Rügen – Bereit zum Einsteigen steht die Linie 294 nach Falkenberg an der Haltestelle, doch abfahren wird der Bus wohl nie: Er ist das Zuhause von Anthony Ruge (43).
Seit zwei Jahren lebt der gelernten Maler mit seiner französischen Bulldogge Monkey (3) in dem zwar fahrtüchtigem aber nicht zugelassenem Bus.
Bus aus Berlin steht jetzt an der Ostsee
Die Sehnsucht nach Meer und Freiheit hatte den gelernten Maler aus Gotha ( Thüringen) vor sieben Jahren gepackt, er stieg in den nächstbesten Bus und landete an der Ostsee – und da stieg er im Herzen nie aus.
„Zunächst hatte ich eine Wohnung in Prora, Miete: über 1000 Euro“, erklärt er. „Das war luxuriös, mit dem Strand so direkt vor der Haustür. Aber irgendwann merkst du, es ist ein goldener Käfig.“
Deshalb kaufte er für kleines Geld einen ausrangierten Bus aus Berlin, ließ ihn nach Rügen ( Mecklenburg-Vorpommern) überführen und baute ihn in nur drei Monaten für rund 10 000 Euro zum Dauercamper aus. Das originale Haltestellenschild schenkte ihm ein Kumpel vom Bau: „Im Scherz, samt Betonsockel – da musste ich es natürlich in den Boden bringen“, sagt Ruge. Jetzt steht es auf einem Grundstück in Binz.
30 Quadratmeter für 150 Euro im Monat
In seinem neuen goldenen-folierten Bus sei er glücklicher als in einer Wohnung: Auf den knapp 30 Quadratmetern biete der Mercedes-Benz Citaro (Bj. 2004) ausreichend Platz, sogar für zwei Personen. Wohn- und Schlafbereich, Küchenzeile, Bad mit Dusche und Toilette – alles da.
Wird es mal zu frisch: Ein kleiner Holzofen sorgt für kuschelige Kaminatmosphäre. Zu heiß? Dann ab in den Mini-Jacuzzi auf dem Bus-Dach! Ein Außenzelt dient als Fahrrad-Garage. Sogar ein Kanu wartet vor der Tür auf den Einsatz.
„Ich bin hier an Strom und Wasser angeschlossen, aber bin notfalls dank Wassertank und Balkonkraftwerk auch autark“, sagt der 43-Jährige. Kosten pro Monat: etwa 150 Euro. Sogar ein Kanu wartet vor der Tür auf den Einsatz. Nur fahren darf er den Bus nicht – Ruge hat keinen passenden Führerschein.
Die Wintermonate, wenn auf der Insel Flaute herrscht, verbringe er aber in Ägypten. „Immer, wenn ich irgendwo ankomme, treibt es mich wieder weg“, erklärt Ruge nachdenklich. Deshalb will er seinen Bus verkaufen, sich neuen Projektideen widmen. Wie die aussehen, das sei bis jetzt nicht spruchreif. Doch mittlerweile beschäftige ihn, dass „es echt schwer ist, dass sich eine Frau für diesen Mobilheim-Lifestyle einlässt“.
Noch suche er aber nach der Richtigen. Jetzt erst recht, wo das Ende seiner Liasion mit „Goldie“ – wie er seinen Berliner Bus liebevoll nennt – zu Ende geht.
Anthony hat den Bus schweren Herzens bei Kleinanzeigen inseriert. Der Preis: Verhandlungsbasis.