Sportlerin erringt Olympia-Gold und droht, nicht mehr für Heimatland zu starten
An Se-young holt sich im Badminton die Goldmedaille bei Olympia, kritisiert danach den südkoreanischen Verband scharf und erwägt den Rückzug.
Paris – Groß war die Freude bei An Se-young am vergangenen Montag (5. August). Im Einzel-Finale im Badminton schlug die Südkoreanerin die Chinesin He Bingjao in zwei Sätzen und setzte sich die Olympia-Krone auf.
Nach Olympia-Triumph: Südkoreanerin An Se-young kritisiert eigenen Verband
Alles gut also? Keinesfalls. Denn unmittelbar nach dem Triumph in Paris holte die Goldmedaillen-Gewinnerin zum Rundumschlag gegen den eigenen Verband aus und formulierte schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen.
Im vergangenen Herbst habe sie trotz Knieschmerzen beim Finale der Asian Games antreten müssen, was sie nachhaltig beschäftigen würde. „Ich war während meiner Verletzung so, so enttäuscht von ihnen. Ich kann diese Momente einfach nicht vergessen“, wird An Se-young in südkoreanischen Medien zitiert.
Trotz Gold bei Olympia: An Se-young drohte mit Rücktritt
Der Verband habe seine Aufgaben und Pflichten „vernachlässigt“, formulierte sie weiter. Der Graben zwischen beiden Partien ist offenbar so tief, dass eine Fortsetzung der internationalen Karriere für die 22-Jährige in Frage steht.
„Ich glaube nicht, dass es mit der Nationalmannschaft weitergehen kann“, sagte sie zunächst, stellte aber kurz darauf klar, dass sie mit ihren Aussagen lediglich Maßnahmen des Badmintonverbandes erreichen wollte. Ernsthaft aus dem internationalen Sport zurückziehen wolle sie sich nicht.
An Se-young über Olympia-Gewinn: „Wut war der Treibstoff“
Im Gespräch mit der NachrichtenagenturYonhap gab sie zudem weitere Einblicke: „Einmal durfte ich einfach nicht an Turnieren in Frankreich und Dänemark teilnehmen, und niemand gab mir eine Erklärung. Der Verband hat mich abgemeldet, ohne mir das mitzuteilen.“
Und weiter: „Meine Wut war der Treibstoff, der mir geholfen hat, meinen Traum zu verwirklichen. Ich wollte, dass meine Stimme gehört wird. In gewisser Weise ist das mein Traum gewesen.“ Zudem kritisierte sie auch die Trainingsbedingungen und die Unterschiede, die zwischen Einzel- und Doppel-Spieler:innen gemacht werden.
Olympia: Kritik von An Se-young in Südkorea wohl nicht gut angekommen
Mit ihren Äußerungen hat An Se-young auf jeden Fall eine Reaktion erreicht. Lee Kee-heung, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Südkorea, sagte am Dienstag: „Ich habe von fünf Trainern Berichte angefordert, wie mit Ans Verletzung zwischen den Asienspielen 2023 und den Olympischen Spielen in Paris umgegangen worden ist.“
Nach der am Dienstag erfolgten Rückreise nach Südkorea wolle sich das KSOC näher mit den Vorwürfen auseinandersetzen. Auch die Spielerin selbst wollte zunächst keine weiteren Aussagen tätigen, beschrieb die Situation als „aktuell sehr kompliziert“. Bei den Entscheidungsträger:innen in der Heimat soll die Kritik indes nicht gut angekommen sein. Wie die South Korean Times vermeldete, steht „sehr zeitnah“ nach der Rückkehr ein Gespräch mit dem Sportministerium an.
Derweil werden die Beschwerden über das Olympische Dorf immer lauter, ein Olympiasieger hielt zuletzt sogar ein Nickerchen im Park. (masc)