Es wird eng für Putin: Russlands Wirtschaft steht vor einer starken Abkühlung

Startseite Wirtschaft Es wird eng für Putin: Russlands Wirtschaft steht vor einer starken Abkühlung Stand: 14.08.2024, 05:32 Uhr Von: Bona Hyun Kommentare Drucken Teilen Die Kriegsfolgen machen sich nun auch in Russlands Wirtschaft bemerkbar. Wirtschaftswissenschaftler hatten schon länger negative Auswirkungen prognostiziert. Aber Putin hat ihre Warnungen nicht beachtet. Moskau – Mehr als zwei Jahre Angriffskrieg
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Es wird eng für Putin: Russlands Wirtschaft steht vor einer starken Abkühlung

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Die Kriegsfolgen machen sich nun auch in Russlands Wirtschaft bemerkbar. Wirtschaftswissenschaftler hatten schon länger negative Auswirkungen prognostiziert. Aber Putin hat ihre Warnungen nicht beachtet.

Moskau – Mehr als zwei Jahre Angriffskrieg gegen die Ukraine haben massive Auswirkungen auf Russlands Wirtschaft. Man könnte meinen: Ein Abschwung der Wirtschaft war eigentlich schon vorhersehbar. Denn Wladimir Putin hat das Wirtschaftswachstum abhängig vom Krieg gemacht – und nun könnte sich der Spieß für ihn umdrehen.

Russlands Wirtschaft wächst langsamer – Abkühlung folgt

Die Prognosen für die Entwicklung der russischen Wirtschaft fallen derzeit meist ernüchternd aus. Russlands Wirtschaftswachstum sank laut der AFP von April bis Juni von 5,4 Prozent im ersten Quartal auf 4 Prozent. Es handelt sich um das niedrigste Quartalsergebnis der russischen Wirtschaft seit Anfang 2023.

Ökonomen erwarten, dass sich das Wachstum künftig noch stärker verlangsamen könnte. Alex Isakov, Russland-Ökonom bei Bloomberg Economics, geht davon aus, dass sich das russische Wachstum in der zweiten Jahreshälfte auf etwa zwei Prozent verlangsamen und im Jahr 2025 0,5 bis 1,5 Prozent erreichen wird. Es werde einen „letzten Wachstumsschub“ geben, bevor sich die russische Wirtschaft merklich abkühle, so Isakov gegenüber Bloomberg.

Wladimir Putin und Panzer im Ukraine-Krieg
Wladimir Putin ringt mit den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. © Sergei Chirikov / Pool/dpa/Ukrinform/imago

Putin hat Russlands Wirtschaft überhitzt: hohe Ausgaben für das Militär und den Krieg

Über zwei Jahre hat Putin die Wirtschaft erhitzt, hauptsächlich durch hohe Militärausgaben. Die Priorität des russischen Präsidenten gilt derzeit dem Ukraine-Krieg. Das sieht man auch an den Staatsausgaben: Ungefähr ein Drittel des gesamten Haushalts will der Kreml in das Militär im Jahr 2024 investieren. Zumindest hat das russische Unterhaus Ende des Jahres 2023 dieser Erhöhung des Militärbudgets zugestimmt. Wie viel Putin bislang im Ukraine-Krieg für die Verteidigung ausgegeben hat, ist schwer zu sagen, da nicht alle Zahlen aus Russland transparent sind.

Während Putin die Rüstungsindustrie angekurbelt hat, um unter anderem genug militärischen Nachschub an der Front zu produzieren, könnte er auch eine Überhitzung der russischen Wirtschaft herbeigeführt haben. Das beunruhigt auch Ökonomen aus Putins Verbündetenkreis. „Die Reserven an Arbeitskräften und Produktionskapazitäten sind fast erschöpft“, sagte die Chefin der Russischen Zentralbank Elvira Nabiullina Ende Juli 2024 und malte ein düsteres Bild für Russlands Wirtschaft.

„Wenn wir versuchen, schneller zu fahren, als es das Auto vorgibt, und so stark wie möglich aufs Gaspedal treten, wird der Motor früher oder später überhitzen und wir kommen nicht weit. Wir bewegen uns vielleicht schnell, aber nicht für lange“, warnte die Chefin der Zentralbank Ende 2023.

Russlands Wirtschaft kommt an die Grenzen – es gibt „mehrere Probleme“

Wie lange sich Putin noch ein Wachstum der russischen Wirtschaft erhoffen kann, steht in den Sternen. Doch die Kapazitäten sind offenbar langsam ausgeschöpft. „Die boomende russische Rüstungsindustrie scheint von allen Seiten an Wachstumsgrenzen zu stoßen“, sagte Isakov. Das könnte unter anderem daran liegen, dass Russland noch immer viele Arbeitskräfte fehlen, weil Putin die meisten Erwerbsfähigen für den militärischen Dienst in den Ukraine-Krieg schickt.

Auch andere Bereiche sind von den Folgen der Kriegswirtschaft betroffen. Bloomberg berichtet unter Berufung auf das russische Wirtschaftsministerium, dass die Wirtschaftstätigkeit im Juni 2024 ohnehin in den meisten Sektoren Anzeichen einer Abkühlung zeigten. So erreichte das Wachstum im Baugewerbe den niedrigsten Stand in diesem Zeitraum seit 2020.

Auf der anderen Seite weisen Ökonomen darauf hin, dass man noch keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte. „Die Daten vom Juni könnten einmalig sein, sodass es noch zu früh ist, um zu sagen, ob die Verlangsamung begonnen hat“, sagte Tatiana Orlova, Wirtschaftswissenschaftlerin bei Oxford Economics zu Bloomberg. (bohy)

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