Berlin. Neue Details zur Tötung des Hamas-Führers könnten aus einem Spionage-Thriller stammen. Das Attentat wurde wohl seit Monaten geplant.
Die Tötung des politischen Führers der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, in Teheran war bereits monatelang geplant gewesen. Das berichtete die „New York Times“ (NYT) unter Berufung auf offizielle Quellen, darunter zwei Iraner, und einen US-Regierungsbeamten. Demnach haben kein Luftschlag, Scharfschütze oder Drohne den seit Kriegsbeginn gesuchten Terroristen ausgeschaltet – sondern eine wochenlang versteckt gehaltene Bombe.
Die Hamas und der Iran beschuldigen ihren Erzfeind Israel, dafür verantwortlich zu sein. Israel hat auf die Vorwürfe bislang nicht offiziell reagiert. Hanija kam zur Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten, Massud Peseschk, in die iranische Hauptstadt. Wenige Stunden vor seinem Tod hatte ihn der iranische Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei empfangen.
Die „NYT“ nennt in ihrem Bericht die unglaublichen Details des Attentats – die das Versagen des iranischen Sicherheitsapparats offenlegen.
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Attentat auf Hamas-Führer: Bombe wurde per Fernzündung aktiviert
Der offizielle Termin der Amtseinführung gab den Attentätern anscheinend genug Zeit, einen Sprengsatz in einem für iranische Staatsgäste reservierten Gästehaus zu legen. Der schwer gesicherte Komplex wird laut der „NYT“ von der iranischen Revolutionsgarde bewacht.
Die Bombe sei in der Nacht zum Mittwoch per Fernzündung aktiviert worden, schrieb die „New York Times“ unter Berufung auf ihre Informanten. Zuvor sollen sich die Attentäter davon überzeugt haben, dass sich Hanija in seinem Zimmer in dem Gästehaus befand. Zusammen mit ihm starb bei dem Anschlag auch ein Leibwächter.
Im Gegensatz zu einem Luftschlag entstand dabei nur minimaler Schaden: Ein paar Scheiben gingen zu Bruch und eine äußere Wand stürzte teilweise ein.
Kurz nach der Explosion trafen im Gebäudekomplex stationierte Sanitäter am Tatort ein, die nur noch den Tod von Hanija und seinem Leibwächter feststellen konnten. Der Führer der Terrororganisation „Islamischer Dschihad in Palästina“, Ziyad al-Nakhalah, habe im benachbarten Raum geschlafen, der fast nicht beschädigt wurde.
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Iranische Offizielle zeigen sich entsetzt über „katastrophales Versagen“ der Geheimdienste
Der Hamas-Führer hatte schon bei vorangegangenen Besuchen in Teheran in dem Gästehaus übernachtet. Offenbar verstanden es die Attentäter, verschiedene Sicherheitslücken im iranischen Militärapparat auszunutzen, hieß es in dem Bericht weiter. Dies hätte es ihnen erlaubt, eine Bombe in ein an sich bestens gesichertes Gebäude zu schmuggeln. Der Sprengsatz blieb noch dazu mehrere Wochen lang unentdeckt. Den iranischen Offiziellen zufolge stelle dies ein katastrophales Versagen der iranischen Geheimdienste und eine enorme Blamage für die Revolutionsgarden dar.
Wenige Stunden vor dem Tod Hanijas in Teheran hatte Israel den hochrangigen Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet. Die Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon ist ebenso wie die palästinensische Hamas mit dem Iran verbündet. Teheran und die Hisbollah haben nach den Anschlägen Israel mit massiver Vergeltung gedroht. Beobachter befürchten, dass die neuerliche Eskalation einen größeren Krieg in der Region auslösen könnte.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Ähnliche israelische Attentatsmissionen werden üblicherweise vom Mossad, dem israelischen Auslandsgeheimdienst, ausgeführt. Wie die „NYT“ berichtete, habe der Mossad-Chef nach den Terroranschlägen des 7. Oktobers gelobt, die Drahtzieher des Angriffs zu jagen.
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os/dpa