Vorbilder in jeder Hinsicht
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl und die Beachvolleyballerin Laura Ludwig sind beide als Mütter überaus erfolgreich. Der von ihnen bewältigte Spagat ist bemerkenswert.
Natürlich flossen Tränen, das war erstens zu erwarten und zweitens nicht zu verhindern. Bei Jessica von Bredow-Werndl waren es Tränen der Freude. Doppel-Olympiasiegerin in der Dressur – wie schon vor drei Jahren in Tokio. Damit stellte die 38-Jährige sogar Rekord-Medaillengewinnerin Isabell Werth, die nach der bisher so wackeligen Saison eine Geschichte für sich schrieb, ein klein wenig in den Schatten. Denn zwischen den beiden Spielen brachte Bredow-Werndl im August 2022 mal eben noch ihr zweites Kind, eine Tochter, zur Welt. Eine Familie zu managen, einen Ausbildungs- und Dressurstall zu führen und nebenher selbst mit einer Eleganz, die ihresgleichen sucht, ins Dressur-Rechteck zurückzukehren, als wäre es das Normalste der Welt, das verdient höchsten Respekt.
Stolz ist angebracht
Auch Laura Ludwig konnte ihre Emotionen nicht zurückhalten. Die Tage von Paris verliefen für die Rio-Olympiasiegerin zwar überhaupt nicht, wie erhofft. Mit Partnerin Louisa Lippmann blieb sie weiter unter ihren Möglichkeiten und noch weiter von der Copacabana-Form zurück, aber dennoch darf auch sie als Zweifachmama stolz auf das Geschaffte sein. Die Hamburgerin, deren Karriere im Sand vor zwanzig Jahren an der Seite der Starnbergerin Sara Goller begann, war über Jahre das Aushängeschild ihrer Sportart. Sie war eine der wenigen, die es verstanden hat, sich und das Beachvolleyball entsprechend zu vermarkten. Und wohl auch schlau genug, sich aus internen Grabenkämpfen (zumindest öffentlich) weitestgehend herauszuhalten.
Verstellt hat sich Ludwig dabei nie. Auch als Mutter hat sie noch den ein oder anderen kessen Spruch auf der Lippe und man merkt ihr an: da ist eine Athletin, die etwas zu sagen hat. Zum Glück geht all das dem deutschen Sport und vor allem dem Beachvolleyball nicht ganz verloren. Dass Ludwig bereits am Tag nach ihrem Aus spontan die Co-Kommentatoren-Rolle im TV eingenommen hat, passt zu ihr und wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man sie am Mikrofon erlebt hat.
Bei Jessica von Bredow-Werndl hingegen darf man gespannt sein, was die Zukunft bringt. Kollegin Isabell Werth hat ihr vorgemacht, dass man in der Dressur auch mit 55 Jahre noch lange nicht zum alten Eis gehört. Allerdings muss „JBW“ bis in vier Jahren in Los Angeles voraussichtlich eine hohe Hürde überspringen. Erfolgs-Stute Dalera ist bereits 17 Jahre alt, sie wird ein neues Pferd brauchen. Aber wenn das jemandem zuzutrauen ist, dann ihr.