Karriere als Comedian statt als harter Gangsta
Simon Pearce hat sich sich zum Glück für eine Kabarett- statt Gangsta-Karriere entscheiden. Zur Freude der Besucher am Zeltfest Unterschleißheim.
Unterschleißheim – Als „halb-schwarzer“ Junge in der oberbayerischen Provinz aufgewachsen, hat Simon Pearce – Vater Nigerianer, Mutter Deutsche – eigentlich Gangsta werden wollen. Ein paar Jahre später dankt der Spross einer Schauspielerfamilie den Menschen in Bayern jeden Tag dafür, mit so viel Stoff für sein Comedy-Programm versorgt zu werden. Als Quelle beißenden Humors knöpfte sich Pearce auf dem Zeltfest in Unterschleißheim insbesondere die erste Reihe vor.
Die erste Zuschauerreihe muss herhalten für Scherze
Und sie hielten tapfer stand, die Stefans, Harrys, Vivians und Kerstins. Gnadenlos erkundete der 43-jährige Comedian aus München Bettgeschichten, Trinkverhalten und höchst Privates seiner Gäste aus der ersten Reihe. „Wer hat bei Euch die Hosen an?“ Oder: „So was wie Dich hätten wir mit der Fackel aus dem Dorf getrieben.“ Der Kabarettist ist in einer kleineren Gemeinde im Münchner Westen groß geworden.
Intoleranz und Rassismus mit Humor begegnen
Schon seiner Herkunft wegen ist Simon Pearce es gewohnt, Gegenstand bärbeißigen Unfugs und derber Späße zu sein. Daheim in Puchheim sollen die Eltern seiner Freunde die Porzellansammlung überprüft haben, wenn der kleine Simon zum Spielen da war, witzelt er. Nachdem er die angestrebte Gangsta-Laufbahn an den Nagel gehängt hatte, weil er bei den wirklich harten Jungs mit einem Schweizer Taschenmesser nicht hatte punkten können, entdeckte er die „Macht der Worte“, lernte, wie auf seiner Homepage zu lesen ist, Intoleranz und Rassismus mit Humor zu begegnen.
Mit 15 Jahren stand er erstmals auf der Bühne
Mit einer schauspielernden Mutter und einem Marionettenspieler als Opa war Simon Pearce eine Künstlerkarriere in die Wiege gelegt. Mit 15 stand er erstmals auf der Bühne. Seither hat man ihn in verschiedenen Rollen in Theater und TV gesehen. Nach „Allein unter Schwarzen“ und „Pearce on Earth“ führte ihn sein neuestes Programm „Hybrid“ aufs Zeltfest nach Unterschleißheim.
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Intoleranz und Rassismus mit Humor begegnen
Halb schwarz, halb weiß, irgendwo dazwischen, irgendwie hybrid. Von dieser Weltsicht erzählt Pearce dem Publikum. Wie es ist, sich mit 40 plus nicht erwachsen zu fühlen, trotz Kapuzenpulli und Sneakers nicht mehr zu den Jungen zu gehören, vermag ein Gutteil des Publikums nachzuvollziehen; das ist zu spüren.
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Von Klimaklebern bis zu den Alten
Da ist zum Beispiel die Generation der jungen, engagierten Klimakleber auf Kurs Erdrettung; da sind die Alten, die das Land aufgebaut haben. Und die 1980er irgendwo dazwischen? „Wir haben es uns bequem gemacht.“ Das ist natürlich ziemlich schwach.
Mit Hipstern nichts am Hut
Trotzdem, mit seiner Geschichte über Münchner Hipster hält Simon Pearce die 80er am Leben: „Safe the Planet auf dem Shirt, aber nix essen, dass nicht wenigstens 8000 Flugkilometer hinter sich hat“ lästert der Comedian. Er hat sie noch vor Augen, diese Typen: Angeberisch an einer japanischen Kakifrucht knabbernd, während die Linke eine Club-Mate-Limo zum Munde führt. Nein, mit Hipstern, diesen oberflächlichen, modegeilen Karrieristen, hat Simon Pearce wirklich nichts am Hut.