Wenn Gen Z denkt, allein durch Manifestieren etwas zu erreichen, wird es gefährlich

Startseite Panorama Wenn Gen Z denkt, allein durch Manifestieren etwas zu erreichen, wird es gefährlich Stand: 21.08.2024, 05:33 Uhr Von: Jana Stäbener Kommentare Drucken Teilen „Ich ziehe Wohlstand an“: Affirmationen und Manifestation sind auf TikTok und auch im App-Store angekommen. Unsere Autorin probiert es aus. „Niemand außer mir entscheidet, wie ich mich fühle“, steht als
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„Ich ziehe Wohlstand an“: Affirmationen und Manifestation sind auf TikTok und auch im App-Store angekommen. Unsere Autorin probiert es aus.

„Niemand außer mir entscheidet, wie ich mich fühle“, steht als Mitteilung auf meinem Handybildschirm. Es ist die dritte von zehn sogenannten „Affirmationen“, die ich heute noch bekommen werde. Denn ich habe mir eine App heruntergeladen. Sie soll mir dabei helfen, erfolgreich zu werden und meine Ziele zu erreichen – indem ich es manifestiere.

Eine Werbeanzeige auf Social Media machte mich auf die App aufmerksam. Klar, wo sonst. Auf TikTok manifestieren junge Frauen als „Lucky Girls“ ihr Glück und geben Tipps, wie wir dank der Kraft unserer Gedanken erfolgreich werden und sogar die Liebe des Lebens finden.

Manifestieren und Affirmationen: Was steckt dahinter?

„Bei Affirmationen finden zwei uralte Vorstellungen zusammen: Die Idee, dass Sprache Schöpferkraft hat und das Konzept, dass der Geist über die Materie herrscht“, sagt der Religionswissenschaftler Georg Schmid BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Schon in der Antike habe es diese Vorstellung gegeben, sagt der Experte.

In der „New-Thought-Bewegung“ der USA des 19. Jahrhunderts habe sich diese Idee zum sogenannten „Positiven Denken“ weiterentwickelt. „Seitdem werden Affirmationen, Manifestationen und positives Denken immer wieder trendy“, sagt Schmid. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis sei bei keiner anderen spirituellen Praxis oder Religion so günstig. „Zum Affirmieren benötige ich keinen Zauberaltar“, sagt er. „Ich muss nicht fasten und ich muss nicht an regelmäßigen Treffen teilnehmen.“

Affirmation und Manifestation

Eine „Affirmation“ ist ein Glaubenssatz, der sich meist um die eigene Person dreht und dabei das Denken positiv („Ich bin erfolgreich“) oder negativ beeinflusst („Ich bin nichts wert“). Das Wort „Manifestation“ hingegen leitet sich vom lateinischen „greifbar machen“ ab. Es bedeutet, dass Dinge Wirklichkeit werden, indem sie laut ausgesprochen werden. Egal ob es dabei um einen selbst, eine andere Person oder eine materielle Sache geht.

Manifestion: Funktioniert es wirklich?

Apropos Kosten: Die App kostet 20 Euro im Jahr. Ich habe mir die kostenlose Probe-Version geholt. Seitdem ploppen positive Affirmationen wie „Ich ziehe Wohlstand an“ oder „Mein Erfolgspotential ist unbegrenzt“ auf meinem Bildschirm auf. Fühlt sich irgendwie echt gut an. Aber hilft es mir, erfolgreich zu werden?

Ja, sagt die Psychotherapeutin Sandra Figlioli-Hofstetter, denn solche Affirmationen „setzen im besten Fall eine positive Spirale in Gang“. Wenn ich mir diese Worte immer wieder sage, würde ich sie irgendwann selbst glauben und am Arbeitsplatz selbstsicherer werden, sagt sie. Dann bekäme ich positive Rückmeldungen, was mich weiter bestärke, ich würde noch erfolgreicher. 

In der Sozialpsychologie heißt das „selbst erfüllende Prophezeiung“, sagt Figlioli-Hofstetter BuzzFeed News Deutschland. In der Therapie sei es gängig, Affirmationen zu nutzen, um den Selbstwert von Patienten und Patientinnen zu steigern.

Personen, die über Manifestation sprechen, sind auf Social Media erfolgreich. Der TikTokerin @mindfuldash folgen über 40.000 Menschen.
Personen, die über Manifestation sprechen, sind auf Social Media erfolgreich. Der TikTokerin @mindfuldash folgen über 40.000 Menschen. © Screenshot TikTok @mindfuldash

Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von  BuzzFeed News Deutschland.

Wann Manifestieren problematisch wird

Der Manifestationstrend der Gen Z habe auch Schattenseiten: „Wenn Nutzerinnen solch einer App davon überzeugt sind, dass sie alleine durch das Manifestieren etwas erreichen – muss ich davor warnen“, sagt Figlioli-Hofstetter. Es brauche immer auch eine Verhaltensänderung. „Wenn ich manifestiere, ein Buch zu schreiben, stelle ich es mir nicht nur vor, ich spreche auch mehr darüber und bekomme so wertvolle Tipps von anderen.“

Studien zeigen, dass Methoden des Positiven Denkens dann „problematisch werden, wenn Vorsicht und Skepsis angebracht wären“, ergänzt der Religionswissenschaftler Schmid. Zum Beispiel, wenn Menschen leichtfertig Kredite aufnehmen, weil sie kommenden Reichtum affirmieren.

Bling. Bling. Bling. „Meine Gefühle zählen“, steht auf meinem Bildschirm. „Ich bin stolz auf mich“ und „Ich bin ruhig und geerdet“. Irgendwie bin ich das nach neun verpassten Push-Nachrichten nicht wirklich. Figlioli-Hofstetter hat da eine Idee: „Ich würde mir solche Sätze im Badezimmer an den Spiegel kleben – das ist doch viel günstiger und individueller.“

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