“SOS Hundehilfe Prignitz” – Im Tierheim geht das Licht aus…

“SOS Hundehilfe Prignitz” – Im Tierheim geht das Licht aus Fr 26.07.24 | 10:46 Uhr | Von Franziska Tenner und Philipp Rother   15 Bild: dpa Futter, Unterbringung, Arztkosten: Tierheime müssen für die Betreuung der Tiere viel Geld aufbringen. Viele Einrichtungen bleiben auf ihren Kosten sitzen. In der Prignitz steht ein Heim nun vor dem Aus.
“SOS Hundehilfe Prignitz” – Im Tierheim geht das Licht aus…

“SOS Hundehilfe Prignitz”

Im Tierheim geht das Licht aus


Fr 26.07.24 | 10:46 Uhr | Von Franziska Tenner und Philipp Rother

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Gerettete Chihuahua Hunde in einem Tierheim (Quelle: dpa/Bernd Weißbrod)
Bild: dpa

Futter, Unterbringung, Arztkosten: Tierheime müssen für die Betreuung der Tiere viel Geld aufbringen. Viele Einrichtungen bleiben auf ihren Kosten sitzen. In der Prignitz steht ein Heim nun vor dem Aus. Von Franziska Tenner und Philipp Rother

50 Katzen und 60 Hunde leben aktuell im Tierheim “SOS Hundehilfe Prignitz” in Groß Lüben bei Bad Wilsnack. Sie wurden beschlagnahmt oder sind Fundtiere. Wie lange sie noch in dem Heim von Leiterin Cornelia Grothe betreut werden können, ist aktuell die große Frage.

Die Tiere kommen in der Regel in einem sehr schlechten Zustand nach Groß Lüben. Von Bisswunden bis Brandnarben – die Mitarbeiter des Tierheims haben schon fast alles gesehen. Viele Tiere wurden misshandelt, andere sind unterernährt. Fast immer wird ein Tierarzt gebraucht.

15.000 Euro für Tierarztbehandlungen im Juni

Allein im Juni mussten 15.000 Euro für Tierarztbehandlungen ausgegeben werden. Hinzukommen Kosten für die Unterbringung und das Futter. Der Landkreis und die Kommunen zahlen aber nur 52.000 Euro pro Jahr an das Heim. Darüber hinaus gehen Spenden ein. Das Geld reicht aber nicht – auf einen Großteil der Kosten bleibt das Tierheim sitzen.

“Wir werden seit Jahren nicht kostendeckend von den Kommunen und vom Landkreis bezahlt für unsere Aufgaben, die wir für sie erfüllen”, sagte Tierheimleiterin Grothe im Gespräch mit dem rbb. So ergehe es fast allen Tierheimen in Deutschland.

Vor zwei Jahren saß Grothe mit den Kommunen, dem Landkreis und dem Veterinäramt zusammen: “Da hatten wir es genau ausgerechnet und haben gesagt, wir brauchen 300.000 Euro pro Jahr”, berichtete die Leiterin: “Da wurden wir ausgelacht.”

Die Verantwortung für Tierheime liegt aber auch beim Land Brandenburg. Und das hat Anfang des Jahres einen neuen Tierheimerlass verabschiedet, der die Ansprüche an Tierheime noch erhöht. “Nach dem Erlass müssten wir sechs Mitarbeiter hier haben – und die vier, die wir jetzt haben, die sind schon zu teuer für die Kommune und den Landkreis”, so Grothe. Ein Problem in dem Zusammenhang sei auch, dass die Spenden nicht für die Bezahlung der Mitarbeiter verwendet werden dürfen. Das schreibe die Gesetzgebung für Vereine vor.

Zusätzlich erschweren jüngste Beschlüsse des Bundes die Situation. Diese sehen unter anderem eine drastische Kürzung der Gelder für Tierheime und Auffangstationen in ganz Deutschland vor.

Cornelia Grothe hat die SOS Hundehilfe ins Leben gerufen (Quelle: rbb)Tierheimleiterin Cornelia Grothe

Heim wird schließen, Landkreis überrascht

Weil sie sich nicht mehr anders zu helfen weiß, hat Cornelia Grothe nun beschlossen, die “SOS Hundehilfe Prignitz” demnächst zu schließen. Auf der Webseite des Tierheims hat sie das auch schon angekündigt.

Der Landkreis reagierte überrascht und teilte dem rbb auf Nachfrage mit: “Erst vor wenigen Tagen haben wir von den konkreten Finanzproblemen der SOS Hundehilfe in Groß Lüben erfahren. Wir bedauern dies, da wir mit den Leistungen, die in Groß Lüben erbracht werden, sehr zufrieden sind.”

Zur Unterstützung des finanziell angeschlagenen Tierheims haben Prignitzer Kommunalpolitiker mittlerweile eine Petition gestartet. Mehr als 1.000 Unterschriften wurden bereits gesammelt. Anfang September will der Wittenberger Stadtverordnete Marcus Düring (Freie Wähler) die Petition an den Kreistag übergeben. Ob dadurch Besserung einkehren wird, ist unklar. Unklar ist auch, was mit den mehr als 100 Tieren passiert, wenn im Prignitzer Tierheim wirklich das Licht ausgeht.

Beitrag von Franziska Tenner und Philipp Rother


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15 Kommentare

  1. 15.

    In Ihren Kommentaren erteilen Sie viele Ratschläge, stellen ebenso viele Fragen. Sie könnten doch aktiv werden und mit Ihrem Wissen das Tierheim unterstützen.

  2. 14.

    “Für Fundtiere ist die Gemeinde oder Stadt zuständig.” Da ergeben sich Fragen.

    Die Gemeinde betreibt wohl keine eigene Einrichtung. Wurde die Leistung dann ausgeschrieben und die private Einrichtung hier hat diese Ausschreibung gewonnen? Wenn dem so ist, warum werden dann die Leistungen nicht der Gemeinde nach Vertrag in Rechnung gestellt? Hat vielleicht eine andere Einrichtung die Ausschreibung gewonnen und das hier ist der unterlegene Konkurrent, welcher der Gemeinde natürlich keine Rechnung stellen kann?

  3. 13.

    Für Fundtiere ist die Gemeinde oder Stadt zuständig. Sie hat für die Unterbringung und Versorgung der Tiere zu sorgen. Dazu zählt auch die tierärztliche Versorgung. Diese Aufgabe kann die Gemeinde an einen Verein u. ä. abgeben. Die Finanzierung bleibt trotzdem Pflicht der Gemeinde. Dies ist gesetzlich geregelt und keine Großzügigkeit irgendeines Amtes. Das Einschläfern eines Tieres, als Alternative zur Unterbringung, wie hier gefordert, ist gesetzlich verboten.

  4. 12.

    “Gründung einer GmbH? Erstmal 25k Einlage… ” Wenn Sie bedenken, was sie sonst so an Investitionen dafür brauchen, sind das Peanuts und Sie bekommen den Vorteil aus dem ‘bH’.

    “Tierheime sind nicht da um Gewinn zu machen” Dann wäre eine gGmbH angemessen, wenn Sie die gemeinnützigkeit bestätigt bekommen. Aber wo steht bitte, daß ein Tierheim keinen Gewinn machen darf? Sie brauchen allen für Reinvestitionen mindestens einen operativen Gewinn.

  5. 11.

    “es ist Aufgabe des Landes dafür Mittel bereit zu stellen. ” Es ist nicht die Aufgabe des Landes für privatwirtschaftliche Dienstleistungen die Mittel bereitzustellen – höchstens eine Anschubfinanzierung über die ILB.

  6. 10.

    “Bitte wie soll ein Tierheim/Verein wirtschaftlich sein? ” Es ist nicht die Aufgabe eines Kommentarbereiches für den Unternehmer jetzt einen tragfähigen Geschäftsplan zu entwickeln, da sollte man als Unternehmer im Vorfeld selbst kreativ sein. Ein paar Anstöße: wie wäre eine Kombination mit einer Tierpension, wie wäre die Zusammenarbeit mit einer Veterinärpraxis als gemeinschaftliches Unternehmen und damit das Angebot von veterinärmedizinischen Leistungen nicht nur intern, sonder auch extern, wenn sie auch Großtiere betreuen könnte man vielleicht einen Pferdehof kombinieren etc pp.

  7. 9.

    “Um die verloren,geschundenen Tiere muss sich jemand kümmern” Ihren Idealismus in allen Ehren, aber im Endeffekt müssen Sie die Rechnungen mit Geld bezahlen und die Arbeitleistung angemessen vergüten. Entweder es ist genug Eigenkapital vorhanden (oder ein spenabler Mäzen) oder Sie müssen dieses Geld durch Einnahmen generieren. Wenn Ihnen das nicht gelingt sind Sie einfach zahlungsunfähig und müssen das Geschäft einstellen. Was ist damit dann für die Tiere gewonnen?

  8. 8.

    Bitte wie soll ein Tierheim/Verein wirtschaftlich sein?

    Welches Geld wollen Sie den mit nicht gewollten Tieren verdienen?

    Und wenn das Heim jetzt schließt, wo bleiben die Tiere die in der Urlaubszeit an der Autobahn ausgesetzt werden? Die bleiben dann da einfach sitzen?

    Gründung einer GmbH? Erstmal 25k Einlage…

    Tierheime sind nicht da um Gewinn zu machen sondern um den Tieren zu helfen und es ist Aufgabe des Landes dafür Mittel bereit zu stellen.

  9. 7.

    “Sie behandeln und bewerten Tiere wohl auch wohl als Ware” Nein, ich behandle die Einrichtung wie einen Geschäftsbetrieb. Wenn keine sichere Geschäftsgrundlage existiert, dann ist das sehr schlecht für die anfgenommen Tiere und die angebotenen Leistungen für Tiere.

  10. 6.

    Das sieht man aber auch, dass dieses private Tiergehalte ein Moloch ist.

    Ich würde Tiere nie derart „retten“, dass Zäune, Gitter, Gatter und Personal notwendig wären.

    Diese armen Kreaturen gehören ordnungsgemäß eingeschläfert und gut ist das.

  11. 5.

    Sie behandeln und bewerten Tiere wohl auch wohl als Ware,Kinder als Stammhalter gehen gerade so eben noch.Um die verloren,geschundenen Tiere muss sich jemand kümmern und nicht nur mit Spenden ,auch der Staat,also jeder ist in der Pflicht.Ansonssten haben wir wie in anderen Ländern Rudel von vagabundierenden nicht ganz so netten ehemaligen Haustieren.So wie wir alle, für einen selbst eigentlich nicht nützlichen Wert wie Fahradweg,Yachthafen,muss eben auch in das Tierwoh investiert werden. Ob nun freiwillig oder von Staatssekretär.

  12. 4.

    “Da hatten wir es genau ausgerechnet und haben gesagt, wir brauchen 300.000 Euro pro Jahr”, berichtete die Leiterin: “Da wurden wir ausgelacht.”

    Würde ich auch lachen, da das noch nicht einmal für die Gehaltssumme reichen dürfte – von den laufenden Kosten im Geschäftsbetrieb ganz zu schweigen – vielleicht mal eine Null an die Zahl anhängen, das wird das realistischer.

  13. 3.

    “Wir bedauern dies, da wir mit den Leistungen, die in Groß Lüben erbracht werden, sehr zufrieden sind.” Wenn der Landkreis mit den Leistungen so zufrieden ist, könnte man versuchen dem Landkreis für die erbrachten Leistungen auch eine Rechnung zu stellen.

  14. 2.

    “Ein Problem in dem Zusammenhang sei auch, dass die Spenden nicht für die Bezahlung der Mitarbeiter verwendet werden dürfen. Das schreibe die Gesetzgebung für Vereine vor.” Dann muß eben eine andere Geschäftsform genommen werden, wo ist das Problem, solche ein Tierheim als GmbH zu betreiben und die Mitarbeiter halt als normale Angestellte?

  15. 1.

    Dann stimmte der Geschäftsplan des Tierheims nicht, wenn das nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Warum genehmigt man solche Einrichtungen, wenn die Finanzierung nicht durch Eigenmittel oder Einnahmen sicher gewährleistet werden kann?

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