Papenburg – Disney-Filme haben eines gemeinsam: Trotz vieler Schicksalsschläge geht jede Geschichte am Ende für den Helden gut aus. Gilt das auch für die angeschlagene Meyer Werft?
Hoffnung gibt es zumindest wieder. Denn das Traditionsunternehmen in Papenburg (Niedersachsen) hat einen Mega-Auftrag an Land gezogen. Es soll für die US-Reederei „Disney Cruise Line“ (gehört der Walt Disney Company) vier weitere Kreuzfahrtschiffe bauen. Zwischen 2027 und 2031 werden die Kreuzfahrt-Riesen dann übergeben.
Auftragsvolumen? Bisher ein gut gehütetes Geheimnis. Die Meyer Werft selbst spricht vom größten Auftrag in der Geschichte des Unternehmens. Details zu Design, Namen und Routen seien derzeit in der Entwicklung.
Elf Schiffe bis 2031
Werft-Boss Bernard Meyer (62) hat die Vereinbarung mit Disney in der vergangenen Woche unterzeichnet. Insgesamt umfasse das Auftragsbuch der Werft damit zehn Kreuzfahrtschiffe, ein Forschungsschiff sowie den Stahlbau von vier Offshore-Konverterplattformen im Gesamtwert von elf Milliarden Euro, teilte das Unternehmen mit. Die Aufträge reichten bis 2031.
Disney ist schon Stammkunde an der Ems. Meyer hat 2010 die „Disney Dream“ für die US-Reederei fertiggestellt, drei weitere Märchen-Riesen sind im Bau. In diesem und im kommenden Jahr sollen die „ Disney Treasure“ und die „Disney Destiny“ übergeben werden.
Betriebsratsvorsitzende Andreas Hensen: „Diese neuen Aufträge sind für den Betriebsrat sowie alle Kolleginnen und Kollegen ein weiteres starkes und positives Signal für die Zukunft der Arbeitsplätze in Papenburg.“
Unternehmen in der Krise
Denn das weltbekannte Traditionsunternehmen durchlebt derzeit die schwerste Krise seiner mehr als 200-jährigen Existenz. Bis Ende 2027 müssten mehr als 2,7 Milliarden Euro finanziert werden. Derzeit prüfen das Bundeswirtschaftsministerium und das Land Niedersachsen mögliche Hilfen.
Die Schulden waren trotz guter Auftragslage aufgelaufen. Das Problem: Die Werft muss die Schiffe zu weiten Teilen vorfinanzieren. Gezahlt wird erst bei Abgabe. Inzwischen waren aber u.a. wegen der Corona-Krise die Baukosten extrem gestiegen.
Im Juli einigten sich Geschäftsführung, Betriebsrat und IG Metall auf ein Restrukturierungskonzept: 340 der rund 3300 Stellen sollen demnach abgebaut werden.