Gedränge im Strafraum bei Eintracht Frankfurt
Eintracht-Stürmer Hugo Ekitiké hat viel vor in der neuen Saison, wenn er ins Laufen kommt.
Wenn es nach Hugo Ekitiké gegangen wäre, dann hätte die vergangene Saison ruhig zehn Spiele länger gehen können, viel zu kurz sei sie gewesen für ihn, den 22 Jahre alten Stürmer mit den langen Anlaufschwierigkeiten. Er brauchte eine Weile, sagte er dieser Tage dem Boulevard, ehe er „die Maschine zum Laufen“ bringen konnte. Fast acht Wochen hatte es gedauert, ehe der filigrane Angreifer von Paris St. Germain auf Betriebstemperatur für die deutsche Bundesliga war. Dann legte er los und einen furiosen Endspurt hin, erzielte in den letzten fünf Spielen der Saison vier Tore und legte eines auf. Das reichte fürs Erste zum Erreichen der Europa League, endlich war der teure Neuzugang (und Kolo Muani-Nachfolger) richtig gut drauf. Aber weil es nicht nach Hugo Ekitiké geht, dem Mann aus Reims, wurde die alte Runde dummerweise schon Anfang Mai angepfiffen. C’est la vie, mon ami.
Ambitionierte Ziele
Aber Hugo Ekitiké hat Blut geleckt. Gerne würde er in der neuen Runde daran anknüpfen, Tore schießen, Tore vorbereiten, gut spielen, sogar „eines der Gesichter von Eintracht Frankfurt“ werden, so wohl fühle er sich hier, verkündete er im Trainingscamp in den Staaten. „Zu 100 Prozent“ sei er motiviert zu zeigen, was er drauf hat und was sich die Frankfurter Führungsetage 16,5 Millionen Euro hat kosten lassen.
Der Mann steckt voller Eifer, man wolle eine gute Saison spielen, möglichst das Finale im DFB-Pokal und in der Europa League die K.o.-Phase erreichen. Das sind allemal hohe Ziele. In der reformierten Europa League, die am 30. August ausgelost wird, gibt es auf jeden Fall acht Spiele (vier Heim-, vier Auswärtspartien) für die Hessen, das erste am 25./26. September, das letzte in der Gruppenphase am 30. Januar. Das sind zwei mehr als in der Vergangenheit. Sollte es weitergehen, werden die Playoffs am 13. Februar, das Achtelfinale am 6. März angepfiffen. Er verspüre, sagte er noch, „einen Riesenhunger auf die Saison“.
Kostic aussortiert
Filip Kostic, der ehemalige Frankfurter Flügelflitzer und Publikumsliebling, hat jetzt keinen so schönen Sommer gehabt. Das fing bei der EM an, als er sich im ersten Gruppenspiel mit der serbischen Nationalmannschaft gegen England (0:1) so schwer verletzte, dass das Turnier für ihn schon nach 43 Minuten vorbei war. Er trug einen Innenbandriss davon. Und jetzt, kaum genesen und zurück in der Vorbereitung bei Juventus Turin, muss er zur Kenntnis nehmen, dass er „nicht mehr Teil des Projekts ist“.
So hat sich sein Trainer Thiago Motta geäußert. Will heißen: Filip Kostic spielt bei der Juve keine Rolle mehr, er kann den Klub , trotz Vertrags bis 2026, sofort verlassen. Ob es ein Trost für Kostic ist, dass Motta richtig Tabula rasa gemacht hat und neben ihm auch noch Stars wie Federico Chiesa und den langjährige Stammtorhüter Wojciech Szczesny sowie Weston McKennie, Arthur Melo, Daniele Rugani, Mattia De Sciglio und Hans Nicolussi Caviglia den Stuhl vor die Tür gestllt hat, ist offen. Kostic war vor zwei Jahren von Frankfurt für 15 Millionen zur Alten Dame gewechselt. Richtig glücklich wurde er da nie.
Das sieht bei Nacho Ferri besser aus. Der Stürmer von Eintracht Frankfurt, für ein Jahr an den beligischen Erstligisten KV Kortrijk ausgeliehen, erzielte in seinem zweiten Pflichtspiel gegen Cercle Brügge beim 2:1-Auswärtssieg die Führung zum 1:0. kil
Das klingt gut. Auch sein Trainer Dino Toppmöller bescheinigte dem eleganten Angreifer mit der feinen Technik, im Training einen weitere Schritt zu einem deutlich besseren Fitnesslevel getan zu haben. Dazu hat Ekitiké nichts an Torgefahr eingebüßt, er erzielte beim 4:0 im Testspiel gegen Louisville City FC sehenswert das 1:0, zuvor gegen FC Jurarez bereitete er mustergültig und nach feinem Solo einen Treffer vor.
Büffelherde 2.0?
Und doch hat Dino Toppmöller dem Hochtalentierten in den USA eine kleinen Dämpfer verpasst, nicht dass sich der 22-Jährige auf seinen jüngsten Lorbeeren ausruhe. Er könne, deckelte der Coach streng, durchaus mehr Laufen, „Heki muss läuferisch in einer Verfassung sein, dass er so marschiert wie Igor“, sagte Toppmöller und nannte explizit Igor Matanovic als „absolut ernsthafte Konkurrenz“ für alle offensiven Kräfte, also auch für den eigentlich als gesetzt geltenden Ekitiké.
Ohnehin ist man in Frankfurt sehr zufrieden mit der inzwischen sehr kommoden Situation im Angriff. Gesetzt den Fall, Omar Marmoush bleibt bei der Stange, wonach es aktuell aussieht, hat Toppmöller im Sturm längst die Qual der Wahl und kann das Frankfurter Angriffsspiel deutlich variabler gestalten. Die drei Stürmer müssen halt nur zueinander finden, selbst wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass mit Marmoush, Matanovic, Ekitiké die „sogenannte Büffelherde 2.0“ neu belebt wird. Gerade Omar Marmoush, im letzten Jahr noch bester Schütze (mit 17 Treffern), hat einiges von seiner Torgefahr eingebüßt, seitdem er hängend agieren musste, weil Ekitiké das Zentrum beanspruchte. Aber das sind – im Vergleich zum vergangenen Jahr mit nur einem Stürmer – bestenfalls Luxusprobleme.