Die nehmen es locker und freuen sich, wenn sie etwas bekommen. Etwas verlangen würden sie aber nie, da sind sie sich einig. Mittlerweile haben die Jungs auch einen Blick für ihre Kundschaft entwickelt. “Ältere Leute, die geben manchmal auch ein bisschen mehr”, sagt Johann.
Im Schnitt kommen die Jungs so auf 150 Euro am Tag – geteilt durch drei. An guten Tagen kann es auch mal etwas mehr werden. Das Geld können die Ferienkinder gut gebrauchen, wie Nick erzählt. Alle drei sparen auf einen PC-Monitor. “Damit man abends, wenn man vom Schleusen kommt, vielleicht mal zusammen Internetspiele spielen kann”, so Johann.
Mit Informationen von Iris Wußmann
Sendung: Antenne Brandenburg, 23.07.2024, 15:40 Uhr