Mallorca stirbt am eigenen Erfolg – schuld sind nicht (nur) die Urlauber

Madrid. Die Mallorquiner haben nicht ihre Touristen satt, sondern die Industrie dahinter. Aber auf die Urlauber müssen sich am Riemen reißen. Hunderttausende Feriengäste, die sich derzeit auf Mallorca aufhalten, sind angesichts immer neuer Demonstrationen gegen den Tourismus besorgt. Auch an diesem Sonntag hatten Bürgerinitiativen, Gewerkschaften und Umweltverbände unter dem Motto „Kurswechsel: Wir müssen den Tourismus
Mallorca stirbt am eigenen Erfolg – schuld sind nicht (nur) die Urlauber

Madrid. Die Mallorquiner haben nicht ihre Touristen satt, sondern die Industrie dahinter. Aber auf die Urlauber müssen sich am Riemen reißen.

Hunderttausende Feriengäste, die sich derzeit auf Mallorca aufhalten, sind angesichts immer neuer Demonstrationen gegen den Tourismus besorgt. Auch an diesem Sonntag hatten Bürgerinitiativen, Gewerkschaften und Umweltverbände unter dem Motto „Kurswechsel: Wir müssen den Tourismus begrenzen“ in der Inselhauptstadt Palma zu einer weiteren Kundgebung aufgerufen.

Mehr zum Thema:  „Biografische Marker“ – Darum benehmen wir uns auf Malle daneben

Unschöne Fassadenschmierereien wie „Tourists go home” tauchen schon seit Längerem auf Mallorca auf. Was ist los auf der meistbesuchten Ferieninsel Europas? Muss man dort nun tatsächlich mit einer feindseligen Einstellung gegenüber Touristen rechnen? Sind die Urlauber auf dem Eiland etwa nicht mehr willkommen?

Mallorca: Protestiert wird nicht gegen die Urlauber

Mallorca-Reisende können beruhigt sein: Die Proteste richten sich im Allgemeinen nicht gegen die Touristen, sondern gegen die Auswüchse des Massentourismus. Vereinzelte hässliche Parolen gegen Besucher sind keineswegs repräsentativ. Die große Mehrheit der 930.000 Insulaner weiß sehr genau, dass Mallorca vom Tourismus lebt und ohne dessen Einnahmen wirtschaftlich am Abgrund stehen würde.

Der Strand von Palma de Mallorca im Sommer 2024: Die spanische Ferieninsel hat ständig neue Besucherrekorde zu verzeichnen – zum wachsenden Unmut der Einheimischen.
Der Strand von Palma de Mallorca im Sommer 2024: Die spanische Ferieninsel hat ständig neue Besucherrekorde zu verzeichnen – zum wachsenden Unmut der Einheimischen. © picture alliance / Chris Emil Janßen | Chris Emil Janssen

Die Feriengäste sind also weiterhin auf der Insel willkommen – der Mallorca-Urlaub ist auch in Zukunft gesichert. Zudem: Wer einmal in diesem Mittelmeerparadies war, weiß, dass die Menschen dort außerordentlich gastfreundlich sind. Dies hat sich bis heute nicht geändert.

Lesen Sie auch: Demos gegen Mallorca-Tourismus – Promis provozieren mit Luxus

Das Problem ist ein anderes, und zwar ein politisches: Die Inselverantwortlichen haben es in den letzten Jahren nicht geschafft, den Tourismus in nachhaltige und verträgliche Bahnen zu lenken. Statt Qualität wurde auf Quantität gesetzt. Jeder neuer Urlauberrekord wurde als Erfolg gefeiert.

Massentourismus wurde viel zu lange blind gefördert

Erst langsam setzt sich bei Inselpolitikern und Touristikmanagern die Erkenntnis durch, dass die Urlaubsindustrie nicht grenzenlos wachsen kann. Und dass die Insel gegen Immobilienspekulation, Bauwut, Umweltzerstörung, Verkehrschaos, Überfüllung von Stränden und Trinkwassermangel kämpfen muss, wenn sie nicht am eigenen Erfolg sterben will.

Es geht also darum, zu einem gesunden Gleichgewicht zurückzufinden. Ein Gleichgewicht, in dem der Tourismus sorgsam mit den begrenzten Ressourcen umgeht. Und in dem die Zahl der Hotelbetten, Touristenapartments, Kreuzfahrtschiffe, Mietwagen, Golfplätze und immer neuer touristischer Bauprojekte gebremst oder sogar reduziert wird. Doch mit Entscheidungen tut man sich schwer.

Übrigens: Die Reisenden können ebenfalls ihren Teil zur Entspannung der Lage beitragen. Vor allem, indem sie nicht vergessen, dass sie auf Mallorca Gast in einem fremden Land sind. Und dass sie sich entsprechend mit Respekt gegenüber der einheimischen Kultur und Natur benehmen sollten.

Total
0
Shares
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge
Umbau des deutschen Stromsystems – wie es aussehen könnte
Mehr lesen

Umbau des deutschen Stromsystems – wie es aussehen könnte

Startseite Wirtschaft Umbau des deutschen Stromsystems - wie es aussehen könnte Stand: 02.08.2024, 15:49 Uhr Kommentare Drucken Teilen Stromnetze - Wirtschaftsminister Robert Habeck hat Vorschläge zur Reform des Stromsystems vorgelegt (Archivfoto). © Federico Gambarini/dpa Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne hat Folgen für das Stromsystem. Geplant sind umfassende Reformen. Berlin - Immer
Diese bekannte Marke stell das gesamte Portfolio auf den Prüfstand
Mehr lesen

Diese bekannte Marke stell das gesamte Portfolio auf den Prüfstand

Stellantis, der viertgrößte Automobilhersteller weltweit, verwaltet derzeit 14 verschiedene Marken: Citroën, Fiat, Opel, Vauxhall, Peugeot, Abarth, Ram, Dodge, Chrysler, Jeep, Lancia, DS Automobiles, Alfa Romeo und Maserati. Diese vielfältige Produktpalette entstand Anfang 2021 durch die Fusion der PSA-Gruppe mit Fiat Chrysler Automobiles. Carlos Tavares, der CEO von Stellantis, kündigte kürzlich an, dass einige Marken möglicherweise
Asiatischer Nudelsalat mit Mie-Nudeln und Hühnchen – Spicy Erdnuss-Soße
Mehr lesen

Asiatischer Nudelsalat mit Mie-Nudeln und Hühnchen – Spicy Erdnuss-Soße

Dieses Gericht wird Ihre Gäste überraschen: mit Mie-Nudeln, Gurke, Kräutern, Huhn und unserer Geheimzutat – selbstgemachtem Chili-Öl. Für asiatische Nudelsalate sollte man sich immer ein bisschen mehr Zeit zum Abschmecken nehmen, denn sie geraten so gut wie nie bereits beim ersten Probieren perfekt. Beim Glasnudelsalat zum Beispiel verschätze ich mich regelmäßig mit Limette und Fischsoße