Berlin. Am Flughafen BER war der Flugverkehr wegen einer technischen Störung eingestellt worden. Es herrscht Chaos. Besserung ist aber in Sicht
Am Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld endeten am Freitag die Urlaubsträume von hunderten Menschen, bevor sie überhaupt begonnen hatten. „Seit heute Morgen um 7 Uhr kam es durch eine IT-Störung bei einem externen Anbieter zu weltweiten Störungen“, sagte eine Sprecherin der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) der Berliner Morgenpost. Zwar sei der Betrieb dadurch nicht vollständig zum Erliegen gekommen, ein Drittel der Starts habe man allerdings streichen müssen.
Der BER versank dadurch mehr und mehr im Chaos. Die Check-in-Halle am Terminal 1 füllte sich am Vormittag mit Fluggästen. Die meisten wirkten recht ratlos. Findet mein Flug jetzt statt oder nicht? So genau schienen das in den Einzelfällen auch die überforderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BER nicht zu wissen; der Flughafen bemühte sich aber, zumindest Wasser an die Wartenden zu verteilen.
Stattdessen mit dem Auto nach Italien?
Auch Ulrike und Christoph Skorupa aus Berlin wussten noch nicht, wie es für sie weitergehen soll. Eigentlich wollten sie um 12.40 Uhr direkt ins italienische Salerno fliegen. „Der Flug wurde aber gestrichen“, sagte Christoph Skorupa. Man überlege jetzt, stattdessen für sich und die zwei Kinder ein Auto zu mieten und nach Italien zu fahren. „Aber wir haben in Salerno schon einen Wagen reserviert“, ergänzte seine Frau. Dass sie heute unverrichteter Dinge wieder heimfahren müssen, „nehme ich zu 99 Prozent an“, so der Familienvater. Sie wollten mit Eurowings fliegen. Die Gesellschaft hatte jedoch alle Flüge bis zunächst Freitagnachmittag gestrichen.
Aufgegebenes Gepäck teilweise verschwunden
Fluggäste berichteten, Gepäck sei aus den Maschinen teils wieder ausgeladen worden. Die Reisenden mussten ihre Koffer von den Gepäckbändern abholen. Das gestaltete sich allerdings in einigen Fällen gar nicht mal so einfach. So gab Philipp Helmich, der eigentlich mit Frau und Tochter in den Urlaub fliegen wollte, seine Pläne auf und wollte wieder nach Hause fahren. „Aber wir bekommen unser Gepäck nicht zurück.“ Das hätten sie bereits vor einigen Stunden vor dem Chaos aufgegeben. „Der Mitarbeiter von Easyjet bei der Gepäckermittlung findet es allerdings nicht mehr“, so Helmich weiter. „Er sagt, er sei überfordert.“
„Unsere Systeme sind wieder hochgefahren und funktionieren wieder“ ergänzte die Flughafensprecherin am späteren Nachmittag. „Theoretisch funktionieren die Starts wieder, aber die Airlines sind unterschiedlich stark getroffen.“ Das Terminal sei immer noch recht voll, hätte sich aber im Vergleich zum Vormittag deutlich geleert.
Nach Informationen der Morgenpost soll es sich bei der Störung um Serverprobleme handeln. Mehrere Notsysteme seien angesprungen. Ein Mitarbeiter des Flughafens berichtete, er könne nicht auf sein E-Mail-Programm zugreifen. Viele von ihnen seien einfach nach ihrer Schicht am Freitag nicht nach Hause gegangen, sondern weiter geblieben, um die Fluggäste zu informieren, so die Sprecherin weiter. „Die Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg hat das Nachtflugverbot aufgehoben.“
Bei dem betroffenen Unternehmen handelt es sich um die US-amerikanische Firma Crowdstrike mit Sitz in Austin ( Texas), das sich auf Internetsicherheit spezialisiert hat. Hinweise auf einen Cyberangriff gibt es nicht. Aus Sicherheitskreisen in Deutschland hieß es, man gehe von einer technischen Störung infolge eines fehlerhaften Software-Updates aus.
Doris und Manfred Jeske aus Brandenburg hat der Ausfall einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. „Es ist eine Katastrophe“, sagten sie. Beide wirkten recht verzweifelt. Eigentlich wollte das Ehepaar um 11.45 Uhr nach Frankfurt und von dort weiter nach London fliegen. „Mein Mann hat bei der Lufthansa angerufen und die haben uns empfohlen, mit dem Zug nach Frankfurt zu fahren.“ Die Fluggesellschaft würde die Kosten übernehmen. „Aber nach London können wir dann erst um 20.40 Uhr fliegen“, so Doris Jeske weiter.
Die beiden überlegten daher, noch eine Nacht in Frankfurt zu bleiben. „Man weiß ja nicht, wie sich die Computerprobleme noch auf den Flugverkehr auswirken.“ Aber eines sei klar: Die Stadtrundfahrt durch die englische Hauptstadt, die für den Nachmittag geplant war, fällt aus.
Rund um die Welt gab es am Freitag Computerausfälle bei Firmen, Flughäfen, Medien, Kliniken und anderen Einrichtungen. Laut Berichten stecken dahinter massive Probleme mit Windows-Computern. Zum Teil waren auch andere Verkehrsunternehmen betroffen. Berlin blieb bis auf den Flughafen aber weitgehend verschont. (mit dpa)
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