- Foto: WITTERS
- 19.07.2024 / 12:35
- Von:
- Tim Meinke
„Kann über den Prozess mehr sagen“: HSV-Boss Kuntz äußert sich zum Fall Vuskovic
Am Anfang der Woche hat Mario Vuskovic wieder kräftig geschwitzt, sich ausgepowert. Allerdings bei RGA Split, einer Akademie, die in der Heimatstadt des Kroaten Kurse in der Kampfkunst Jiu-Jitsu anbietet. Und nicht beim HSV-Training, an dem der 22-Jährige endlich wieder teilnehmen möchte. Noch aber ist offen, ob Vuskovic das schon sehr zeitnah wieder darf, denn das Urteil der zuständigen Richter vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS soll laut Ankündigung zwar vor dem Zweitliga-Auftaktspiel gegen den 1. FC Köln am 2. August da sein, ist es bisher aber noch nicht. Nun hat erstmals Stefan Kuntz über den Doping-Fall gesprochen.
Die Ausgangslage ist und bleibt dieselbe: Entweder wird der bisher für zwei Jahre aus dem Verkehr gezogene Vuskovic von den CAS-Richtern wegen EPO-Dopings für vier Jahre gesperrt, womit die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und ihr deutscher Ableger NADA ihr Ziel erreichen würden. Oder aber der Verteidiger wird von Lars Hilliger (Dänemark), Jeffrey Benz (England) und Luigi Fumagalli (Italien) freigesprochen. Dann wäre Vuskovic sofort wieder spielberechtigt, würde zwar die nötige Zeit zur Wiedereingliederung erhalten, dürfte aber direkt wieder mit seinen Teamkollegen trainieren. Vuskovic’ Mitspieler und die HSV-Fans wünschen sich nichts lieber als genau das.
HSV-Fans zeigen in Österreich Support für Mario Vuskovic
Am Trainingsgelände im Österreich-Camp in Bramberg am Wildkogel hat ein Anhänger sogar ein „Free Vuskovic“-Sticker mit der Rückennummer 44 des Abwehrmanns aufgeklebt. Auch die Fans haben die Bilder des vor Gericht weinenden Vuskovic in ihren Köpfen, der emotionale Auftritt des Spielers bei den Verhandlungstagen in Lausanne blieb hängen. Und Sportvorstand Stefan Kuntz, der sich von HSV-Justiziar Dr. Philipp Winter ausführlich über den komplexen Doping-Fall informieren ließ, ist beeindruckt von der Solidarität des Anhangs für den gesperrten Profi.
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Am Rande des Trainingslagers in Österreich sprach Kuntz nun erstmals über sein Kennenlernen mit Vuskovic. „Ich möchte mich nicht als Klugscheißer hinstellen, der alles über Mario Vuskovic weiß. Ich weiß garantiert mehr über seinen Prozess als über Mario selbst“, sagte Kuntz und berichtete von einem Besuch des Abwehrmanns und seiner Eltern vor ein paar Wochen. „Wir haben uns kennengelernt, wir haben einfach mal alles ausgetauscht – wie es ihm geht, was er im Moment macht, wie er mit der Situation umgeht, wie ihn seine Eltern unterstützen, wie er Worst-Case-Szenarios sieht, wie er Best-Case-Szenarios sieht und so weiter. Das war alles.“
Kuntz lernte Vuskovic und seine Familie kennen
Kuntz betont, dass er als Außenstehender schon vor seinem Amtsantritt in Hamburg bewundert habe, wie der HSV und seine Fans mit dem Fall um Vuskovic umgegangen seien. „Das ist nicht gewöhnlich in der heutigen Zeit, dass man so viel Loyalität zeigt“, findet der 61-Jährige. Der Sportvorstand verriet, dass er die Aufzeichnung vom 13 Stunden langen Prozess vor dem CAS nicht vollständig angeschaut habe: „Aber ich war nah dran. Wie gesagt: Über den Prozess kann ich mehr sagen als über den Jungen.“ Denn: „Spielen sehen habe ich ihn auch noch nicht.“ Die Hoffnung des HSV ist, dass es bald so weit sein wird.
Kuntz ist in einem persönlichen Gespräch mit Vuskovic die beiden Szenarien, also Freispruch oder Verlängerung der Sperre auf vier Jahre, durchgegangen. Das sei mental nicht einfach gewesen. „Dieses Mitgefühl, sich in jemanden hineinversetzen – wir vertreten nicht umsonst die Rechtsauffassung, dass der Junge nichts gemacht hat“, sagt Kuntz. „Wenn er dann vor dir sitzt … er muss wissen, dass er Gesprächspartner hat, die zu ihm stehen und die ihm helfen, auch wenn der ganz schwere Fall eintritt.“
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Noch ist die Entscheidung völlig offen – und damit auch, ob der HSV auf der Innenverteidiger-Position nachlegen sollte. Kuntz hofft, dass er das nicht tun muss. Sondern dass er Vuskovic bald erstmals live trainieren und spielen sieht.
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