Traditionsunternehmen und Branchenführer nach 110 Jahren insolvent – 500 Mitarbeiter betroffen
Nach über einem Jahrhundert ist eine bundesweite Fotostudio-Kette in die Insolvenz gerutscht. 500 Mitarbeiter müssen um ihre Arbeitsplätze bangen.
Kiel – Die Pleitewelle in Deutschland erreicht mittlerweile immer mehr Branchen. Während zu Beginn viele Bauunternehmen aufgrund der hohen Zinsen insolvent wurden, sowie Firmen aus dem Gesundheitswesen und der Modebranche, die beide durch die Pandemie hart getroffen wurden, stehen die Zeichen mittlerweile überall auf Rot. Ein Versicherungsunternehmen meldete vergangenen Monat Insolvenz an, die Modemarkt Esprit beginnt mit der Abwicklung und auch die Dekokette Depot ist pleite.
Studioline ist insolvent: Firma mit 75 Tochterfirmen meldet Insolvenz an
Nun trifft es auch die bundesweit aktive Fotostudio-Kette Studioline. Am 29. Juli haben die beiden Muttergesellschaften studioline Photostudios GmbH und my photo studio GmbH in Kiel einen Insolvenzantrag gestellt. Das meldet das Insolvenzportal Indat. Neben den Muttergesellschaften wurden auch Insolvenzen für 75 Tochtergesellschaften beantragt. Betroffen sind 500 Mitarbeiter in ganz Deutschland, darunter rund 50 Auszubildende. Ihre Gehälter werden zunächst vom Insolvenzgeld gedeckt.
Der Geschäftsbetrieb der Studioline in den 80 Filialen gehe uneingeschränkt weiter, so der vorläufige Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber von der Kanzlei REIMER. Auch die neuen Azubis können ihre Beschäftigung aufnehmen, betont der Sanierungsbeauftragte.
Die Studioline wurde bereits 1910 gegründet und ist damit einer der ältesten Fotografiegeschäfte in Deutschland. Damals hatte der Gründer, Karl Prien, in Kiel ein Fotogeschäft zusammen mit einer Drogerie eröffnet. Bis heute wird das Unternehmen in Familienhand geführt.
Insolvenzen steigen an: „Heißer Herbst“ rollt an
Als Grund für die Insolvenz nennt Studioline die Kaufzurückhaltung der Kunden durch die Inflation sowie die gestiegenen Mietkosten vor allem dort, wo Indexmietverträge ausgehandelt wurden. Darunter versteht man Mietverträge, die sich jährlich um die Inflationsrate erhöhen.
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Die Inflation und Kaufzurückhaltung hat mittlerweile zahlreiche Einzelhandelsunternehmen in die Insolvenz gedrängt. Experten erwarten auch kein zeitnahes Ende der Insolvenzen – es gehe eher in einen „heißen Herbst“ so ein Experte.