Berlin. Was mit dem Kunstrasen nach Ende der EM passiert und ob das riesige Fußballtor einen Käufer gefunden hat, klärt der Besuch auf der Baustelle.
Männer schieben knatternde Maschinen über den Kunstrasen auf der Straße des 17. Juni in Berlin, an mehreren Stellen blitzt schon Asphalt durch, während das Grün ähnlich wie das natürliche Original aufgerollt in der Sonne liegt. Schwere Lastwagen transportieren derweil die Bühnentechnik ab: Der Abbau der Fan Zone zur Fußball-EM 2024 am Brandenburger Tor schreitet schnell voran. Das muss er auch, denn schon am 27. Juli steht mit dem Christopher Street Day die nächste Großveranstaltung an. Während das Schicksal des riesigen EM-Tors offenbar besiegelt ist, soll der Rasen in der Stadt „weiterleben“.
„Wir sind mit dem Abbau super im Zeitplan“, sagt Eva Beyer von Kulturprojekte Berlin (KPB). Die Firma war im Auftrag des Landes Veranstalter der Fan Zonen am Brandenburger Tor und vor dem Reichstag. Am späten Freitagvormittag sind die Buden und Zelte zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern bereits abgebaut, der Rasen einer Reinigung vor Ort unterzogen worden. Nach regnerischen Wochen helfe das aktuelle Wetter dabei, ihn jetzt so sauber und trocken wie möglich abzubauen, so Beyer.
Fan Zone Berlin: Kunstrasen und riesiges Fußballtor werden abgebaut
Jan Lauterbach von der Firma Synlawn hat unterdessen Proben genommen. Der Entwickler des Rasens sagt: „Die Faser hat sich nicht verändert.“ Es mache ihn stolz, wie gut das Material gehalten habe. Zum Abbau werde der Rasen in zwei Meter breite Bahnen geschnitten, danach von einer Spezialmaschine, dem „Turfmuncher“, aufgerollt und dabei von Sand befreit. „Sonst wäre der Rasen zu schwer“, sagt er. Der Sand könne allerdings ebenso wiederverwendet werden. Um die große Menge des Rasens schnell genug aufzunehmen, habe die Firma drei Geräte davon gleichzeitig zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern im Einsatz, drei weitere seien in Reserve, falls es zu Ausfällen komme. Mikroplastik entstehe dabei nicht. „Lediglich Verschnitt“, sagt Lauterbach. Beim Abbau wollartig auf dem Rasen liegendes Material werde abgesaugt, damit es nicht in die Umwelt gelange.
Was dann passiert, erklärt Eva Beyer: Aufgerollt in Bahnen zu zwei Metern Breite werde der Rasen jetzt markiert und in ein Lager gebracht. „Dort wird er nochmals geprüft und bei Bedarf auch erneut gereinigt.“ Während einige Projekte, wie die Verlegung in der JVA-Tegel oder auf dem Schulhof des Arndt-Gymnasiums in Steglitz-Zehlendorf bereits feststehen, sollen weitere Teile des Rasens verlost werden. Mitte August soll es so weit sein. Denn es gibt nach Auskunft der KPB wesentlich mehr Interessenten, als mit den gut 24.000 Quadratmetern bedient werden könnten.
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Beyer hofft, so vielen Wünschen wie möglich nachkommen zu können. Wie es aussieht, könnte der größte Teil weiterverwendet werden. „Wie viel kaputt ist, ist im Abbau schwer zu sagen, weil es auch durch die Lastwagen jetzt noch zu Beschädigungen kommen kann“, so Beyer. In den vier Wochen des Turniers hatten nach Veranstalterangaben mehr als eine Million Menschen auf den Fanmeilen in Berlin beim Public Viewing der Spiele und zahlreichen Kulturveranstaltungen gefeiert.
Der Verkauf des riesigen Fußballtors an der EM-Fanmeile am Brandenburger Tor ist in der Zwischenzeit gescheitert. Es habe sich kein Käufer gefunden, teilte ein Sprecher der Stahlbaufirma FSE aus Wittenberg (Sachsen-Anhalt) mit, die das Tor errichtet hatte. Es soll nun – wie ursprünglich geplant – recycelt werden. Vor gut einer Woche hatte das Unternehmen das rund 40 Tonnen schwere Exemplar auf dem Online-Portal Kleinanzeigen zum Kauf angeboten. Leider gab es den Angaben zufolge keine ernst gemeinten Anfragen. „Schade, wir wollten nachhaltiger werden“, sagte der Sprecher.
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Dort wurde es zunächst für 180.000 Euro auf Verhandlungsbasis gegen Selbstabholung angeboten. Das Tor ist 23 Meter hoch und 64 Meter breit und diente während der Fußball-EM als Dekoration der Fan Zone Brandenburger Tor. Es werde über das Wochenende abgebaut und am Montag abtransportiert, erklärt Eva Beyer. Von Innen- und Kulturverwaltung hieß es bis Freitagabend lediglich, dass man sich für eine „nachhaltige Verwendung“ einsetze, ohne konkreter zu werden.
Geplant ist, so heißt es von Kulturprojekte Berlin, den Abbau bis Mittwoch kommender Woche abzuschließen. „Übergabe an die Stadt ist Donnerstag.“ mit dpa