Hildesheim – Haben hier alle behördlichen Kontrollen versagt? Ein Taxifahrer, der im Auftrag des Jugendamts Kinder beförderte, vergriff sich bei einer Tour an einer Neunjährigen. Unbegreiflich: Erst vier Wochen zuvor war er wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden!
Schülerin meldete Übergriffe
Doch von vorn: Mohammad K. (43), der nördlich von Hildesheim ( Niedersachsen) wohnt, arbeitete für ein Taxiunternehmen aus dem Kreis. Sein Job: Förderungsbedürftige Kinder zur Schule bringen, sie danach zu einer sozialpädagogischen Tagesgruppe fahren und schließlich wieder nach Hause. Zwischen Anfang September und Oktober 2023, so lautete der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, belästigte und begrapschte er das Mädchen immer wieder. Schließlich überredete er die Neunjährige dazu, ihn im Genitalbereich zu berühren. Die Schülerin behielt das Erlebnis nicht für sich, meldete es. Anzeige bei der Polizei.
Was das Jugendamt als Auftraggeber offenbar nicht wusste: Gegen Mohammad K. lief bereits zu diesem Zeitpunkt seit Monaten ein Ermittlungsverfahren wegen sexueller Belästigung und Kindesmissbrauchs. Dieses mündete am 11. September 2023 in einen Prozess vor dem Amtsgericht. Urteil damals: ein Jahr Haft auf Bewährung. Nach Gerichtsangaben war der Schuldspruch nach einer Woche rechtskräftig.
Mohammad K. fuhr trotz Verurteilung weiter
Der für das Jugendamt zuständige Landkreis Hildesheim teilte auf BILD-Anfrage mit, dass der Träger der Tagesgruppe erst am 22. September die Behörde über die angeblich bisher nicht rechtskräftige Verurteilung informierte. Das Jugendamt reagierte sofort: Einen Tag später untersagte es der Taxifirma, den Fahrer für die Kinderbeförderung einzusetzen – und drohte, den Auftrag zu entziehen. Trotzdem transportierte Mohammad K. weiterhin Kinder!
Nachdem am 20. Oktober der zweite Missbrauchsfall bekannt wurde, beendete das Jugendamt die Zusammenarbeit mit dem Taxi-Dienst. Im Prozess vor dem Landgericht Hildesheim bestritt der 43-Jährige die Übergriffe auf die Neunjährige, die zuvor vernommen worden war. Die Richter glaubten ihm kein Wort. Urteil jetzt: drei Jahre Knast!
Jugendamt fordert künftig Fahrer-Nachweise
Inzwischen passte das Jugendamt seine Sicherheitsvorkehrungen an. Landkreis-Sprecherin Birgit Wilken: „In Zukunft wird sich das Jugendamt bei seinen Aufträgen von allen Taxiunternehmen schriftlich durch Nachweis bestätigen lassen, dass zuverlässige, geeignete und nicht vorbestrafte Personen für die Fahrten von Kindern eingesetzt werden. Darüber hinaus wird ein regelmäßiger Nachweis durch die Vorlage der erweiterten Führungszeugnisse der Fahrer verlangt.“