Russland im Würgegriff der Sanktionen: Putin könnte mit China auf ein uraltes System zurückgreifen

Startseite Wirtschaft Russland im Würgegriff der Sanktionen: Putin könnte mit China auf ein uraltes System zurückgreifen Stand: 14.08.2024, 22:24 Uhr Von: Bettina Menzel Kommentare Drucken Teilen Der russische Präsident Wladimir Putin im Mai 2024 bei einem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in der Hauptstadt Peking. © IMAGO/Ju Peng / Xinhua China und Russland arbeiten
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Russland im Würgegriff der Sanktionen: Putin könnte mit China auf ein uraltes System zurückgreifen

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Der russische Präsident Wladimir Putin sitzt neben dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping
Der russische Präsident Wladimir Putin im Mai 2024 bei einem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in der Hauptstadt Peking. © IMAGO/Ju Peng / Xinhua

China und Russland arbeiten offenbar an einem Tauschhandelsystem. Damit wollen die Länder die westlichen Sanktionen umgehen. Modernere Lösungen lassen noch auf sich warten.

Moskau – Mehr als 900 Tage läuft der Ukraine-Krieg. Seitdem haben China und Russland ihre wirtschaftlichen Beziehungen gestärkt. Unter dem Radar des Westens könnten sich die Wirtschaftsbeziehungen aber künftig noch stärker ausweiten – mithilfe einer alten Taktik.

Wie Russland und China alte Handelssysteme nutzen, um westliche Sanktionen zu umgehen

Seit der völkerrechtswidrigen Invasion in die Ukraine ist Russland das am meisten sanktionierte Land der Welt. Doch in vielen Bereichen schafft es Moskau, die Beschränkungen des Westens zu umgehen: Halbleiter bekommt Kremlchef Putin aus Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen, Diamantexporte gehen über neue Handelsrouten und sanktionierte Finanzgeschäfte mit China laufen in Grenzregionen unter dem Radar der US-Sanktionen weiter. Doch die Umgehungen sind mit hohen Kosten verbunden und die Zahlungsprobleme bestehen weiter. Für russische Unternehmen wird es immer schwieriger, grenzüberschreitende Zahlungen in der chinesischen Währung Yuan zu tätigen.

Laut Kommersant werden derzeit rund 80 Prozent der Yuan-Zahlungen nach Russland zurückgeschickt – und der Außenhandel somit extrem erschwert. Hinzu kommt, dass der Westen die Daumenschrauben zuletzt immer weiter angezogen hatte. Nun reaktivieren Russland und China offenbar ein jahrtausendealtes System wieder neu, um die Zahlungsprobleme auszuräumen: den Tauschhandel. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am vergangenen Donnerstag (8. August) unter Bezugnahme auf drei nicht namentlich genannte Quellen aus dem Handels- und Zahlungsverkehr. Demnach könnte das neue System bereits im Herbst dieses Jahres mit Geschäften im Agrarbereich starten.

Tauschhandel im Schatten von Sanktionen: Metall gegen Maschinen

Schon in der Vergangenheit gab es zwischen Russland und China Tauschgeschäfte – zuletzt allerdings vor rund 30 Jahren. Peking hingegen ist noch gut in Übung: 2019 tauschte China laut Reuters Palmöl aus Malaysia im Wert von 150 Millionen US-Dollar gegen Bauleistungen, Rohstoffe und zivile sowie militärische Ausrüstung. Iran lieferte China im Jahr 2021 Pistazien im Wert von zwei Millionen US-Dollar und erhielt dafür chinesische Autoteile. Durch einen solchen Tauschhandel lassen sich demnach Währungsrisiken reduzieren und der Einblick des Westens in die Geschäfte einschränken.

Im Januar veröffentlichte das Wirtschaftsministerium in Moskau Anweisungen für russische Unternehmen zur Umsetzung von Tauschgeschäften, wie Forbes Russland berichtete. Diese Art von Geschäften sei eine gute Möglichkeit, internationale Abrechnungen und Bargeld zu vermeiden, hieß es da. Und es gab konkrete Handlungsanweisungen, etwa was die Einschätzungen des Warenwertes angeht. Aktuell verhandeln Moskau und Peking offenbar den Export von Metall aus Russland im Tausch gegen Maschinen aus China, wie eine Quelle aus einem russischen Industrieunternehmen Reuters sagte.

Alternative zum Tauschhandel: Kommt ein eigenes Zahlungssystem zwischen China und Russland?

Kurz nach Beginn des Krieges war Russland aus dem Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen worden. Moskau und Peking haben zwar eigene Zahlungssysteme, diese sind jedoch noch nicht miteinander verbunden. Als einzige „Brücke“ diene derzeit noch SWIFT oder Remote-Banking-Dienste, so eine Quelle zu Reuters. Experten rechnen nicht vor 2028 mit einer Verbindung des russischen Finanznachrichtendienstes (SPFS) für Finanztransaktionen auf der einen Seite und dem chinesischen CIPS-Bankensystem auf der anderen. Ebenfalls im Gespräch ist auch ein eigenes Zahlungssystem der BRICS-Staaten oder der Mitglieder der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO).

Die neuen Sanktionen würden die Grundlage des auf dem US-Dollar basierenden internationalen Währungs- und Finanzsystems zerstören, hieß es im April aus Moskau. Man plane deshalb „ein eigenes Finanznachrichtensystem und die Schaffung einer unabhängigen BRICS-Rating-Agentur“, sagte der russische Finanzminister Anton Siluanow damals laut Reuters. Der russische Präsident Wladimir Putin lobte im Juli bei einem SCO-Gipfel in Kasachstan die zunehmende Verwendung nationaler Währungen statt des US-Dollars. Zudem forderte er ein neues Zahlungssystem innerhalb der Gruppe. Das wäre eine modernere Lösung der Zahlungsprobleme zwischen China und Russland. Doch bis es so weit ist, kann es noch dauern. Mit Reuters

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