Hitlergrüße und rechte Ordner im DFB-Pokal: Schwere Vorwürfe gegen Halle
Risikospiel Sankt Pauli gegen Hallescher FC. In der ersten Runde des DFB-Pokals wurden mehrere verfassungsfeindliche Symbole gezeigt.
Halle – Schon im vergangenen Jahr kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Fan-Lagern. Dementsprechend war in der ersten Runde des DFB-Pokals die Stimmung zwischen Pauli- und Halle-Fans aufgeheizt. Wo die Hamburger Fans mit antifaschistischen Sprechchören auf sich aufmerksam machten, antwortete ein Teil der Hallenser mit Hitlergruß und weiteren Provokationen. Ob bei einer Ausschreitung auf die Ordner Verlass gewesen wäre, stellen Bilder der Fanhilfe des FC St. Pauli in Zweifel.
St. Pauli zu Gast in Halle: Mehrere Hitlergrüße auf Videoaufnahmen zu sehen
Obwohl nach dem Spiel bei vielen Stadiongängern vor allem das Geschehen auf den Rängen in Erinnerung bleiben dürfte, hatte auch das Sportliche durchaus seinen Reiz. Die Hallenser kratzten lange an der Sensation, ehe sie in der vierten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich zum 2:2 kassierten. In der Verlängerung setzten sich dann schließlich die Gäste mit einem Tor von Lars Ritzka durch.
Was sich danach und zum Teil davor schon abspielte, lässt in tiefe Abgründe blicken. Auf einigen auf der Plattform X hochgeladenen Videos ist deutlich zu sehen, wie von der Gegengerade aus mindestens von zwei Personen der Hitlergruß Richtung Gästeblock gezeigt wurde. Eine Person davon in einem Fan-Shirt des Regionalligisten Lok Leipzig. Begleitet wurde dies von weiteren Provokationen.
Im Polizeibericht der Polizeiinspektion Halle heißt es, dass rund um das Spiel „einige Straftaten“ registriert wurden. Darunter „Körperverletzungen, Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz (Abbrennen von Pyrotechnik) sowie das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“. Um welche Kennzeichen es sich genau gehandelt hat, geht aus dem Bericht aber nicht hervor.
Fanhilfe Sankt Pauli spricht von rechtsextremen Ordner
Aber nicht nur aufgrund des Hallenser Anhangs gab es Grund zur Aufregung. Die Fanhilfe Sankt Pauli wies in einem X-Post darauf hin, dass einer der Ordner „direkt am Gästeblock“ ein „organisierter Neonazi“ sei. Dazu wurde ein Foto des Ordners aus dem Stadion sowie ein weiteres zur Identifikation hochgeladen. Ob es sich um ein und dieselbe Person handelt, kann nicht zu 100 Prozent belegt werden, es könnte sich auch um einen sehr ähnlich aussehenden Mann mit beinahe identischen Tattoos handeln.
Außerdem wird in einem Bericht auf dem Fan-Blog MillernTon nahegelegt, dass Ordner keine ausreichend professionelle Distanz zu den Heimfans eingenommen hätten. Dort heißt es, dass beim Einmarsch einer martialisch auftretenden HFC-Fangruppe in den Block linker Hand der Gäste „das Abklatschen mit den dort postierten Ordnern beobachtet werden“ konnte.
Halle-Fans haben im September 2023 wohl Paulianer überfallen
Während ein Teil der Halle-Fans sich im schlechten Licht zeigte, antwortete der Gästeblock immer wieder mit Sprechchören, wie „Nie wieder Deutschland“ oder „Nazischweine“. Vorgänge, die beinahe erwartbar waren, mit Blick auf die Vorgeschichte zwischen den Fanlagern und ihrer jeweiligen politisch-ideologischen Verortung.
Als Fans des Kiezklubs nach einem Auswärtsspiel bei Hertha BSC im September 2023 auf der Heimreise in Dessau eine Rast einlegten, wurden diese von mehreren Vermummten angegriffen. Laut Mitteilung des FC St. Pauli soll es sich um „Unbekannte mit rot-weißen Sturmhauben“ gehandelt haben. Eine Woche nach der Tat verteilten Halle-Fans bei einem Heimspiel Flyer, auf denen sie mit dem Überfall prahlten. Seitdem ermittelt die Polizei gegen 52 Personen aus dem HFC-Umfeld wegen Landfriedensbruchs und Raub.
Trotz einiger Körperverletzungen rund um das Pokal-Spiel kam es zumindest im Stadion zu keinen größeren körperlichen Auseinandersetzungen. Das ist nicht immer so. Bei einem Spiel der Frankfurter Eintracht wurden letztes Jahr circa 200 Anhänger verletzt. (sch)