Berlin. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hitze, Alkohol: Wie die Retter des Deutschen Roten Kreuzes das Fußballturnier in Deutschland erlebten.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat am Montag in Berlin ein unerwartet positives Fazit in Bezug auf die beendete Fußballeuropameisterschaft in Deutschland gezogen. Entgegen zahlreichen anderslautenden Befürchtungen im Vorfeld sei es weder zu Großlagen des Bevölkerungsschutzes noch zu außergewöhnlichen Ereignissen oder medizinischen Notfällen gekommen, so der Tenor im DRK-Generalsekretariat in Lichterfelde.
Von hier aus war in einem Führungs- und Lagezentrum die gesamte sanitätsdienstliche und notfallmedizinische Versorgung aller Spielstätten außer Hamburg federführend von Ehrenamtlichen und Festangestellten gemanagt und koordiniert worden. „Wir haben ein Turnier mit weniger Einsätzen als erwartet erlebt“, sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter. „Dank intensiver Vorbereitung und dem eindrucksvollen Einsatz unserer Helfenden, aber auch dank vieler friedlicher Fans können wir ein sehr positives Gesamtfazit ziehen.“
Herz-Kreislauf-Probleme waren die Hauptgründe für DRK-Einsätze
Laut DRK waren bei den betreuten 46 Spielen, den 437 Trainings und den zahlreichen Fanmeilen mehr als 16.800 Kräfte im Einsatz, die wiederum 4768 Versorgungen und Betreuungen durchführten. Der Großteil davon waren ehrenamtliche Helfer aus dem gesamten Bundesgebiet, die sich für das Turnier Urlaub genommen hatten oder von ihrem Arbeitgeber freigestellt worden waren. Die gemachten Erfahrungen und geknüpften Kontakte würden Deutschland dabei bei zukünftigen Großlagen zugutekommen, hieß es am Montag.
Insgesamt wurden im Kontext der Euro mehr als 145.500 Einsatzstunden geleistet, was innerhalb von rund viereinhalb Wochen mehr als 16,5 Jahren Einsatzzeit entspricht. Durchschnittlich rund 56 Mal pro Spiel mussten die Einsatzkräfte in den Stadien Zuschauern oder Spielern helfen, insgesamt also 2582 Mal. Es kam dabei zu lediglich 398 Krankentransporten. Hauptgründe waren Herz-Kreislauf-Probleme.
DRK und Uefa hoffen auf Effekt bei Wiederbelebungstrainings
„Im Vergleich zum regulären Ligabetrieb oder anderen Großveranstaltungen ist das alles ziemlich wenig“, betonte René Burfeindt, der die DRK-Gesamtprojektleitung bei der Euro verantwortete. Gründe hierfür seien ausbleibende Hitzewellen und die unterschiedliche Zusammensetzung der Zuschauer im Vergleich zu Bundesligapartien gewesen.
„Das Fußballfest stand im Vordergrund“, so Burfeindt. Besonders positiv bewertete man die medizinische Versorgung der Spieler sowie der dazugehörenden „Fußballfamilien“ an den zehn Spielorten und den 24 Mannschaftsquartieren durch 32 Spezialärzte, die wie Verbindungsleute in das deutsche Gesundheitssystem für die Gäste des Fußballturniers wirkten.
Erfreut zeigte sich das DRK auch über mehr als 35.000 Besucher der Fanzonen, die an dazu aufgestellten Ständen zum spielerischen Üben Herzdruckmassagen an Puppen durchführten. „Wir sind in Deutschland außerhalb der Sanitätsdienste leider nicht so gut aufgestellt, was Wiederbelebungen angeht“, sagte Tim Meyer, bei der Uefa für die medizinische Versorgung zuständig. Man hoffe daher auf einen positiven Effekt, der sich aus dem Turnier in den Alltag trage.