„Scheint kaum jemanden zu kümmern“: Mietpreisexplosion in Metropolen geht weiter
Obwohl es eine Mietpreisbremse gibt, klettern die Mieten unaufhörlich, da Verstöße meistens ignoriert werden – und zahlreiche Mieter sind sich ihrer Rechte nicht bewusst.
Frankfurt – Die M ietpreisbremse sollte Mieter und Mieterinnen entlasten und den Anstieg der Wohnkosten bremsen. Doch fast ein Jahrzehnt nach ihrer Einführung zeigt sich: Sie bleibt wohl weitgehend wirkungslos. Viele Vermieter ignorieren die Regelungen, während die Behörden oft nicht eingreifen. Mietende sind sich ihrer Rechte nicht bewusst oder scheuen aus Angst den Gang vor Gericht. Währenddessen steigen die Mieten in den Großstädten weiterhin – eine Entspannung ist nicht in Sicht.
Wohnkosten gehen in Deutschland durch die Decke: Mietpreisbremse bleibt unkontrolliert
Einblicke in die Mechanismen des Mietmarktes liefert Martin Peters vom Freiburger Portal Mietenmonitor. Mithilfe einer speziellen Software analysiert er tagtäglich die Mietinserate und überprüft deren Zulässigkeit.
Seine Beobachtungen sind alarmierend. Die Mietpreisbremse „scheint kaum jemanden zu kümmern“. „Auch, weil die Städte nicht darauf schauen. Es gibt keine Instanz, die das prüft“, erläutert Peters gegenüber der Tagesschau.
Eine Untersuchung des Mietenmonitors in Düsseldorf zeigte, dass etwa ein Viertel der Inserate gegen die Mietpreisbremse verstößt. Ein zentrales Problem: Viele Mieter und Mieterinnen sind sich ihrer Rechte nicht bewusst.
Kaum Mieter und Mieterinnen setzen sich für die Einhaltung der Mietpreisbremse ein
Eine Umfrage, durchgeführt von Felicitas Sommer von der TU München in Zusammenarbeit mit der LMU München, ergab zum Beispiel, dass nur 2,4 Prozent der Mietenden tatsächlich Gebrauch von der Mietpreisbremse machen. Laut Berichten der Tagesschau überprüft rund zwei Drittel der Befragten ihre Vergleichsmiete erst gar nicht. Unter denjenigen, die mehr als zehn Prozent über dem Mietspiegel lagen, gaben 21 Prozent an, dass sie sich nicht trauten, den Vermieter darauf anzusprechen – aus Angst vor Konsequenzen oder einer möglichen Kündigung.
Bundesbauministerium: Keine Einmischung in private Vertragsbeziehungen
Um das Gesetz durchzusetzen, müsste der Staat von sich aus aktiv werden, doch das Bundesbauministerium sieht keine Notwendigkeit. Bundesbauministerin Klara Geywitz äußerte, dass es den Bürgern offenstehe, vor Gericht zu ziehen, wenn Gesetze gebrochen würden. „Aber wir haben natürlich keinen Babysitter-Nanny-Staat, der sich in Vertragsbeziehungen zwischen zwei Privatpersonen mischt“, so Geywitz laut des Berichts.
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Anders sieht dies der Deutsche Mieterbund. Präsident Lukas Siebenkotten befürwortet zwar auch, dass Mieter und Mieterinnen sich selbst für ihr Recht einsetzen sollten. Er betont jedoch, dass der Staat eingreifen könne, wenn sie aus Angst oder Unsicherheit davor zurückschrecken.
So haben sich die Mieten in deutschen Großstädten entwickelt
Gleichzeitig wird das Leben im Großstadtdschungel immer kostspieliger. Eine Analyse vom Immobilienportal Immowelt zeigt, dass die durchschnittlichen Mieten in den größten Städten Deutschlands im vergangenen Jahr um sechs Prozent gestiegen sind.
Für die Untersuchung wurden die Mietdaten von 15 Städten mit über 500.000 Einwohnern ausgewertet. Verglichen wurden die Mieten von angebotenen Wohnungen zum Stichtag 1. Juli 2023 und 1. Juli 2024, heißt es im Business Insider.
Besonders in München müssen Wohnungssuchende tiefer in die Tasche greifen. Laut Bericht sind die Mieten für Bestandswohnungen dort im letzten Jahr um 3,6 Prozent gestiegen. „Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist vor allem in den Metropolen ein erhebliches Problem“, erklärt Piet Derriks, Geschäftsführer von Immowelt, im Bericht.
Rekorderhöhung der Mieten in Bremen: 6,3 Prozent mehr fürs Wohnen
Auch in Berlin stiegen die Mieten um 3,6 Prozent, und der Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen beträgt jetzt 13,03 Euro. Am stärksten trifft es jedoch die Mieter in Bremen, wo die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 Prozent zugenommen haben.
Eine Entspannung der Situation ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Die Lage könnte sich weiter zuspitzen. „Alle Vorzeichen sprechen für weitere Mietpreisanstiege“, warnt Derriks.