„Sehr übler Trend“: Haushalt in Attenkirchen – Kämmerin äußert düstere Prognose
Die finanzielle Situation der Gemeinde Attenkirchen ist angespannt. Kämmerin Silvia Rockermaier sprach von einem „sehr üblen Trend“.
Ein „Rekordjahr“ verzeichnet die Gemeinde Attenkirchen im laufenden Jahr: „Wir haben zum ersten Mal die zehn Millionen Euro beim Gesamthaushalt geknackt“, sagte Silvia Rockermaier, Kämmerin der Verwaltungsgemeinschaft Zolling, bei den Haushaltsberatungen am Montag im Attenkirchener Gemeinderat. Grund zur Freude ist dies aber nicht: Die finanzielle Situation der Gemeinde ist angespannt.
Im Verwaltungshaushalt zählen etwa die Gewerbesteuer mit 2,4 Millionen Euro (Vorjahr: 2,34 Millionen Euro), die Schlüsselzuweisungen in Höhe von rund 572 000 Euro (663 000 Euro), die Kanalbenutzungsgebühren mit rund 595 000 Euro (525 000 Euro) und die Kindergartenbesuchsgebühren mit 161 000 Euro (143 000 Euro) zu den größten Einnahme-Posten.
Auch die Kosten fürs Kanalnetz sind enorm angestiegen
Dem stehen aber massive Ausgaben gegenüber. „Wir haben zum zweiten Mal in Folge eine Erhöhung der Kreisumlage“, erklärte Rockermaier – von 1,6 Millionen Euro im Vorjahr auf gut 1,8 Millionen Euro in diesem Jahr. „Die schlagen schon ordentlich zu.“ Einen „deutlichen Sprung zum Vorjahr“ gebe es beim Straßenunterhalt: Hier stiegen die Ausgaben von 91 000 Euro im Vorjahr auf nunmehr 377 000 Euro. „Hier sind viele Maßnahmen drin – auch solche, die verschoben wurden“, erklärte Rockermaier.
Und beim Unterhalt des Kanalnetzes ist der Anstieg ebenfalls enorm: Von 69 000 Euro im Vorjahr auf 481 000 Euro in diesem Jahr. Eine „jährliche Steigerung“ gibt es laut Rockermaier bei den Personalkosten, die heuer bei zirka 2,09 Millionen Euro (2023: 2,02 Millionen Euro) liegen.
Der Haushalt im Überblick
Gesamthaushalt: 10,7 Millionen Euro
Verwaltungshaushalt: 7,7 Millionen Euro
Vermögenshaushalt: 3,03 Millionen Euro
Zuführung vom Vermögens- zum Verwaltungshaushalt: 858 350 Euro
Rücklagen (1. Janaur 2024): 3,9 Millionen Euro
Entnahme aus den allgemeinen Rücklagen: 2,6 Millionen Euro
Kreditaufnahme: 0 Euro
Schuldenstand zum 31. Dezember 2024: 2,6 Millionen Euro
Pro-Kopf-Verschuldung: 935 Euro
Im Vermögenshaushalt stehen den Gesamteinnahmen von drei Millionen Euro erhebliche Ausgaben gegenüber: etwa Bau- und Planungsmaßnahmen mit 969 000 Euro, Straßenbaumaßnahmen mit 326 000 Euro, der Fußgängerüberweg am Kreisverkehr mit 153 000 Euro (hier gibt es Förderungen), das Kinderhaus mit über 100 000 Euro sowie Kanal- und Kläranlage mit rund 71 000 Euro. Auch das neue Feuerwehrfahrzeug schlägt mit 567 000 Euro ordentlich zu Buche, wobei hier eine Förderung zu erwarten ist.
„Ein sehr, sehr großer Punkt, der den Vermögenshaushalt belastet, ist die Zuführung an den Verwaltungshaushalt“, führte Rockermaier aus. „Der Verwaltungshaushalt, der sich selber tragen muss, kann sich nicht selbst ausgleichen“, erklärte die Expertin, weshalb rund 858 000 Euro zugeführt werden müssen. „Das heißt: Wir haben 860 000 Euro mehr Ausgaben als Einnahmen – das ist sehr schlecht. Der Verwaltungshaushalt sollte die laufenden Ausgaben decken und, wenn möglich, noch etwas erwirtschaften, dass die Gemeinde investieren kann. Wir haben aber einen gegenläufigen Trend.“ Den Grund dafür sieht sie unter anderem in steigenden Personal- und Unterhaltskosten. „Das macht allen Gemeinden zu schaffen – nicht nur Attenkirchen. Das ist ein sehr übler Trend.“
Gemeinde wird um Kreditaufnahme nicht herumkommen
Mit Blick auf künftige Investitionen wie etwa ins geplante neue Feuerwehrhaus, das laut Bürgermeister Mathias Kern im Zeitraum 2026/2027 realisiert werden soll, die Ausweisung eines Baugebiets oder Kanalsanierungsmaßnahmen, um nur einige Posten zu nennen, kündigte Rockermaier an, dass die Gemeinde „um eine Kreditaufnahme nicht herumkommen“ werde. In Zahlen bedeutet dies laut Kern: „Wir werden, um flüssig zu bleiben, im nächsten Jahr eine Million Euro Kreditaufnahme brauchen und im Jahr 2026 ebenfalls eine Million. 2027 sollten wir wieder im Lot sein.“
Meine news
Eine der wenigen Wortmeldungen zum Haushalt kam von GOL-Gemeinderat Walter Schlott: Er wiederholte seine „alljährliche Kritik“ zum Zeitpunkt der Haushaltsberatung: „Wir haben bereits mehr als die Hälfte vom Geld ausgegeben“, und „die Mitte des Jahres ist schon weit überschritten“. Nun könne man nur noch schauen, dass „der Haushalt passt“. Das, so Schlott, „fühlt sich nicht gut an“. Trotzdem „werde ich zustimmen“, sagte er – und das taten auch seine Kollegen.