Heftiges Unwetter erschüttert Alpenregion: Ort von Außenwelt abgeschnitten – Video zeigt gewaltige Flutwelle
Im Alpenland Schweiz haben Unwetter massive Schäden angerichtet. Bilder einer Gerölllawine zeigen die Naturgewalt. Touristen müssen ausharren.
Brienz – Das Berner Oberland ( Schweiz) ist am Montagabend (12. August) von einem Unwetter mit katastrophalen Auswirkungen heimgesucht worden. Besonders traf es dabei den 3000-Einwohner-Ort Brienz, rund 75 Kilometer südöstlich von Bern. Bilder und Videos zeigen am Morgen danach geradezu apokalyptische Ausmaße, sie ähneln denen von Zermatt Ende Juni. Die Dimension dürfte um einiges größer sein als in Tirol, wo Gewitterzellen ebenfalls Schäden hinterließen.
Fluss tritt bei Unwetter über Ufer und überschwemmt Alpen-Ort Brienz
Im Berner Oberland weckt das Unwetter bei den Menschen zudem böse Erinnerungen an den August 2005. Damals trat der Glyssibach über die Ufer und verwüstete Teile des Dorfs. Zwei Menschen starben.
Dazu kam es am Montagabend glücklicherweise nicht. Dieses Mal trat gegen 18.30 Uhr der Mühlebach über die Ufer und überschwemmte Teile des Dorfes mit Felsbrocken und Treibholz. Zwei Personen wurden leicht bis mittelschwer verletzt. Vermisst werde offenbar niemand. 70 Menschen mussten allerdings in eine Turnhalle evakuiert werden.
Unwetter-Videos aus der Schweiz zeigen die Gewalt der Fluten
Die Bilder sind erschreckend. Ein Video zeigt, wie ein Auto von einer Schlammlawine mitgerissen wurde. Ein anderes wie das Geröll auf einen Zug aufläuft. Der Bereich der Gleise am Bahnhof ist überschwemmt und mit Schutt und Schlamm bedeckt. Am Mühlebach wurde eine Sperrzone eingerichtet. Das Gebiet Brienz Änderdorf ist bis auf Weiteres aufgrund der anhaltenden Gefahrenlage gesperrt. Die Durchfahrt durch Brienz bleibt weiter gesperrt.
Die Bahn- und Schiffsverbindungen von und nach Brienz BE ist im Moment unterbrochen. Ersatzbusse sind im Einsatz. Die Zentralbahn erwartet massive Schäden. Wie hoch diese sein werden, steht zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest.
Der ehemalige Brienzer Gemeinderatspräsident Kurt Schild sagte der Berner Zeitung: „Niemand hier im Dorf konnte dies voraussehen.“ Der aktuelle Brienzer Gemeinderatspräsident Peter Zumbrunn informierte mit Reto Filli, Chef des Regionalen Führungsorgans, am Dienstagmorgen zum aktuellen Stand. Gebäude, Fahrzeuge, das Bahntrasse und weite Teile des Änderdorf nahmen ihren Angaben zufolge große Schaden. Die große Hochwassersperre im oberen Bereich des Mühlibaches sei randvoll. Das Gebiet Brienz Änderdorf sei „absolut rote Zone“, das Betreten für Unbefugte verboten, ließ man verlauten. Auch Geologen waren am Dienstagmorgen im Gebiet unterwegs.
Bilder vom Alpen-Unwetter im Juni:
Grindelwald von der Außenwelt abgeschnitten – Urlauber müssen ausharren
Doch nicht nur Brienz traf es. Nach einem Murgang bleiben auch die Verkehrswege zwischen Zweilütschinen BE und Grindelwald BE – am Fuße der berüchtigten Eiger-Nordwand – gesperrt. 150 Touristen verharren in einem Eissportzentrum, in Autos oder in einer Zivilschutzanlage. Sie kommen nicht aus dem Ort heraus. Gemeindepräsident Beat Bucher sagte Nau.ch, ein Baum sei umgestürzt und habe eine Zug-Fahrleitung getroffen. Bis Dienstagabend fallen alle Zugverbindungen zwischen Grindelwald und Interlaken aus. „In der Nacht konnten wir noch nicht räumen, es war zu gefährlich“, sagte Bucher. Die Personen, die festsitzen, habe man mit Essen versorgt.
Auch die Kantone Zug und Luzern meldeten Unwetter-Folgen. In der Stadt Zug sank ein Boot, Passagiere konnten in Sicherheit gebracht werden und blieben unverletzt. Das Boot wurde durch die Seerettung geborgen, berichtet Nau.ch. Am Flughafen Zürich mussten fast zwei Dutzend Flüge umgeleitet werden.
Obwohl am Dienstag bereits neue Unwetter drohen, wird den Brienzern das Horrorszenario wohl erspart bleiben. Die Gefahr eines Dammbruchs bestehe nicht, erklärten die Verantwortlichen. Doch die Bilder der Zerstörungen im schweizerischen Urlaubsidyll werden wohl noch lange in Erinnerung bleiben. (mke)