Trauer um den Gründer des Benediktbeurer Christkindlmarkts
Günter Reinecker ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Der ehemalige Sparkassen-Chef für Benediktbeuern und Bichl engagierte sich auch sehr in seinem Wohnort Kochel.
Kochel am See – Im Alter von 92 Jahren ist kürzlich Günter Reinecker verstorben. Älteren Kochlern fällt bei seinem Namen sicherlich sofort ein: „Das war doch der mit seiner Rentnergruppe!“ Es war das Jahr 1996 und Reinecker damals 64 Jahre alt, als er die Idee mit einer ehrenamtlichen Arbeitskolonne hatte. Sich als Rentner auf die faule Haut zu legen, kam für ihn nicht in Frage. Und er konnte immer wieder neue Senioren dafür begeistern, gemeinsam mit ihm wichtige Arbeiten in der Gemeinde zu übernehmen, die ansonsten liegenbleiben.
Wollte „etwas Sinnvolles tun und fit bleiben“
Den Anstoß dazu hatte ihm der damalige Wegewart des Alpenvereins, Michel Schöfmann, gegeben. Der hatte darauf hingewiesen, dass der Wanderweg entlang der Kesselbergwasserfälle instandgesetzt werden müsse. Als Rentner ehrenamtlich für das Gemeinwohl arbeiten? Den Unterschied zu seinen früheren beruflichen Pflichten als Bankkaufmann beschrieb Günter Reinecker einmal so: Er und seine Mannen würden halt „nur arbeiten, wann sie wollen, was sie wollen und so lange wie sie wollen“. Dafür hat der sympathische, immer gut aufgelegte Senior viele angesprochen, weil es ihm nicht nur darum ging, etwas für die Gemeinschaft zu tun. Es gehe auch darum „fit zu bleiben, etwas Sinnvolles zu tun und in einer Gruppe integriert zu sein“. Bis zu 53 Senioren zwischen 6o und 80 konnte er so für sich gewinnen.
Das kennt wohl jeder aus seiner Gemeinde: es gäbe viel zu tun, aber keiner macht‘s. Anders in Kochel, wo Reineckers ortsbekannte Rentnertruppe Hand anlegte: Allein für die Wanderwege rund um Kochel seien 1900 Stunden zusammengekommen, dazu viele weitere für den Umbau der Heimatbühne, die Renovierung der Pfarrkirche und den drahtseilversicherten Gratsteig zwischen Herzogstand und Heimgarten – summa summarum 3500 freiwillige Arbeitsstunden, bilanzierte Reinecker 2007 anlässlich seines 75. Geburtstags, aber da war noch lange nicht Schluss.
Benediktbeurer Christkindlmarkt 20 Jahre lang organisiert
Beruflich wirkte Günter Reinecker als Sparkassendirektor in Benediktbeuern und Bichl. Das hatte zur Folge, dass er sich auch dort auf vielfältige Weise für das Gemeinwesen eingesetzt hat: Er gründete den original altbairischen Christkindlmarkt in Benediktbeuern, der danach viele Nachahmer fand, und organisierte ihn auch 20 Jahre lang. Außerdem war er Gründungsmitglied und Vorstand des Tennisclubs und maßgeblich am Bau der Plätze und des Vereinsheims beteiligt, setzte sich im Kloster Benediktbeuern für das ZUK ein und war Mitglied im Benediktenwandchor. Auch in Kochel sang er im Liederkranz mit und rief dort den Historischen Markt ins Leben.
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Günter Reinecker stammte ursprünglich aus Königsberg in Ostpreußen. Als 13-Jähriger aus seiner Heimat vertrieben, kam er mit seiner Familie schließlich nach Oberbayern und lernte hier seine Frau Christl kennen, eine gebürtige Kochlerin. Hier bauten sie sich ihre Existenz auf. Er hinterlässt seine Frau und zwei Töchter. (Rainer Bannier)