Großer Bratwursthersteller ist insolvent – alle 80 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs
Nach über 200 Jahren muss eine Großmetzgerei in Thüringen schließen. Gründe sind laut Insolvenzverwalter vor allem die Kaufzurückhaltung, aber auch Personalfragen.
Mühlhausen/Oldisleben – Immer mehr Unternehmen in Deutschland melden Insolvenz an. Betroffen sind große Unternehmen wie Galeria Karstadt Kaufhof und FTI, aber auch kleine Firmen wie der Autozulieferer Recaro. Die Entwicklung macht auch vor Unternehmen nicht halt, die Jahrhunderten bestanden haben. Beispiele sind die Viechtacher Gesellschaftsbrauerei, die saarländische Bruch-Brauerei und der Maschinenbauer Kolbus.
Thüringer Fleischerei Holzapfel ist insolvent: Insolvenzantrag wurde im Juni 2023 gestellt
Mit der Fleischerei Holzapfel Thüringer Fleisch- und Wurstwaren GmbH ist nun ein weiteres Traditionsunternehmen am Ende. Bereits im Juni 2023 wurde beim Amtsgericht Mühlhausen ein Insolvenzantrag gestellt. Die Fleischerei bezeichnet sich auf ihrer Homepage als „Familienunternehmen“, das 1815 vom Stammvater Johann Friedrich Wilhelm Koch gegründet wurde.
In einem Eigenverwaltungsverfahren unter Aufsicht von Marcello Di Stefano, Fachanwalt für Insolvenz– und Sanierungsrecht bei DiLigens Rechtsanwälte, wollte sich die Großfleischerei mit Sitz in Oldisleben (Kyffhäuserkreis) selbst sanieren. Nach Angaben von DiLigens konnte der Betrieb während des Verfahrens erfolgreich fortgeführt werden. Zu den eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen gehörten die Anpassung der Preise sowie die strategische Ausweitung des Vertriebs, der bisher auf die Belieferung der eigenen Filialen ausgerichtet war, auf Gastronomie und Handel. Anfang Mai dieses Jahres meldete DiLigens den erfolgreichen Abschluss des Sanierungsverfahrens und die Rettung des Unternehmens, einschließlich aller Arbeitsplätze.
Insolvenz von Traditionsfirma: Ursachen sind Kaufzurückhaltung und Personalfragen
Doch offenbar war es keine dauerhafte Rettung. Wie die Thüringer Allgemeine am 3. August berichtete, ist die Fleischerei Holzapfel nun erneut insolvent, der Produktionsbetrieb und die insgesamt acht Verkaufsfilialen werden geschlossen, die letzten Ende August. Betroffen sind rund 80 Mitarbeiter.
„Das operative Geschäft ist eingebrochen und unrentabel und es gab keine Aussicht auf Besserung der wirtschaftlichen Lage, sodass wir die Reißleine ziehen und Mitarbeiter kündigen mussten“, sagte Insolvenzverwalter Di Stefano der Thüringer Allgemeinen. Trotz aller Bemühungen des Unternehmens, allen voran des Geschäftsführers, sei das Unternehmen nicht zu retten gewesen. Gründe seien neben Personalfragen vor allem eine „Kaufzurückhaltung“ gewesen. Möglicherweise könne der eine oder andere Verkaufsstandort von einem anderen Akteur weiter genutzt werden.