Theaterspaziergang führt die Teilnehmer durch drei Jahrhunderte Stadtgeschichte

Startseite Lokales Schongau Schongau Theaterspaziergang führt die Teilnehmer durch drei Jahrhunderte Stadtgeschichte Stand: 03.08.2024, 21:00 Uhr Kommentare Drucken Teilen Dramatische Szenen warteten beim Kasselturm auf die Zuschauer, als Teufel Hemmerli (li.) versucht, sich der reinen Seele der jungen Katharina zu bemächtigen. © Manfred Ellenberger Gemeinsam mit dem Kulturverein „LiccAmbra“ hat das „LechTheater“ wie schon im Jahr
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Dramatische Szenen warteten beim Kasselturm auf die Zuschauer, als Teufel Hemmerli (li.) versucht, sich der reinen Seele der jungen Katharina zu bemächtigen.
Dramatische Szenen warteten beim Kasselturm auf die Zuschauer, als Teufel Hemmerli (li.) versucht, sich der reinen Seele der jungen Katharina zu bemächtigen. © Manfred Ellenberger

Gemeinsam mit dem Kulturverein „LiccAmbra“ hat das „LechTheater“ wie schon im Jahr 2022 zum Theaterspaziergang durch die Schongauer Altstadt eingeladen. Genau genommen waren dies an drei Tagen je drei Spaziergänge mit bis zu 27 Teilnehmern.

Schongau –Waren es vor zwei Jahren Szenen aus dem Schauspiel „Die Hexenfuhre“, die an verschiedenen Schauplätzen gezeigt wurden, so begaben sich die Zuschauer in diesem Jahr auf eine über mehr als drei Jahrhunderte erstreckende Zeitreise. Um das 22-köpfige Ensemble an den fünf Spielstätten erleben zu können, wurde durch Schongau spaziert, um bei den jeweiligen Szenen dabei zu sein. Um allen die Zeit, in der die historischen Geschichten spielen, als auch die Schauplätze näherzubringen, war bei jedem Spaziergang eine Stadtführerin dabei.

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Am ersten Schauplatz ging es am Frauentor hinaus zurück ins Jahr 1700. Das frühere „Kühtor“ war kurz zuvor aus Sicherheitsgründen abgetragen und nach Maßgabe des barocken Festungsbaus umgestaltet worden. Eine vom Bildhauer Johann Pöllandt, inzwischen auch Bürgermeister, außen angefertigte Marienstatue ziert das neue Tor damals wie heute. Dort gingen vor den Zuschauern Maria Pöllandt und Magd Magdalena Segmiller entlang, als sie auf Marias Gatten, Johann Pöllandt, und den Ratsherrn und Spielmann Christian Peter trafen. Letzterer meinte, dass „das Geld wohl eher für eine dickere Mauer und ein stärkeres Tor hätte ausgegeben werden sollen“. Der Bürgermeister hingegen sagte, der Glaube an Gott sei entscheidend und ließ sich sogleich von Peter dessen mitzuführenden Rosenkranz zeigen. Bei dem Gespräch konnte man so einiges aus dieser Zeit erfahren.

Turmherrin berichtet von Teufelstritt

Anschließend ging es entlang der Stadtmauer zum Kasselturm. Dort wurden alle von Turmherrin und Kräuterexpertin Ursula Engelwurz erwartet. Diese könne von einem wahrlich mysteriösen Ereignis berichten, hieß es. Auch sei sie es gewesen, die einen Fußabdruck im Turm entdeckt hatte, den Teufelstritt.

Die Besucher wurden Zeugen einer Geschichte, in der Hemmerli, wie sich der Teufel nannte, zu der Zeit um 1802 versuchte, sich der reinen Seele der jungen Katharina zu bemächtigen. „So viel Frömmigkeit halte ich nicht aus“, sagte er und wurde trotz seiner Schlechtigkeit von Katharina überlistet. Geblieben ist sein hinterlassener Teufelstritt. Aber auch Katharina ward von diesem Tag an nie mehr gesehen.

Die Verlobung König Ludwigs II.

Noch beeindruckt von dem Erlebten, führte der Weg vor das historische Ballenhaus zu einer sich 65 Jahre später zugetragenen Begebenheit. 1867 war nämlich die Verlobung König Ludwigs II. bekanntgegeben worden. „Es wird geheiratet, und es gibt ein Fest für alle“, hieß es bei den Frauen auf der Straße. Und auch in der Rats㈠stube im Ballenhaus war die Hochzeit das herausragende Thema.

„Es wird geheiratet und es gibt ein Fest für alle“ hieß es angesichts der zuvor verkündeten Verlobung von König Ludwig II.  bei vielen Frauen auf den Schongauer Straßen. Einige wollten das aber nicht so recht glauben
„Es wird geheiratet, und es gibt ein Fest für alle“, hieß es angesichts der zuvor verkündeten Verlobung von König Ludwig II.  bei vielen Frauen auf den Schongauer Straßen. Einige wollten das aber nicht so recht glauben. © Manfred Ellenberger

Wie andernorts auch, planten Bürgermeister Hans Anderl und Stadtrat Michael Bader ein teures Festbankett, um die Vermählung gebührend zu feiern. Mit der Botschaft „Die Hochzeit wurde abgesagt“ nahm all das aber ein jähes Ende. Von einer „Blamage“ war plötzlich die Rede. „Um Himmelswillen, die Peitinger. Wenn die erfahren, wie dumm wir jetzt dastehen mit unserer großen Feier, wir Schongauer“, dürfte sicher die größte Sorge gewesen sein.

Ihr weiterer Weg führte die Zuschauer über den Marienplatz zum Stadtmuseum ins Jahr 1898. Das Gebäude war da schon 70 Jahre lang Stadttheater, und sie wurden Beobachter einer Probe der Posse „Einen Jux will er sich machen“, bei der es zur Freude aller sehr turbulent zuging.

Dialog zwischen Herzog Christoph und Franz-Josef Strauß

Danach befand sich die letzte Spielstätte ganz nah: Es war das seit 1937 als Landratsamt genutzte, gut ein halbes Jahrtausend alte Schloss. Vor diesem angekommen, fanden sich die Besucher wieder im hier und heute, auch wenn die sich aus zwei Fenstern im ersten Stock heraus unterhaltenden Männer beide verstorben sind.

Alle News und Geschichten sind auch auf der Facebook-Seite der Schongauer Nachrichten zu finden.

Einer war der im 15. Jahrhundert lebende Herzog Christoph der Starke. Der andere der im 20. Jahrhundert lebende frühere bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß. Beide verband nicht nur eine hohe Bildung, sondern auch das Gebäude. Herzogschloss für den einen, Landratsamt für den anderen, in dem er einmal als Landrat residierte.

Nette Kuriosität am Rande

Der sich danach zwischen beiden entspinnende Dialog war ganz gewiss von hoher Güte. „Oh, mein geliebtes Schongau, was hab’s mit dir gmacht“, entfuhr es Strauß, als nach dem Sport und weiteren Themen die Gebietsreform zur Sprache kam. Seine Aufzählung von allem, was es danach nicht mehr gab in der Stadt, war ziemlich lang.

Eine nette Kuriosität war es sicher, dass der recht konservative Franz-Josef Strauß von SPD-Stadtrat Stefan Konrad gespielt wurde. Und das wohlbemerkt in allerbester Manier.

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

Hernach öffnete sich die Tür zum herrlichen Schlossgarten, wo nach zwei Stunden auf alle zur Musik der Gruppe „Farbenklang“ eine „Verköstigung durch den Traubenwirt“ wartete. Den Zuschauern dürften die Szenen aufgrund der geschichtlichen sowie mitunter sehr phantasievollen Inhalte und deren Tiefgang in bester Erinnerung bleiben.

Aufführungsorte und Darsteller

Frauentor im Jahr 1700: Angelika Engstle (Maria Pöllandt), Michael Reith (Bürgermeister Johann Pöllandt), Birgit Gutzeit (Magd Magdalena Segmiller), Bernhard Hindelang (Ratsherr u. Spielmann Christian Peter), Autorin: Daniela Puzzovio;

Kasselturm im Jahr 1802: Erzählerin Ursula Engelwurz, Darsteller: Emily Gonser (Katharina), Johannes Hühlmeyer (Hemmerli), Autoren: Claudia Martin und Helmut Schmidbauer;

Ballenhaus im Jahr 1867: Max Bertl (Bürgermeister Hans Anderl), Thomas Henneke (Stadrat Michael Bader), Carolin Kronjäger (Anna), Christiane Schweizer-Dacher (Walburga), Christa Zidek (Theres), Sandy Zimmermann (Bote), Autorin: Angela Dopfer-Werner;

Stadtmuseum im Jahr 1898: Alisa Beer (Gretl Jehlin), Claudia Martin (Gertrud), Florian Stögbauer (Valentin), Wilfried Zaremba (Xaver), Christian Beer (Regiseur Karl Jehlin), Autor: Maximilian Geiger;

Schloss im Jahr 2024: Frank Seelig in der Rolle des Herzog Christoph und Stefan Konrad in der Rolle des Franz- Josef Strauß, Autoren: Claudia Martin und Helmut Schmidbauer.

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